Freitag, 30. August 2019

30.8.19 - Cayenne, da wo der Pfeffer wächst?


Die Nacht war schön warm, dank Ventilator aber gut auszuhalten. Leider lag ich wohl mit den Armen etwas nah am Moskitonetz, die Drecksviecher haben mich einfach durch gebissen! Gegen 7 war ich wach, blieb aber noch etwas mit dem Notebook im Bett. Der Blog für gestern wollte ja noch geschrieben werden und ich wollte noch etwas recherchieren, was ich hier machen kann. Lonely Planet gibt’s hier nicht (nur den „South America on a Shoestring, aber den hab ich nicht auf dem Kindle)
Um 9 machte ich mich auf den Weg und fuhr  - mit kleiner Stadtrundfahrt – ins Zentrum. Wenn man es so nennen will, ein ganz schönes Kaff, hier fahren noch weniger Busse als in Hof (gerade recherchiert, Cayenne hat 57000 Einwohner, das erklärt so manches…). Mein erstes Ziel war das Konsulat von Suriname. Um dort hin zu reisen, braucht man eine Touristenkarte, gibt’s nicht an der Grenze. 10 Minuten später und 35€ ärmer hatte ich sie in der Hand. Immerhin, mein Gelbfieberimpfzertifikat war mal wieder gefragt!

Dann machte ich etwas Sightseeing. War dann eigentlich recht einfach, hier gibt’s ne Reihe an Caches mit dem Obertitel Centre Histoire, die mich zu den wichtigsten Punkten der Stadt brachten, jeweils mit kurzer Info dazu im Listing. 

An der Küste entdeckte ich ein kleines Café, wie ich später merken sollte, das einzige seiner Art in der ganzen Stadt (glaube ich zumindest). 


Dort gab es einen sehr guten Café Creme in ordentlicher Größe. Danach streifte ich weiter durch die Straßen.

Das ist die "Kathedrale". Ist schon echt ein Kaff. Ein bisschen französisch, aber hauptsächlich doch eher kolonial-südamerikanisch angehaucht. Was komplett fehlt, sind „normale“ Restaurants, es gibt nur so komische Schuppen, die nicht sehr einladend wirken. Zwischen zwei Caches stolperte ich über den Markt. 

Hier gibt’s ein ähnliches Angebot wie in Belem, die Preise sind auch ähnlich. Also die Zahlen, die Währung ist eine andere! Ein Kilo Tomaten kostet 6€! Ein großes Viertel einer Wassermelone 3€. Krass teuer! Gerade das exotische Obst, das hier ja wächst, kostet teils mehr als bei uns in Deutschland! Versteh ich nicht wirklich…
Der Markt bestand aus einen Outdoorteil, dort gab es v.a. Obst und Gemüse, und einer großen Markthalle, wo man alles fand von Fleisch, Souvenirs, Gewürze (die waren recht günstig) bis hin zu vielen Futterständen. Ich landete an einem mit Säften und Salaten. Ein 0,3l Saft (Mango, Papaya, Maracuja) kostete mich stolze 6€! War aber lecker. Später gab’s noch in einer Art Bistro ein Crêpe mit Nutella, das war für 3€ richtig günstig. Irgendwann entdeckte ich auch noch einen Geldautomaten. Banken wie bei uns hab ich überhaupt keine gesehen. Ich hob mal sicherheitshalber noch 200€ ab, da die Automaten in Suriname wohl nicht unbedingt ausländische Karten akzeptieren. Jetzt hab ich ca. 300€ und 200$ (die irgendwie in meinem Arbeitszimmerschrank lagen…), die kann ich also dort erstmal umtauschen, das sollte dann auf jeden Fall bis Brasilien zurück reichen.
Der Plan sah vor, mit dem Bus wieder zurück zu fahren, leider hatte ich diesen Plan ohne den Bus gemacht. Ich wartete gut 10 Minuten, aber nix kam. Dann lief ich ca. 400m weiter zur Haltestelle eines anderen, der war gerade abgefahren, der nächste kam 40 Minuten später. Hm, ich hatte irgendwie keine Lust, so lange zu warten, also lief ich einfach mal los, waren ca. 5km. Unterwegs überholte mich dann halt der eine oder andere Bus, wo auch immer die plötzlich doch noch herkamen, aber egal. War gar nicht so schlimm und ich kam auch noch durch den botanischen Garten.

