Dienstag, 31. Dezember 2019

30.12.19 - Busfahrt und Antarktis-Fazit


Die letzte Nacht war nicht so gut, das Bett war echt scheiße. Die Matratze hing komplett durch und das nach meinem tollen Luxusbett auf der Boreal… Somit war ich auch schon lange vorm Wecker wach. Um halb 7 machte ich mich dann leise fertig und lief die kurze Strecke zum Bus. Der stand auch schon da, quasi nur mit Backpackern außen rum. Ehrlich gesagt sieht er aus, als hätte ihn eine der guten brasilianischen Busagenturen vor 10 Jahren ausgemustert, schon etwas in die Jahre gekommen alles… Der Schlafsack kam hier ziemlich schnell zum Einsatz, erst wurde nicht geheizt und es war einfach kalt, dann, als ich dachte, jetzt passt die Temperatur, kam die Klimaanlage zum Einsatz… Unter meinem Schlafsack ist es schön warm, aber nicht mal zu heiß.
Um halb 12 erreichten wir den ersten Grenzübergang. Eine Stunde dauerte die Ausreise, genauso lang die Einreise. Wieder einmal wurden wir auf Obst und Co. untersucht. Immerhin, da wir Chile nur kurz durchqueren müssen – das argentinische Feuerland ist von der Außenwelt durch Chile abgetrennt – wurde unser Gepäckraum verplompt, so dass wir das große Gepäck nicht auch noch raus zerren mussten. Direkt nach der Grenze hielten wir an einem kleinen Schuppen zur Mittagspause.
Als wir wieder losfuhren, war es schon nach halb 3. Ich kuckte das einstündige Video vom Schiff, sind schon echt tolle Aufnahmen dabei! Dann schrieb ich etwas Blog und mein Fazit von der Antarktis und las etwas. Zwischendurch schlief ich immer wieder etwas. Vor dem Fenster passierte nicht viel. Alles ist flach, mit Gras und ähnlichem bewachsen und man sieht ein paar Schafe. Gegen fünf setzten wir mit einer kleinen Fähre aufs chilenische Festland über, jetzt sind wir also wieder in Patagonien.
Um sechs waren wir an der Grenze, zurück nach Argentinien ging es etwas schneller. Anscheinend hatten wir für Chile einen Transit-Stempel bekommen, denn wir mussten nur zur argentinischen Seite. Eine halbe Stunde später ging die Fahrt weiter und um halb 8 kamen wir endlich im klitzekleinen Busbahnhof in Rio Gallegos an. Von wegen 9h Fahrt! Aber für mich gut so, denn der Bus nach El Calafate fuhr um halb 9, somit war die Wartezeit deutlich kürzer. Der 2. Bus war deutlich besser, ich muss meine Aussage revidieren, offensichtlich werden die alten Busse dieser Agentur einfach am Arsch der Welt eingesetzt ;-) Dafür lief leider auch durchgehend ein Film, wie immer, Modell „mit viel Geballer“, was auch durch die Ohrenstöpfel dringt… Trotzdem schaffte ich es, recht bald und tief einzuschlafen und um ein Uhr in Calafate hochzuschrecken.
Google Map meinte es mal wieder ganz lustig mit mir, wir waren schon wieder einmal im Nirvana verschwunden. Zum Glück standen zwei nette Polizisten rum, die mir die Richtung zum Hostel zeigen konnten, waren nämlich echt nur 5 Minuten zu laufen. Unterwegs fand mein Handy mich dann auch noch wieder… Im Hostel angekommen war ich nicht die einzige, die aus diesem Bus gepurzelt ist, mindestens vier andere hatte ich auch schon in Ushuaia bzw. unterwegs gesehen. Der Check-in ging super schnell und schon war ich in meinem (megawarmen) Dorm. Ich sprang in den Schlafanzug, putzte Zähne und ab ging’s in mein Stockbett. Gute Nacht!
So, an dieser Stelle dann auch einen guten Rutsch, unwahrscheinlich, dass ich heute Abend den Blog schaffe, keine Ahnung. Hostel macht nen netten Eindruck, hier findet sich bestimmt jemand, um Silvester zu feiern. Also, kommt gut rüber und nächstes Jahr sehen wir uns alle wieder!!!

