Nach einer letzten ruhigen Nacht in
Wanaka wachte ich gegen halb 8 auf. Ich blieb noch etwas liegen und während ich
da so im Internet surfte, traf mich der Supergau! Ab übermorgen bekommen
deutsche Staatsangehörige kein Visum on Arrival mehr in Nepal, Corona lässt
grüßen! Jetzt bin ich gerade echt etwas verzweifelt, es besteht die
Möglichkeit, ein Visum in Deutschland auf der Botschaft zu beantragen, dann
geht das (haben wir gelacht…). Mal ganz ehrlich, was soll das??? Ich war da
seit über 7 Monaten nicht mehr, war nur in fast corona-freien Ländern und jetzt
soll ich nicht nach Nepal einreisen dürfen, weil das falsche Land auf meinem
Pass steht??? Und ein Neuseeländer, der das letzte halbe Jahr in Italien war,
kann problemlos einreisen? Hallo, sucht den Fehler!!!
Dementsprechend verunsichert startete
ich in meinen Tag und packte meine Sachen. Dann fuhr ich noch einen Cappuccino
Trinken, bevor ich nach Queenstown aufbrach. Gegen halb 10 war ich auf der
Straße, die Fahrt dauerte nur gut eine Stunde. Auf dem höchsten Punkt war es
leider total neblig, keine Aussicht. Erst kurz danach gab es einen Blick auf
das Tal dahinter.
Gegen dreiviertel 11 war ich am Tahuna
Pod Hostel und fand zum Glück noch einen Parkplatz hinterm Haus. Sehr gut, denn
hier gibt es nur kostenpflichtige oder kurzzeitige Parkplätze. Einchecken
konnte ich natürlich noch nicht, aber meine Sachen in den Kühlschrank stellen
und etwas frühstücken. Dabei checkte ich noch mal genauer die Lage. Wirklich
besser wurde es nicht. Ich habe jetzt einen E-Visum-Antrag gestellt, durch den
Fragebogen kam ich ohne Probleme. Hab auch noch eine Email hinterhergeschickt
und die Situation geschildert. Ich bin nicht gefährlich!!! Jetzt dürft ihr mir
bitte alle die Daumen drücken, dass die 69$ nicht umsonst waren und ich das
Visum bekomme. Sonst kann ich wohl auch die Flugkosten von 450€ abhaken. Mein
Versicherungsmann macht mir keine großen Hoffnungen, dass die Reiseversicherung
hier zahlt, bei Corona streiken die wohl alle. Dabei ist meine Situation ja
vermutlich das genaue Gegenteil von allen anderen, die wegen Corona eine Reise
stornieren. Die wollen und ich müsste!!! Außerdem hab ich die nepalesische
Visum-Behörde angemailt und denen auch die Lage geschildert. Hoffentlich bringt
irgendwas einen Erfolg, sonst weiß ich echt nicht weiter! Sind auch nur noch 12
Tage…
Kurz nach 12 verließ ich dann mit gemischten
Gefühlen das Hostel, immerhin wollte ich ja Queenstown halbwegs entspannt
erleben. So entspannt ist die Stadt aber gar nicht. Es ist die
Adventure-Hochburg Neuseelands und das will was heißen. Hier wurden wohl einige
bekloppte „Sportarten“ erfunden. Neben unzähligen Agenturen zum Geldausgeben
gibt es alles, was Backpacker braucht: Bars, Restaurants und Outdoorgeschäfte.
Kathmandu (wie passend…) war mein erstes Ziel heute, denn die haben
Schlafmasken. Nun besitze ich wieder eine, aber wirklich zufrieden bin ich
nicht. Irgendwas muss ich daran optimieren, so rutscht die nur…
Wieder draußen aus dem Laden traf ich
zufällig auf Malte aus meinem Dorm in Wanaka und wir quatschten kurz. Danach lief
ich ans Seeufer, der See ist echt richtig toll. Ich entschied mich für eine
günstige Variante, Geld auszugeben, ohne Adrenalin: Ich fuhr eine Runde Boot.