Gegen 5 war ich wieder in der Nähe meines Zuhauses. Im Supermarkt kaufte ich für 6€ ein Eck Brie und zwei Tomaten, beim Bäcker gab’s noch ein Baguette (das ist günstig…) und einen Café au lait. Dann gings heim und erstmal unter die Dusche, direkt danach gabs ne ordentliche Ladung Deet, die Moskitos waren nämlich schon wieder angriffslustig. Gut geschützt setzte ich mich ans Notebook, um rauszufinden, wie es weitergeht. Eigentlich wollte ich morgen ja nach Kourou, wo das Space Centre ist. Leider klappt das nicht, es gibt keine Unterkunft, Couchsurfer antworten nicht oder sagen ab, Airbnb ab 80€ die Nacht… Außerdem ist morgen Samstag und da ist zwar das Museum geöffnet, aber die (anscheinend tollen) Führungen finden nicht statt. Schade, wäre sicher toll gewesen.
Jetzt hab ich für eine Nacht ein Airbnb gebucht für 37€ in St. Laurent, das liegt an der Grenze zu Suriname. Martine hat mir eine Art Blablacar dorthin organsiert, damit starte ich hier morgen um 2 Uhr nachmittags, die Fahrt dauert wohl etwa drei Stunden. Wird also nochmal ein entspannter Vormittag hier. Als das alles geklärt war, tranken wir noch ein Bier auf der Terrasse und ich bekam von Martine Nähsachen, da sich von meiner Ziphose beide (!) hinteren Hosentaschen davon machen wollten, unglaublich! Jetzt ist es neun und ich liege auf dem Bett und tippe meinen Blog. Die erste Unterkunft in Suriname hab ich auch gerade schon gebucht. Eigentlich sollte ich auch die nächsten Tage überall Wifi haben und schreiben können. Wenn’s doch nicht klappt, bitte nicht gleich in Panik verfallen!

29.09.19 - Da bin ich wieder in Europa...


Das war eine ziemlich unruhige ruckelige Nacht. Ich hatte natürlich den Arschloch-Sitz, der sich nicht so weit zurücklehnen ließ wie die anderen und auch noch gewackelt hat. Die AC gab alles. Jetzt weiß ich auch, was mich am meisten nervt. Dieses blöde Ding pustet nicht konstant, nein, ein paar Minuten eiskalt, ein paar Minuten Pause. Man könnte sich also im ständigen Wechsel zu- und aufdecken… Am Anfang war die Straße noch ok, aber in der Mitte etwa ruckelten wir ein paar Stunden gefühlt nur durch Schlaglöcher, ich glaub, da gabs gar keinen Asphalt mehr. Zum Glück brauchten wir aber dadurch viel länger und der Bus spuckte mich nicht früh um 4 aus, sondern erst nach halb 7. Gut so.
Ich schnappte mir ein Mototaxi und ließ mich zum Fluss, also der Grenze fahren, um dort festzustellen, da gibt’s keine Grenzkontrolle, sondern man muss zur örtlichen Polizei, also die halbe Strecke wieder zurück. Dort angekommen stand schon ein jungen Pärchen, das stark nach Backpackern aussah, vor der verschlossenen Tür. Öffnet um 8. Inzwischen war es viertel. Die beiden stellten sich, klar, als Franzosen aus Cayenne heraus. Auf meine Frage, ob wir von hier aus gemeinsam weiterfahren wollen, reagierten sie etwas komisch mit einem Vielleicht. Warum, sollte später klar werden.
Kurz nach 8, inzwischen waren einige bekannte Gesichter aus den Bussen hier aufgetaucht, durften wir unsere Pässe stempeln lassen und die beiden nahmen mich mit zurück zum Fluss. Wir setzten mit einem kleinen Bötchen über, von denen es unzählige gibt. Witzig, man fährt unter einer riesigen Brücke hindurch, warum die nicht in Betrieb ist, ist mir ein Rätsel…