So, und hier mein Antarktis-Fazit:

Diese zweiwöchige Tour in die Antarktis ist das teuerste, was ich jemals gemacht habe, aber es war jeden Cent wert, nicht einen Moment habe ich es bereut, an Bord der Boreal gegangen zu sein. Was wir in den letzten Tagen gesehen haben, lässt sich einfach mit nichts anderem vergleichen. Und dazu gehört auch, dass ich mich für die „große“ Tour entschieden habe, die die Falklandinseln und Südgeorgien eingeschlossen hat. 


Südgeorgien und die tausenden Königspinguine dort, das ist einfach der Wahnsinn! Mir war vorher nicht bewusst, dass wir die (und auch die Kaiserpinguine) in der Antarktis selbst gar nicht sehen würden. All diese fluffigen jungen Pinguine, die halb ihr dickes Federkleid verloren haben, waren einfach zu knuffig. Und genauso die vielen jungen Seeelefanten mit diesen riesigen Kulleraugen! Unglaublich!



Aber auch Falkland war toll, Kolonien voll mit Gentoos und Rockhoppers mit ihrer lustigen Frisur, in einer Kolonie zusammen mit Albatrossen, die quasi 1m von uns entfernt brüteten und sich überhaupt nicht stören ließen.



Dann die Fahrt in Richtung Antarktis selbst, was waren wir aus dem Häuschen, als der erste Wal neben uns auftauchte. Und dann erst der erste Eisberg, denn so etwas hatte nun wirklich noch niemand von uns gesehen. Im Nachhinein war der eher aus der Kategorie „Putzig“…
Und dann, pünktlich am Heiligabend, betreten wir den weißen Kontinent, bei erstaunlich warmen Temperaturen. Unzählige Adelie-Pinguine erwarten uns mit vielen, vielen kleinen Babypinguinen. 


Wir fahren weiter Richtung Süden, immer mehr Eisberge schwimmen um uns. Dann sehen wir die riesigen Gletscher, die sich ins Meer schieben, der Weihnachtsmann fährt im Zodiac an uns vorbei und erwartet uns im ewigen Eis. 

Und schließlich der letzte Tag und das, womit keiner gerechnet hatte, inkl. Expeditionsteam: Bei der Zodiac-Tour werden wir von Buckelwalen umzingelt, wissen gar nicht, wohin wir schauen sollen, überall nur Wale! Da gehen die wunderschönen blauen Eisberge fast unter dazwischen.


Und da muss ich nochmal auf South Georgia zurückkommen, was wir dort an Pinguinen, Seeelefanten und Fellrobben gesehen haben, war Wahnsinn, so gesehen war die Antarktis eher leer. Einzelne Robben und ein paar Pinguinkolonien, aber nicht die ganz großen Pinguine.
Dazwischen das Leben auf dem Schiff, wir hatten mit Freestyle einfach wahnsinniges Glück, dieses Schiff zu bekommen! Absolute Oberklasse (übrigens 5 Sterne…), nicht dass ich diesen Luxus gebraucht hätte, aber schön war’s schon mal und wenn man bedenkt, was wir letztendlich dafür gezahlt hatten… Dazu war ja auch noch viel inklusive, was nicht normal ist (Alkohol, Internet und das sogar noch gut und Trinkgelder, was auch noch mal ne ordentliche Summe ist). Täglich tolle, interessante und unterhaltsame Vorträge über alles, was sich da unten so rumtreibt. Leckeres Essen, das man dann im kleinen Fitnessraum wieder abtrainieren konnte, Dampfbad und Pool. Das einzige, was fehlte, war der echte Polar Plunge.



Wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, ob ich in die Antarktis fahre und ob ich Falkland und Südgeorgien mitnehme oder nicht, die Entscheidung wäre ganz klar, ich mache alles genauso wieder! Gorillas in Ruanda, Safari in Kenia, Jaguare in Brasilien. All das waren hammergeile Erlebnisse, aber die letzten beiden Wochen toppen das alles echt noch mal!
Und wenn nun auch jemand Eis geleckt hat und dort hin will, dem kann ich nur empfehlen, mit freestyleadventuretravel.com in Kontakt zu treten, super Organisation, man muss sich quasi um nichts kümmern und bekommt top Angebote zu „günstigen“ Preisen! Sogar Handschuhe und Skihose kann man kostenlos leihen, Mütze und Loop bekommt man geschenkt.

Sonntag, 29. Dezember 2019

29.12.19 - Zurück in der harten Realität - ohne Buffet - ohne Piter!



Wir saßen gestern quasi bis zum bitteren Ende in der Observation Lounge, observieren konnten wir heute nur Ushuaia, wo es doch tatsächlich schon gegen halb 11 finster wurde. 

Wir hatten um 11 unsere Last Order, für mich der letzte Mojito (ohne Minze, die war aus…). Um 12 verabschiedeten wir uns von den übrigen und gingen alle ein letztes Mal in unsere Kabinen schlafen. Wirklich gut schlief ich nicht, fehlt wohl echt das Geschaukel. Um 5 war ich wach, ab 6 gab es im 10-Minuten-Takt Ansagen von Aurelia, wer von Bord gehen muss.
Um halb 8 stand ich auf, packte nun endgültig fertig, mein Großer ist mal wieder auf Höchstlevel, mit der dicken Jacke draufgeschnallt… 

Dann verabschiedete ich mich von Piter (Mist, keiner hat an ein Foto mit ihm gedacht) und ging zum Frühstück, es fanden sich nur noch ein paar Überreste, die alleine ab- oder auch noch weiterreisen. Stefan und Kristina waren auch schon weg. 

Um dreiviertel 9 verließen dann auch wir das Schiff, ein seltsames Gefühl. Einerseits ein klares Ende meines Urlaubs vom Urlaub, andererseits ein Start in weitere Abenteuer! Also die berühmten lachenden und weinenden Augen ;-) 

Außen vorm Schiff stand schon eine Wagenladung an frischen Waren, das, was man auf dem Bild sieht, sind quasi nur Getränke!

Ich lief zunächst zu meinem Hostel, da es auf dem Weg lag, stellte meinen großen Rucksack ab und ging dann weiter zur Freestyle Agency, um meine Hose und Handschuhe abzugeben. Dort lernte ich dann auch Sarah kennen, die ich noch nicht persönlich getroffen hatte, auch die drei anderen kamen kurz nach mir an. Wir quatschten noch kurz, dann suchten wir ein Cafe, denn wir alle haben einen Tag zum Rumtrödeln. Die anderen fliegen alle heute Abend zu unterschiedlichen Zeiten nach Buenos Aires.
So saßen wir also die nächsten Stunden bei Kaffee und ähnlichem, ab 12 schlug der Hunger zu, es war doch schließlich Zeit für unser Mittagsbuffet. Ich hatte leckere gebackene Kartoffeln, aber konnte das echt schon alles sein? Wo war nur mein 2. und 3. Gang?!? Ich war verwirrt und konnte auch nirgendwo ein Nachtisch-Buffet entdecken. Gegen 2 zogen wir weiter, die anderen ins nächste Cafe, ich zunächst zum Hostel, denn jetzt konnte ich mein Zimmer beziehen. Viel besser als das erste Hostel hier! Danach lief ich eine Runde durch die Stadt, überall sieht man Leute in Polarexpeditionsjacken oder auch Leute von unserer Crew. Dann ging ich schnell noch in den Supermarkt, um mich für heute Abend und die Fahrt morgen mit Essen einzudecken.
Nun sitzen wir im nächsten Cafe, alle schön mit unseren Notebooks und Essen um uns herum ;-) Inzwischen ist es immerhin schon fast 4, heißt auf der Boreal gehen gleich die nächsten Abenteurer an Bord und beziehen unsere Kabine! Aber ich möchte nicht tauschen, für heute Nacht und morgen sagt der Wetterbericht sehr starken Wind und damit hohen Seegang. Und wer wissen will, wie das bei uns aussah, auf Facebook ist ein Video. 
 Hier in Bildform, unten seht ihr, wie hoch das alles über dem Wasser liegt. Normalerweise...


