Samstag, 14. Dezember 2019

13.12.19 - Nationalpark Tierra del Fuego


Das ist jetzt dann wohl erstmal der letzte Blog bis zum 29. Dezember. Bisher hat sich noch niemand zur täglichen Zahlung von 25$ bereit erklärt ;-) Und der Blog heute kommt auch nur, falls mal jemand hier das Internet wieder in Gang setzt, momentan sind wir alle offline, aber dass mal einer den Router neu startet… Nee, Netflix am Fernseher läuft ja noch…
Gestern Abend hab ich dann erstmal mein Bett „repariert“. Das hat ein paar lustige Metallstreben, auf denen statt Lattenrost ein paar Bretter liegen. Wäre ja ok, wenn die nicht so positioniert gewesen wären, dass es mich immer mittig zusammen geklappt hätte, die lagen schlichtweg nicht richtig auf dem Streben. Immerhin das Problem ließ sich lösen, trotzdem schlief ich eher bescheiden. Erst kamen die zwei Mädels laut rumpelnd rein, dann um 2 der Typ unter mir, dass das ganze Bett gewackelt hat. Und um dreiviertel sechs begann dem sein Wecker im 10-Minuten-Takt zu klingeln. Gut dass der wenigstens immer wieder eingeschlafen ist, reicht ja, wenn einer wach ist :-( Ich bin jedenfalls nimmer eingeschlafen.
Um halb 8 bin ich aufgestanden, hab alle Dreckwäsche eingesammelt und bin nach unten gegangen. Die dreckigsten Socken hab ich lieber mal vorgespült, kam ne unglaubliche Dreckbrühe raus. Dann ging ich frühstücken und bekam den Zuckerschock meines Lebens. Es standen schon vorgefüllte Teller auf dem Tisch, ein Berg Cornflakes mit diesen bunten Kringeln und irgendwelchen Schokoteilen. Da ich damit so gar nix anfangen kann, bat ich um eine Portion mit nur Cornflakes, aber das hätte ich mir sparen können, die waren so unglaublich gezuckert, das war echt widerlich. Und dann ein riesiger Berg davon, danach brauchte ich echt nichts mehr… Eier hätte es noch gegeben, aber kein Brot… Und ne halbe Banane. Dazu entweder Mate oder Instantkaffee. Alles gut und schön, aber mir ist ein Rätsel, dass da einer in seiner Bewertung auf Hostelworld das gute Frühstück lobt… Morgen suche ich mir definitiv was anderes, soviel Zucker geht echt gar nicht.
Ich packte meine Sachen und wurde kurz vor neun mit noch einem anderen abgeholt, ein Shuttlebus brachte uns in den Nationalpark Terra del Fuego (Feuerland). Der Shuttle war teurer als der Eintritt, aber auch ganz praktisch, da man an verschiedenen Stellen aus und später alle zwei Stunden wieder einsteigen konnte.
Die meisten entschieden sich dazu, einen kleinen Berg zu besteigen, von wo aus man wohl einen sehr guten Blick hat, aber ich hatte für den Moment genug von Bergen und entschied mich, ganz ans Ende der Welt zu fahren. 


Dorthin, wo die Straße endgültig aufhört, bei Kilometer 3079. Von dort aus konnte man noch etwa einen Kilometer weiter am Wasser entlang laufen. Es nieselte leicht und war ziemlich grau (weswegen ich mich auch gegen den Berg entschieden hatte), ich hatte Jacke und Handschuhe an und meine Mütze auf dem Kopf. Im Laufe des Tages wurde es aber doch noch etwas wärmer und auch trockener, vielleicht knapp 10°. Man sah die unterschiedlichsten Bekleidungsformen, von kurzen Hosen bis hin zur Sturmhaube…


An den per Bus erreichbaren Aussichtspunkten war die Hölle los, der Grund lag im Hafen: Die Infinity ist heute früh eingelaufen, wohl eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Die Touris im Park waren ganz unterschiedlicher Art. Horden von Asiaten (waren gestern auch im Flieger), ganz viele Franzosen und wenige andere. Negativ aufgefallen sind v.a. die Israelis, drei Gruppen kamen mir entgegen, man hörte sie bzw. ihre Boxen schon lange, bevor man sie sah…

Ganz komische Früchte wachsen hier... Weiß jemand, was das ist?


Vom Ende der Welt aus lief ich über verschiedene Wege durch den Park. Gegen Mittag – zeitgleich mit einigen Kreuzfahrt-Bussen – erreichte ich das Info-Zentrum mit Restaurant. Ich hatte ja heute noch keinen Kaffee, also gab es Cappuccino und eine kartoffelige Tarte. 


Gegen viertel 2 startete ich noch in den letzten und längsten Trail, der mich noch einmal 8km v.a. an der Küste entlang führte, zwischendurch aber steil auf und ab ging. Laut Wegbeschreibung auf dem Schild sollte man dafür 4h brauchen! Das schaff ich ja mit der 9b (oder 10b)! 


Nee, die Challenge war angenommen, ich war nach gut zwei Stunden am Ziel! Wobei ich ganz am Ende noch schneller wurde. Ich dachte nämlich, der Bus würde um halb 5 fahren. Hab dann nochmal gekuckt und es war halb 4, also hab ich etwas Gas gegeben… Der Weg endete in einer Bucht, in der Ausflugsboote starten und das südlichste Postamt Amerikas liegt. 