Auf der anderen Seite angekommen, erklärte sich das „Vielleicht“, die zwei wurden nämlich vom Papa abgeholt, aber anscheinend hatte der kein Problem mich mitzunehmen. Wir mussten nur noch eine Zeit lang warten. So war ich, ohne es zu wollen, also wieder in der EU gelandet. Deshalb muss man auch nicht zur Passkontrolle. Schon komisch, jetzt zahle ich also wieder in Euro, meine deutsche Sim-Card funktioniert kostenlos, die Autos haben EU-Kennzeichen und es gibt einen Inlandsflug nach Paris...
Gegen zehn kam Papa dann mit einem großen Auto. Dass wir in Frankreich sind, merkte man schnell, unzählige Kreisverkehre ;-) Die nächsten zwei Stunden döste ich so vor mich hin. Da mein Fahrer nicht mal 500m von meiner Unterkunft weg wohnte, wurde ich halt echt mal bis vor die Tür gebracht, echt klasse! Sparte mir mal 40€, denn hier ist alles ziemlich teuer!
So stand ich also um halb 1 vor meiner Airbnb-Unterkunft und wurde gleich mit offenen Armen empfangen. Mein erstes Einzelzimmer mit großem Bett, sehr hell und freundlich. Das restliche Haus teilen sich meine Gastgeber mit mir. Ich sprang erstmal unter die Dusche und checkte dann die Lage übers Internet. Später lief ich dann mal zum Strand, der gleich ums Eck ist. Vorausgesetzt, man läuft nicht in die falsche Richtung… Aber ich war mir echt sicher! Mal wieder… Vielleicht liegt es daran, dass ich wieder auf der Nordhalbkugel bin, die Sonne stand halt im Süden…

Naja, irgendwann kam ich am Strand an. Nicht besonders toll, aber fast komplett leer. Ich lief ein Stück entlang bis zu einer Stelle, wo er etwas breiter war und eine große Gruppe Mädels samt Coaches Beach-Handball spielte. (Da fragt wenigstens niemand, warum denn Dribbeln jetzt verboten ist…) Ich legte mich unter eine Palme und döste etwas. Das Wasser ist gewöhnungsbedürftig, warm, ne ziemlich braune Brühe und wenn man rein läuft, versinkt man bis zum Knie im Schlamm. Sehr strange… Außerdem gibts ganz viele komische kleine Fische mit riesigen Augen, die über Wasser kucken. Die lassen sich immer mit der Welle an Land treiben, bleiben liegen und schwimmen mit der nächsten wieder weiter. Kenn die jemand???


Ich blieb eine Zeitlang liegen, bis der Hunger zu groß wurde. Dann lief ich zur Hauptstraße und endete auf der Terrasse eines Pizzaservices. Ich musste noch eine halbe Stunde, bis halb 6 warten bis der Ofen warm war, dann gab es Pizza im Franzosenstil: Quasi ein Flammkuchen mit Ziegenkäse und Honig. Schmeckte aber schon wie Pizza. Für Pizzaservice schon ganz ok und den Rest nahm ich mit.
Gegen halb 7 war ich zurück in meiner Unterkunft und lernte nun auch Martine, meine Gastgeberin kennen. Mittags war nur ihr Mann da (Name vergessen…) Ich duschte und wurde kurze Zeit später auf einen Aperitiv auf die Terrasse eingeladen: Maracuja mit etwas Zucker und jeder Menge 50%igem Rum! Trinkt man hier so. Gott sei Dank hatte ich schon die Pizza! Wir unterhielten uns, so gut das ging auf Französisch, Stück für Stück kommt die Sprache zurück. Ich habe wohl doch nicht alles vergessen, ist nur gaaanz tief unter Spanisch begraben… Die beiden erzählten mir viel vom Land, von ihren Enkelkindern… Gegen 8, halb 9 zog ich mich unter mein Moskitonetz zurück, die Biester sind hier echt unglaublich aggressiv! Ich schrieb ein wenig Blog und recherchierte meine weiteren Tage. Nicht ganz einfach, es gibt kaum Busse und überall nur sau teure Unterkünfte. Wollte eigentlich den Spacecenter in Kourou auf der Durchreise mitnehmen, aber Martine meinte, das haut nicht hin. Mal sehen. Vielleicht meldet sich ein Couchsurfer… Außerdem hab ich für den 16.9. meinen Flug von Manaus nach Cuiaba gebucht, da man in meiner Reiserichtung nicht auf dem Landweg weiterkommt und das Boot zur nächsten Stadt mit Straße 6 Tage braucht… Gegen 10 machte ich den Laptop aus und kippte ziemlich müde ins Bett…