Ach ja, ich werde in den nächsten Tagen mal schauen, ob ich ein paar Videos in die Dropbox hochladen kann, dann würde ich hier einen Link dazu posten… Mein Antarktis-Fazit schreibe ich morgen, da sitze ich von 7 Uhr früh bis nachts um halb 1 im Bus nach El Calafate, mit 3-4h Aufenthalt in Rio Gallegos… Genug Zeit also, um in aller Ruhe die Reise nochmal zu durchleben, Fotos und das Video anzuschauen, …
Gegen 5 Uhr hieß dann auch für uns restliche vier, Abschied nehmen. Yolanda musste zum Flughafen und auch ich ging kurz darauf. Schon irgendwie immer etwas traurig, man verbringt Tage oder Wochen gemeinsam, versteht sich nach kurzer Zeit super und irgendwann ist der Punkt gekommen. War auf jeden Fall ne klasse Zeit mit euch, hoffe wir sehen uns irgendwann irgendwo außerhalb von Facebook wieder!!!


Ich spazierte noch eine Runde am Wasser entlang und kuckte sehnsüchtig zur Boreal. Keiner an Deck oder auf den Balkons, vermutlich hält Aurelia gerade ihre erste Ansprache ;-) Dann ging’s zurück ins Hostel, ich richtete mich ein und unterhielt mich etwas mit einer Ukrainerin in meinem Dorm, die in München lebt. Sie reist heute noch ab, leider hat sie keinen Platz mehr für meine tolle Jacke, das wäre echt der Knaller gewesen… Danach kochte ich mir meine Nudeln, die faule Version mit Fertigsoße, aber man muss ja erstmal langsam wieder in der Wirklichkeit ankommen! Mein Bett hat übrigens auch noch keiner gerichtet, Piter fehlt echt ;-)

Kurz nach 7 schaute ich dann aus dem Fenster und auf den Hafen, da machte sie sich heimlich, still und leise – nee, mit drei lauten Hupern – vom Acker. Ohne uns! Aber den Drake-Shake heute Nacht muss ich wohl auch nicht erleben… Jetzt ist es kurz nach 8, ich sitze in der Hostelküche und der Blog ist fast fertig. Dann werde ich duschen gehen und wohl früh ins Bett, morgen klingelt um halb 7 der Wecker. Aufgrund meiner Busfahrzeiten gibt es morgen auch keinen Blog, frühestens am Morgen des 31., falls nicht, wünsche ich euch allen schon mal einen guten Rutsch und dann ist ja schon das Jahr da, in dem wir uns wiedersehen können!!!

Samstag, 28. Dezember 2019

28.12.19 - Letzter Tag vom Urlaub im Urlaub


Ja, der kleine ist unser Kapitän!


Safety first!

Genau mein Humor, diese Dekoration!

Juhu, ich hab die letzte Nacht ohne Kotztüte überstanden ;-) Wie Chris, der Expeditionleiter vorhin im Recap meinte, manch einer wollte ja einen Drake-Shake haben und den haben wir auch bekommen! Heute früh wachte ich gegen 8 Uhr auf, kurz danach kam die Ansage vom Chef, auf Backbord liegt das Kap Horn vor uns! 