Das Timing war perfekt, fünf Minuten nach meiner Ankunft fuhr das Boot um
Viertel 2 los. Es waren nicht viele Leute an Bord und fast alle unten, ich saß
ganz allein oben hinter der kleinen Brücke. Die Sonne schien zwar ordentlich,
aber im Fahrtwind war es ganz schön frisch.
Der Kapitän kam dann auch bald raus
und lud mich auf die Brücke rein, hatte er auch schon über Mikro für alle
Angeboten. Dann meinte er, ob ich nicht mal steuern wollte und schneller als
ich kucken konnte, saß ich auf dem Chefsessel und durfte ich eine Bucht lenken!
Später genoss ich dann wieder die
Aussicht von draußen. Und die war echt gut, die Wolken vom Vormittag hatten
sich fast komplett verzogen und man konnte ziemlich weit schauen.
Eineinhalb Stunden später legten wir
wieder im Hafen an. Ich begab mich zum nahen Strand, der gut gefüllt war, wenn
auch nur die wenigsten in Badesachen unterwegs waren. Die Luft war auch echt
frisch, es wird eben Herbst hier. Auf dem See ist auch ordentlich Action, die verschiedensten Arten von Speedbooten schießen hier durch die Gegend.
Ich lag etwas in der Sonne, danach
schlenderte ich noch eine Runde durch den Queenstown Garden, der sich auf einer
kleinen Halbinsel befindet. Echt nett. Hier spielt man liebend gern
Frisbee-Golf. Erklärt sich von selber! Auf dem Gelände war ordentlich was los,
die „Profis“ hatten alle große Taschen mit bestimmt 20 verschiedenen Frisbees
dabei und zielten erstaunlich gut.
Ich schlenderte eine Runde, dann ging
ich zurück in die Stadt. Eigentlich hatte ich Lust auf einen Kaffee irgendwo in
der Sonne, aber ich war erfolglos. Die meisten Lokalitäten hatten eher schon
Happy-Hour, dann gab es viele asiatische Restaurants, nirgends auch nur etwas, das
nach gemütlichem Café (oh, der Akzent geht wieder) aussah.
Hm, dann eben nicht. Im einzigen
vernünftigen (dachte ich) Supermarkt wollte ich für morgen einkaufen. Auch hier
war ich nicht wirklich erfolgreich. Es gab kein frisches Brot und keinen
Scheibenkäse (nur diesen Schmelzkäse)… Nicht wirklich meine Stadt, Wanaka hat
mir deutlich besser gefallen. Einfach gemütlicher.
Kurz nach 5 war ich wieder im Hostel.
Ich checkte ein in meinen „Pod“ in einem Sechserdorm mit 5 Chinesinnen (nun
kommen wir der Corona-Geschichte wenigstens etwas näher…). Die hatten auch mein
Bett schon mit Gepäck belegt… Das Hostel hat diese coolen „Pods“, das sind
längs angeordnete Betten mit Vorhang am Fußende. Ausgestattet mit Licht, Strom
und Ablagefläche sind sie richtig gemütlich.
Dann setzte ich mich noch auf den
kleinen Balkon, leider verschwand die Sonne aber schon bald hinterm nächsten
Berg, so dass ich nach drinnen umzog. Das Hostel ist schon toll, es gibt nicht
nur zum ersten Mal Frühstück inklusive, nein, abends bekommt man auch einen
Teller kostenloser Gemüsesuppe. Die holte ich mir, danach gab’s noch etwas von
meinen Nudeln von gestern.
Danach ging es nach oben, erst in die
Dusche und dann in meine gemütliche Höhle! Hier lässt es sich aushalten.
Inzwischen ist es halb 9, vom Visum hab ich noch nichts gehört, also, wie
gesagt, drückt mir die Daumen. Max. 72h Stunden soll es angeblich dauern…
Morgen gehe ich hier ein wenig
wandern, rauf auf den Berg. Mal sehen, ob bis ganz oben, sind wohl 6-8 Stunden
und ich muss noch mindestens 2h nach Te Anau weiterfahren… Und die Aussicht ist
wohl vorher auch schon sehr gut…
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