Donnerstag, 29. August 2019

27./28.08.19 - Von Belem nach Macapá

Es hat funktioniert, auf meine freundliche Bitte hin erlebte ich die wärmste Nacht im Hostel, nur unterm Betttuch, ohne trockenen Hals und kaum Husten. Geht doch! Ich erwachte gegen halb 8 und machte mich um 8 zum Frühstück auf. Heute musste die Schinken-Käse-Semmel dran glauben, das einzig andere Essbare war etwas Obst. Ich war so frech aus zwei Semmeln eine für mich und eine für einen Fleischfresser zu machen. Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen gar zusammen und bestellte mir ein Uber zum Hafen.
Um zehn sollte ich ja dort sein, es war halb zehn, die einzige Ansage war dann, das Boot fährt um 11. Verstehe einer diese Logik! Aber im Hafenimbiss gab’s Acai und damit war ich glücklich! Das war purer Acai ohne Zucker, zum ersten Mal. Dazu gabs ein großes Päckchen Zucker zum selbst Süßen. Hab mir den größten Teil zum Kochen eingepackt ;-)
Kurz nach zehn kam das Schiff und damit machte sich Aufbruchsstimmung wie am Flughafengate bemerkbar. Zur Abwechslung stellte ich mich auch gleich mit an, hab ja keinen festen Platz. Kurz danach gings auch schon aufs fast leere Boot. Ich sicherte mir einen guten Hängemattenplatz mittig im mittleren Deck und richtete mich häuslich ein. 

Als ich das letzte Mal so Boot gefahren bin, war dieses komplett voll und man lag wie die Sardinen in der Dose. Heißt, wenn der Nachbar sich umdrehte, musste man das auch tun.

 Heute war das viel entspannter, das Boot war nicht mal halb voll, so dass immer 1-2 Hakenreihen dazwischen frei blieben.


Kurz nach 11 legten wir ab und die entspannte Fahrt begann. In der Hängematte liegen und lesen, schlafen, Handydaddeln, Aussicht genießen (quer durch ganz viele kleine Kanäle fahren hat was), etwas Sudoku auf der Bank an der Reling, etwas Reden mit der Nachbarschaft. Was der Brasilianer wohl vor Erfindung des Smartphones auf so einem Schiff gemacht hat… Zum Glück sind auch einige Steckdosen über den Hängematten, somit kam endlich mein Multi-Lader sinnvoll zum Einsatz, da meine Nachbarn sich gleich mit anstecken konnten. Die Aussicht war sehr abwechslungsreich, meist querten wir den Amazonas in schmalen Flüsschen, vielleicht wie der Main, dann wieder schien es, man sei auf dem Meer und kein Land in Sicht.
Zwischendurch gab’s auf dem Unterdeck (hinter ein paar Autos) Mittag- und Abendessen. Ich hatte aber ja meinen Babybrei – äh Couscous. Geschmacklich echt noch lecker, aber an der Optik hapert es, v.a. aus meiner Tüte ;-) Nachmittag gab’s kostenlosen Kaffee mit noch mehr kostenlosem Zucker drin.
Auf dem oberen Deck war hinten ein kleiner Kiosk bzw. eine Bar mit Musik. Dort holte ich mir zum Sonnenuntergang ein Bier und setzte mich vorne an den Bug (wir fuhren nach Westen…)