Das Geschaukel war vorbei, wir waren nahe an unserem Ziel. Noch ein Stück die Küste hoch, dann rein in den Beagle Kanal.
Nach zwei Fotos an Deck bei angenehm positiven Temperaturen ging ich frühstücken, danach las ich etwas in der Observation Lounge, bevor es um halb 11 ins Theater ging. Dort wurde ein Ausschnitt des Videos der letzten Wochen gezeigt, für 75€ käuflich zu erwerben. Stefan hat das gemacht und – saugeil – kein Kopierschutz drauf auf dem Stick ;-) Ist schon echt ein tolles Video geworden, auch wenn wir nur Ausschnitte sahen, die Vorführungen in Hof finden dann ab September 2020 statt!
Nach dem Video hatten wir gleich noch einen Vortrag, dieses Mal über die Geologie der Antarktis, beginnend mit einem kleinen Ausschnitt aus Ice Age, wo das kleine Vieh die Erdschichten knackt und sich die Kontinente auseinander bewegen. Danach kam der kleine Nerd aus Antoine heraus, der immer auftaucht, wenn er über Steine oder Eis sprechen darf (der ideale Typ für die Fragen diverser Earthcaches)
Im Anschluss gingen wir direkt über zum Mittagessen, ein letztes Mal… Danach tauschten wir fleißig Fotos aus, wobei wir uns auf Bilder mit Menschen beschränkten, von den anderen hat wohl jeder genügend… Um zwei gab es dann eine verbindliche Veranstaltung über das Ende der Reise morgen. Für uns Individualreisende war da aber nicht wirklich was dabei, zumal ich meinen Rucksack nicht an Land gebracht haben möchte. Dazu müsste der große heute Nacht auf dem Gang schlafen und würde morgen früh vors Schiff gestellt, nee, sowas machen wir nicht! Einzig gute Info war, dass bei unserem super Reisepreis sogar schon die Trinkgelder dabei waren!
Um drei gab es gleich noch den allerletzten Vortrag über die Helden der Antarktis. Wer wusste, dass Edmund Hillary nicht nur der erste auf dem Mt. Everest war, sondern auch als einer von wenigen zu Fuß am Süd- und am Nordpol! Nach dem Vortrag ging ich zum letzten Mal in den Fitnessraum, es war ganz seltsam, plötzlich kein Wasser mehr zu sehen, sondern die Küste und das auf beiden Seiten, da wir inzwischen mitten im Beagle Kanal waren. Bei 60 Knoten Windgeschwindigkeit gab es aber eine Warnung, dass man doch bitte innen bleiben sollte…
Danach duschte ich schnell, bevor Chris zum letzten Recap lud. Der war ganz anders als sonst. Chris fasste noch einmal die ganze Reise zusammen und sagte uns, was wir doch für ein Glück hatten. Alle Landgänge auf South Georgia hatten wie geplant in etwa geklappt, das schaffen nicht mal 50% aller Expeditionen. Außerdem unser hammermäßiger Wal-Tag zum Abschluss, Whale-Watching machen wohl auch gerade mal so drei Expeditionen pro Saison! Weiter ging es mit Annina und Alison, die ein Quiz mit uns veranstalteten, ob wir auch ordentlich aufgepasst hatten, echt witzig gemacht. Danach gab es von Remi noch die Gute-Nacht-Geschichte vom hässlichen Pinguin (ähnlich dem hässlichen Entlein), aber mit echten Bildern untermalt, super süß! Und zum Abschluss erzählte uns Jean Pierre noch, wie er in Japan seelöwisch gelernt hat und was ihm sein schwimmender Freund in der Antarktis berichtet hatte ;-)

Nach dem Vortrag packte ich meinen Rucksack fertig, während wir gerade im Hafen von Ushuaia anlegten. So komisch, da laufen Menschen direkt vor unserem Fenster! Man hört Durchsagen der anderen Schiffe, Hupen, … Völlig ungewohnt nach all der Ruhe die letzten Wochen. Um 7 gingen wir essen, es war oben ziemlich leer, entweder waren alle unten oder einige nutzten die Gelegenheit, von Bord zu gehen und in der Stadt zu essen.

Nach dem Essen ging ich mal schnell meinen letzten Blog fertig schreiben. Später gehen wir wohl alle gemeinsam noch was in der Lounge trinken. Somit genug für heute, der nächste Blog erfolgt aus dem Hostel morgen, ebenfalls mein Antarktis-Fazit…

Freitag, 27. Dezember 2019

27.12.19 - Ein recht ruhiger Seetag - hm gegen Ende nicht mehr...