Mit kurzer Verspätung kam dann auch der Bus. Ich fuhr noch eine Ehrenrunde, da ich jetzt an der ersten Station eingestiegen war. Somit war es fast fünf bis ich in Ushuaia war. Immerhin hab ich im Bus etwas gedöst.
Ich hatte noch Zeit für ein paar Besorgungen. Zunächst mal kaufte ich mir mein Busticket für den 30. Dezember nach El Calafate. 17h dauert das, aber somit seh ich das „Nichts“ hier in der Natur wenigstens mal aus der Nähe. Der Bus fährt nämlich früh um 7 los. 9-12h bis Rio Gallegos, dann nochmal 4 nach El Calafate. Hab mir, auch wenn es ein Tag-Bus ist, trotzdem wieder meine Luxusklasse gegönnt. Dann kann ich vielleicht trotzdem etwas pennen ;-)
Danach gab es einen weiteren Cappuccino, mir war jetzt nämlich ziemlich kalt, seit der Busfahrt. Und mein Kopf brummte (tut er übrigens immer noch). Danach ging es in die Apotheke, Aufrüsten für die nächsten zwei Wochen: Ich brauchte Kotzpastillen! Also, das Gegenteil davon. Und da die Weasley-Zwillinge nicht griffbereit sind… Leider galt das auch für die Empfehlung aus dem Antarktis-Packlisten-Blog. Die Tabletten sind rezeptpflichtig, die Pflaster, die wie Nikotinpflaster funktionieren, gibt es hier auch nicht… Somit musste ich das nehmen, was da war, hoffe, es ist stärker als der Mist, der in Deutschland frei verkäuflich ist. Hab auf jeden Fall drei Packungen, das reicht für 9 Tage, wenn ich sie durch nehme, was ich dann hoffentlich doch nicht muss. Und die anderen Tage sind wir nahe der Küste, so dass ich das vielleicht ja auch so durchstehe… Ich werde berichten…
Danach ging ich Abendessen, frische Tagliatelle mit Tomaten-Sahne-Soße, leider mit wenig Geschmack. Auf dem Rückweg ging ich noch in den Supermarkt und kaufte zwei Flaschen Rotwein, Getränke sind nicht inklusive und der Tipp stand auch in dem Blog. Zurück im Hostel nahm ich meine saubere Wäsche in Empfang. Erstmal suchte ich mir ein sauberes Stück Fußboden (außerhalb meines Dorms), um alles einzupacken. Ein Besen war da auch heute nicht vorbei gekommen. Im Gegenteil, die zwei Französinnen sind halt gestern mit ihren völlig verdreckten Wanderschuhen rein gestapft und haben noch mehr Dreck verteilt… Gibt halt auch schon Idioten unter den Backpackern. Aber schlaue Hostelbesitzer haben auch ein Schuhregal neben der Haustür und verbieten Straßenschuhe im Haus. Würde dem Bad auch helfen. Alles nass, weil man sich ja auch unbedingt vor der Dusche abtrocknen muss, dann kommt der nächste mit Straßenschuhen…
Ach ja, die zwei Grazien waren dann auch noch der Meinung, dieses riesige Hundevieh mit nach oben holen zu müssen, nicht gerade, dass sie ihn noch in unser Zimmer gelassen hätten. Mag ja ein netter Kerl sein, gibt scheinbar auch brav Pfote, aber er hat Haare!!! Und meine Nase läuft…
Als alles verpackt war, machte ich mich ans Blog schreiben. Da ging das Internet auch noch, jetzt ist es immer noch tot. Netflix läuft (mit Unterbrechung) wieder. Wird heute also nichts mit Blog hochladen. Nervt mich gerade, wäre der letzte Tag mit Internet ;-) Und ich muss noch ein Hostel für nach der Antarktis buchen, hierher will ich nicht unbedingt nochmal. Naja, vielleicht geht es ja morgen früh, sonst hab ich zumindest einen Grund, vorm Frühstück zu verschwinden, bin zum Whatsapp-Mathe verabredet ;-)
Jetzt ist es kurz vor 9, ich werde dann wohl mal in die Dusche springen und auf konstantes Warmwasser hoffen… Und danach ins hundefreie quietschende Bett! Aber morgen wird ja alles besser!!!
So, ihr Lieben, jetzt ist es also soweit, dass ich mich für zwei Wochen von euch verabschieden muss! Ich würde euch echt gerne täglich meine neuen Pinguin-Freunde vorstellen oder berichten, wie oft ich über die Reling kotze (und ob ich dazu eine Flasche Wein brauche, was ich bezweifle).
Ich wünsche euch daher allen ein wunderschönes, besinnliches und stressfreies Weihnachtsfest mit euren Liebsten. In Gedanken bin ich bei euch und stoße definitiv auf euch alle an! Und nicht traurig sein, wenn es die nächsten Tage zum Frühstück keinen Blog gibt, nutzt die Zeit und macht den Adventskalender auf! Und um Silvester rum findet ihr dann sicher auch Zeit genug, um alle Pinguinblogs zu lesen ;-) Macht’s gut!!!


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