Leider war wieder eine große Wolke schneller als die Sonne, aber es sah auch so ganz schön aus. Was dann passierte, hat mich schon etwas schockiert, auch wenn ich es im Fernsehen gesehen hatte. Es war fast schon dunkel, wir fuhren durch einen engeren Kanal (also vielleicht wie der Main in Frankfurt), also vom Ufer plötzlich kleine Boote starteten. Einbäume oder so, teils mit und ohne Motor. Alle besetzt mit Kindern und meist Frauen fuhren sie auf uns zu und vom oberen Deck wurden daraufhin Chips- und Kekspackungen, aber auch größere Plastiktüten geworfen, die eilig eingesammelt wurden. Schon krass!
Dann machte ich mich auf zum Duschen. Hier gibt’s pro Etage je 3 Klos/Duschen für Männer und Frauen. Die Duschen sind ein Rohr in der Decke der Klokabine. Vorteil: Das wird dadurch ständig gut durch gespült ;-)
Sauber gings dann in die Hängematte, wo ich noch einige Zeit lang las. Die Brasilianer stellten auch die Handynutzung ein – wir hatten über einige Stunden keinen Empfang, solche Plätze gibt es tatsächlich noch auf dieser Welt! Gegen zehn setzte ich die Augenklappe auf und machte die Augen zu. Die flutlichtartige Beleuchtung war nämlich immer noch an...

Das Licht war noch bis nach Mitternacht an, keine Ahnung, warum, die meisten schliefen schon viel früher. Später nachts, als es aus war, stellte ich mich nochmal vorne an die Reling, der Sternenhimmel ist hier einfach der Hammer! Außerdem gab’s auch noch ein tolles Wetterleuchten. Nachts war’s ziemlich frisch, ich schlief mit Pulli und langer Hose im Hüttenschlafsack mit Handtuch drüber… Früh um halb 7 war die Nacht zu Ende. Aufs Frühstück verzichtete ich, es gab Bananen, davon hatte ich selbst noch 7 Stück übrig… Der Morgen startete wie der letzte Tag aufgehört hatte – mit Nichtstun. 

Ab halb 1 wurde dann um mich rum langsam aufgeräumt, kurz vor halb 2 legten wir in Santana an.
Das Chaos hatte mich wieder. Das Internet auch und so konnte ich mir gleich ein Uber rufen. Jackpot! Der Fahrer, Tome, war eine Minute später da und fuhr mich ca. 40 Minuten zum Busbahnhof nach Macapá. Er machte den Vorschlag, auf mich zu warten und dann mit mir zwei Sehenswürdigkeiten in der Stadt anzufahren. Zum Uber-Preis, also günstig (letztendlich waren es 10 Euro für den ganzen Nachmittag). Ich kaufte mein Ticket für den Bus nach Oiapoque heute Abend, dann fuhren wir weiter. Tome macht das scheinbar nur nebenberuflich und ist sonst auf dem Weg, Pilot zu werden!
Der erste Halt war Marco Zero. Hatte ich hier schon öfter gehört, dieses Mal verstand ich den Sinn! Es ist der Äquator, „Marke Null“. Dort steht ein recht großes Monument, es gibt die obligatorische Linie (hier nur 40m neben dem echten Äquator, nicht wie in Ecuador über 200m entfernt…). Mehr aber auch nicht. 

Verglichen mit dem, was in Ecuador oder auch Uganda am Äquator geboten wird, mal gar nix. Nicht mal was zu trinken oder essen kann man hier kaufen, ungewöhnlich für Brasilien!
Man achte auf die Zahl unten!

Da ist er wirklich!

Danach gings weiter zum Fort von Macapá, ganz nett, aber nichts Besonderes. 