Das Spiel gestern war dann doch nicht so wie ich dachte, es war zum größten Teil ein ganz normales Quiz, also nicht wirklich ein „Brain-Spiel“. Und Kristin, die uns angetrieben hatte, dorthin zu kommen, war einfach mal nicht erschienen. Kurz darauf erfuhren wir auch den Grund, Jeff schickte eine Whatsapp mit einem Ring ;-) Und wir hatten doch schon die ganze Zeit spekuliert, dass das hier doch die perfekte Gelegenheit wäre.
Heute Nacht schlief ich richtig gut, vielleicht fehlte mir einfach das Geschaukel des Schiffes. Gegen halb 8 war ich wach, blieb aber noch fast bis 9 liegen, welch ein Luxus, mal nichts zu tun zu haben ;-) Dann ging ich frühstücken. Das Schiff schaukelte schon ganz ordentlich, aber es ist für die Drake Passage wohl noch recht harmlos, nur ca. 5m hohe Wellen. Normal sind wohl 7-8m. Ich hoffe mal, das bleibt auch so…
Um 10 Uhr hatten wir heute unseren ersten Vortrag über Albatrosse. Remi hat wohl ein Jahr mit ihnen auf einer kleinen Insel verbracht und konnte viel berichten. Interessant, wie sie ohne die Flügel aktiv zu bewegen mit und auch gegen den Wind fliegen können, ohne Kraftanstrengung bewegen sie sich damit in einem Jahr einmal um die Antarktis. Wusstet ihr, dass sie auf dem Wasser schlafen können? Leider sind ein paar Arten unglaublich stark bedroht, ein trauriges Bild zum Abschluss mit einem Küken, dessen Magen voll mit Plastikmüll war, so dass es keinen Hunger mehr auf echtes Futter hatte…
Nach diesem Vortrag geriet ich mehr oder weniger durch Zufall in eine Führung in die Maschinenräume, super spannend! Wir sahen alles, den Motorraum, die Kläranlage, die echt wieder sauberes Wasser produziert, Kompressoren für die Luftzufuhr und und und.


Danach ging ich ne Stunde in die Muckibude, immer die gleichen Gesichter hier! Ich duschte und saß um 1 oben beim Mittagessen. Irgendwie war der grüne Salat schon wieder aus…
Nach dem Essen machte ich meinen berühmten Powernap mit etwas Lesen, bevor wir um halb 4 einen Vortrag hörten, dieses Mal wirklich „hörten“, denn es ging um die verschiedenen Geräusche, vom Pinguin-Sound über Walgesänge bis hin zum Geräusch abbrechender Eisberge. Ziemlich cool! Leider sind auch hier menschliche Gerätschaften nicht hilfreich, da sie die Kommunikation der Tiere unter Wasser übertönen und manche Tiere dadurch sogar taub werden, so dass sie schließlich nicht mehr jagen können.
Nach diesem Vortrag hatten wir wieder eine Stunde Pause, ich las die kleine Tageszeitung und machte etwas Sudoku bis zum Recap um Viertel 6. Heute ging es um zwei krasse Expeditionen, die erste von einem Belgier Anfang des 20. Jahrhunderts, der mit seinem Schiff fast 1 Jahr im Eis auf dem 71. Breitengrat eingeschlossen war. Die zweite fast noch krasser, denn brandaktuell: Etwa zeitgleich mit uns starteten 6 Männer am Kap Horn in einem Ruderboot(!), um die Drake Passage zu durchqueren. Nach 12 Tagen ununterbrochenem Rudern in Schichten kamen sie am 25.12., also quasi zeitgleich mit uns, in der Antarktis an. Dabei stellten sie ganze 5 neue Weltrekorde auf. Völlig verrückt! Wer sich dafür interessiert, googlet mal „impossible row“ bzw. kuckt auf Instagramm oder wo auch immer! Ich krieg es gerade nicht auf, Internet ist wieder sehr schwach.
Nach dem Recap hatte ich etwas Zeit zum Blog schreiben, dann machte ich mich zum heutigen Farewell-Dinner fertig. Schon heute, ich hoffe, das liegt nicht daran, dass sie morgen stärkeren Seegang erwarten…
Pünktlich zur offiziellen Verabschiedung begann das richtige Geschaukel, jetzt wird es heftig. Unsere Cruise Director Aurelia rief so ziemlich alle Angestellten an Bord auf die Bühne, so dass wir uns kurzzeitig fragten, wer denn nun eigentlich das Schiff steuerte. Den meisten Applaus bekam definitiv unser lieber Cabin Steward Piter, der ist aber auch einfach super!
Nach diesem Teil ging es zum Abschiedsdinner nach unten. Es war relativ leer. Ich bin wirklich froh, dass der Sticker bei mir gut wirkt, wobei ich ihn ja auch noch mit den Pillen unterstütze ;-) Noch geht’s mir gut! Heute klatschten die Wellen aber so richtig gegen das Fenster und immer wackelte der ganze Tisch. Gegen halb 10 kam der letzte Gang auf den Tisch, danach wackelten wir alle in Richtung Kabinen, wobei ich sagen muss, Pinguin-Style ist echt gut, um bei Seegang geradeaus zu laufen. Ich schwankte nur wenig, sah dafür aber vermutlich ziemlich bescheuert aus.