Im Anschluss tranken wir vor dem Fort noch eine Coco und trafen auf einen anderen Piloten, sozusagen Tomes Flug-Papa. Wir saßen einige Zeit zusammen und unterhielten uns und ich musste Ananas mit Limette, Salz, Ingwer und irgendeinem Kräuterzeug (sah Basilikum ähnlich, schmeckte aber anders) probieren. War erstaunlicherweise gar nicht schlecht.
Kurz nach 5 brachte mich Tome dann zum Busbahnhof zurück. Ich hatte die Hoffnung auf was Essbares, denn ich hatte vorhin ein Restaurant gesehen. Tja, war ne Enttäuschung, da gab’s nicht wirklich was. Der Busbahnhof ist auch mini, gibt auch nicht viel, wohin man hier über Land fahren kann. Also mussten meine Nüsse, Cola und ein paar Kekse herhalten. Und vielleicht macht der Bus ja auch wieder seinen obligatorischen Futterstopp (bei meinem Glück heute natürlich nicht…)
Ich nutzte die Zeit, endlich mal den Blog der letzten beiden Tage zu tippen, bevor das morgen noch in Arbeit ausartet. Dann gabs ne kleine Katzenwäsche, bevor es in den Bus ging. Das Prozedere hat ewig gedauert, die haben die Tickets und Pässe ganz genau gecheckt. Es fahren aber auch drei Busse der gleichen (und einzigen) Busgesellschaft gleichzeitig, nicht so einfach… Aber je später wir weg kommen, desto später kommen wir an, bei Nachtbussen ein klarer Vorteil! Um halb acht gings los und schon da wars ziemlich kalt, zum Glück hab ich meinen Schlafsack! Gute Nacht!
So, das muss erstmal reichen. Den Blog von heute, 29.8., gibts morgen früh... Bin tot und muss noch weng Reiseplanung machen...

Montag, 26. August 2019

26.08.19 - Belem, noch ein Tag Nichtstun...


Die letzte Nacht war dann mal richtig eisig. Trotz meiner Hängematten-Konstruktion kam es kalt rein. 20°C waren das nicht mehr… Also ab unter den dicken Schlafsack und selbst da wars noch kalt an den Ohren, so dass ich nachts auch noch den Pulli samt Kapuze angezogen habe. Dann wars ok. Komischerweise schaffe ich es aber immer, gleichzeitig zu frieren und zu schwitzen. Mein T-Shirt war heute früh um den Hals rum echt durchgeschwitzt…
Heute früh kam es mir dann vor wie beim Zelten. Erstmal die Klamotten zum Vorwärmen in den Schlafsack geholt ;-) Kurz nach acht stand ich dann auf und begab mich zum Auftauen aus dem Kühlschrank. Ein heißer Kaffee und ein paar Vitamine später gings mir schon besser. Beim Frühstück traf ich auf drei Deutsche, die mit dem Boot bis Manaus fahren wollen, das sind locker mal 5 Tage. Zum Glück werde ich nicht so lange unterwegs sein.
Gegen 9 startete ich zum Hafen, um mein Ticket zu kaufen. Zum Glück steckt mein Perso im Geldbeutel, der Pass bleibt immer im Hostel und ich brauchte ein Dokument fürs Ticket. Der Rest war einfach. Es hätte sogar heute ein Boot gegeben, das stand leider so nicht im Internet, sonst wäre ich vielleicht schon heute weiter. Aber egal. Ich hatte mein Ticket, morgen um 11 ist Abfahrt, eine Stunde früher soll ich da sein. Wundert mich etwas, ich erinnere mich, dass man auf manchen Booten schon Stunden vorher die Hängematte aufhängen kann…
Mit dem Ticket in der Tasche lief ich zu den Docks, wo ich gestern schon war, doch noch war geschlossen. Zum Glück war es kurz vor 10 und ich konnte rein, freute ich mich doch auf einen guten Kaffee. Noch waren die Gehsteige hoch geklappt, ich setzte mich in eines der Restaurants, das innen eine vernünftige Kaffeemaschine stehen hatte, musste mich aber noch bis 11 gedulden. Egal, ich saß gemütlich im Schatten und las etwas. Um 11 konnte ich dann meinen Cappuccino bestellen, hätte ich das mal nicht gemacht! Keine Ahnung, was da drin war, aber es war ziemlich widerlich! Ich tippe auf Instant-Cappu mit ner komischen cremeartigen Sache oben drauf, pappsüß und ziemlich zähflüssig. Wenn der aus der Espressomaschine kam, weiß ich auch nicht mehr, brrrr….



Nachdem ich einiges an Wasser nachgespült hatte, lief ich ein paar Meter weiter zum Ver-o-peso Market. Dort gibt’s so ziemlich alles, was man essen kann, Obst, Gemüse, Paranüsse, totes Tier, lebendes Huhn (noch), Garnelen, Säfte, schon zerkleinertes Obst und allerlei verzehrfertige Sachen. Daneben so ziemlich alles, was man sonst irgendwann im Leben mal brauchen kann. Nachdem ich mir einen Überblick über das Ganze verschafft hatte, kaufte ich ein: Couscous (hier aus Mais), Tomaten, Zwiebel, Paprika, Chili und Zucchini. 