Jetzt schreib ich gerade im Bett den Blog zu Ende, sorry, hab gerade keine Lust, die letzten Bilder hochzuladen, dazu müsste ich wohin gehen, wo das Internet besser ist… Aber ich lieg gerade so schön in meinem Rollercoaster-Bett… Daher gibt’s die vielleicht morgen, je nach Schräglage… Scheiße, fühlt sich gerade an, als hätten wir einen Eisberg gerammt! Vielleicht kam aber auch nur eine riesige Welle, will schnell mal schauen, dass auch alles hier seetauglich verstaut ist...

Donnerstag, 26. Dezember 2019

26.12.19 - Wale!!! Überall!!!


Heute früh war ich um sechs wach, mehr oder weniger. Eigentlich eher weniger, aber schlafen konnte ich auch nicht mehr. Um acht ging ich frühstücken und traf dort Jeff, der ebenfalls wie Hangover Tag 2 aussah ;-) Danach machte ich mich so langsam fertig für unsere zweite Zodiac Tour.


Um neun ging es los und wenn wir dachten, wir hätten gestern viele Wale aus der Nähe gesehen, wurden wir heute eines besseren belehrt, denn was in der nächsten Stunde los war, war einfach nur der Hammer! Los ging es eigentlich schon an Bord, denn schon direkt nach dem Frühstück schwamm einer mal direkt hinter dem Pool vorbei. Im Zodiac fuhr uns Lindsay, mit der wir heute unterwegs waren, zunächst ganz nahe zu zwei schlafenden Walen! Wahnsinn, ganz ruhig treiben die an der Oberfläche und wir direkt daneben!


Von den schlafenden Riesen ging es weiter zu den etwas aufgeweckteren. Zwischen schwimmende Eisbergen und all den anderen Zodiacs wussten wir überhaupt nicht mehr, wohin wir kucken sollten, überall tauchten Buckelwale auf und ab, bliesen Wasser in die Luft und zeigten uns mit etwas Glück auch ihre gigantischen, bis zu 5m (!) breiten Flossen. Einfach nur der Wahnsinn!!! Chris, der Chef der Guides, rief ständig durchs Walkie Talkie, dass wir doch Abstand zu den Walen halten sollten, aber sie waren einfach überall! Meistens in kleinen Grüppchen mit 2-4 Tieren, wir schätzen mal mind. 15 insgesamt.








Es war auch toll zu beobachten, wie sie mit Hilfe von Luftblasen unter Wasser kreisrunde Blasennetze bilden, in denen sie ihre Nahrung einfangen, von oben konnte man die Kreise echt gut erkennen. 



Nach vermutlich einer Stunde Walbeobachtung fuhren wir dann noch ein wenig weiter. Wir sahen unglaublich blaues Eis, ja, es ist tatsächlich blau und sieht nicht nur so aus, wie ich gestern gelernt habe.




Und zum Abschluss gab es noch ein paar Pinguine und unseren ersten und einzigen Kinnstreifenpinguin, der alleine auf einem Eisberg thronte. Ein gelungener Abschluss, bevor es zurück aufs Schiff ging, wo wir uns an einen Glühwein trauten.


Dabei sichtete ich meine Fotos, seit den Walen gestern Abend hatten sich 200 neue angesammelt… Und der gestrige Blog konnte auch vollendet werden, bevor wir zum Mittagessen gingen. Um halb 1 war nicht ein Platz im oberen Restaurant mehr frei, sodass wir eine halbe Stunde später einen zweiten erfolgreicheren Versuch starteten.

Nach dem Essen, war der obligatorische Powernap angesagt, unser letzter Landgang war erst um dreiviertel 4. Ja, tatsächlich, es ist schon das letzte Mal, dass wir an Land gehen, bevor wir nach Ushuaia zurück fahren, wie schnell die Zeit vergeht! Also machten wir uns wieder fertig und wurden dieses Mal auf eine sehr kleine Insel übergesetzt.

Babyseeelefant

Dort gab es v.a. die süßen Gentoos und die Reste eines Walfängerbootes sowie einen Walfriedhof oder zumindest unglaublich viele riesige Knochen. Es stank bestialisch hier, aber angeblich gibt es auch Pinguinkolonien, die man schon in 2km Entfernung riechen kann…

Neben all den Pinguinen sahen wir noch einen Baby-Seeelefanten und eine ebenfalls noch junge Weddellrobbe, auch das war unsere einzige von dieser Art. Leider pennte sie tief und fest. 

Wir schossen unsere letzten Fotos und spürten endlich einmal eisige Temperaturen, zumindest wehte ein sehr starker Wind. Dann hieß es Abschied nehmen von unseren neuen kleinen Freunden! Auf der Rückfahrt zur Boréal bekamen wir noch ein wenig Polar Plunge, durch den starken Wind wurden wir ziemlich nass gespritzt.


"Captain is speaking..."





Zurück an Bord gab es einen letzten Glühwein und die Bilder wurden gesichtet. Direkt danach war ein Recap über das Walskelett, Flechten und Moose, die hier wachsen und lustige Schneealgen, die den Schnee erst grün und später dann rot färben (das ergibt den sog. Wassermelonen-Schnee…).
Nach den Vorträgen ging ich schnell duschen, bevor wir uns pünktlich um halb 8 zum Abendessen trafen. Das war auch gut so, denn oben war es schon wieder gerammelt voll und ich musste unseren Tisch gegen die Chinesen verteidigen. Nach dem Essen wurde der Blog fertig geschrieben. Nachher treffen wir uns dann noch zu einem Spiel namens Brain in der Main Lounge.
Draußen in den Gängen hängen überall schon wieder die Kotztüten, uns steht die Überfahrt durch die Drake-Passage bevor, die wohl berüchtigtste Passage für Seefahrer auf der ganzen Welt. Problem hier ist, es ist die mit Abstand engste Stelle zwischen der Antarktis und einem anderen Kontinent, also hier Südamerika. Um die Antarktis wehen (im Uhrzeigersinn) Winde, die sich jetzt hier also alle durch eine etwa 800km schmale Lücke quetschen müssen, weswegen die See hier besonders rau ist. Und auch wenn der Kapitän vorhin in seiner Ansage meinte, heute Nacht wäre noch nicht viel los, bin ich doch schon sehr froh über mein frisch geklebtes Pflaster, ich finde, es schaukelt schon nicht schlecht! Wahrscheinlich rüste ich morgen dann nochmal auf, und schmeiß mir das andere Zeug auch noch rein! Falls ich also erst in Ushuaia wieder schreibe… Naja, drückt mir die Daumen, dass ich mich schon vorher wieder melde!!!