Das gibt’s zum Abendessen und der Rest wird aufs Schiff mitgenommen. Außerdem ein halbes Kilo hangeschälter Paranüsse, ein Dutzend Bananen und Acerolakirschen. Für gerade mal 30 Reais, nicht mal 7 Euro. Die Hälfte davon ging schon für die Nüsse drauf.
Meine Einkäufe schleppte ich erstmal zurück zum Hostel, wo ich einen Teil der Bananen futterte. Nachdem ich die mittlerweile 8. und letzte Couchsurfing-Absage von Cayenne (franz. Guyana) erhalten hatte, buchte ich doch was über Airbnb. Leider gibt’s dort nämlich keine Hostels oder andere günstige Unterkünfte, nix unter 50€ pro Nacht. Jetzt hab ich ein Privatzimmer mit großem Bett und Gemeinschaftsbad in einem Privathaus, Wifi ist auch dabei, so dass ich euch weiter auf dem Laufenden halten kann.

Gegen zwei machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Centro Historico. Leider war das eher mau, alles ziemlich heruntergekommen und machte auch nicht unbedingt den sichersten Eindruck in allen Ecken. Noch dazu ist heute ja Montag und somit alles geschlossen, was man anschauen könnte... Auch Bootstouren gibts heute keine.

Und ich muss mich korrigieren, nicht ganz Brasilien ist sauber, hier liegt echt überall Müll rum und es stinkt teils auch gewaltig. Nirgends fand ich ein Lokal, in das ich einkehren wollte (und andere auch kaum). 
 Sind das schon die Aasgeier?!?


Schließlich endete ich wieder am Ver-o-peso Market und kaufte mir irgendein ausgewachsenes Bällchen mit Krabben drin, war ganz lecker. Aber auch hier nix einladendes. Ich endete mal wieder an den Docks, doch die sind unter der Woche komplett ausgestorben. Und noch einen Kaffee-Reinfall wollte ich nicht riskieren. Açai konnte ich trotz ausgefeilter Suche und google.maps auch nicht entdecken. So endete ich auf dem Platz vorm Hostel auf einer Bank mit Kindle und Kokosnuss.
Gegen halb 5 sah es stark nach Regen aus, ich ging ins Hostel und erstmal duschen, da ich komplett klebte. Heute kam es mir extrem warm vor und es ging kaum ein Lüftchen. Frisch geduscht musste auch noch eine Schicht Mückenmittel drauf, seit Joao Pessoa hatte ich keines mehr gebraucht, aber hier sind die Biester aggressiv! Dann suchte ich mir einen Sessel zum Chillen. Wobei die total komisch sind, sitzt man nicht ganz mittig, kippen sie zur Seite, sehr unentspannt.
Gegen halb sieben machte ich mich ans Kochen. Funktionierte perfekt als One-Pot. Gemüse rein, etwas Wasser dazu und den Couscous. Wobei der eher sowas wie Polenta ist. Das Ergebnis (mit Harissa aus dem Rucksack verfeinert) hatte ehe die Konsistenz von Kartoffelstampf, war aber lecker. Der größere Teil wurde fürs Boot verpackt. Wer sich fragen sollte, wie ich das Zeug immer mitnehme, ich hab mir zu Hause so Silikon-Frischhaltebeutel gekauft, quasi eine Tupperdose, die leer ganz platt und platzsparend ist. Ist zwar etwas komisch, daraus zu essen, aber es gibt schlimmeres ;-)
Jetzt ist es acht, ich sitz auf dem seltsamen Sessel und weiß nicht, was ich noch machen soll. Alles in allem fand ich Belem bisher die am wenigsten schöne Stadt. Und zwar im Komplettpaket, beginnend beim Hostel, über die nicht vorhandenen Restaurants/Cafés bis hin zur Stadt selbst. Aber ist ja nur noch eine Nacht. Werde dann mal darum bitten, dass es heute vielleicht nicht ganz so kalt wird (die Fernbedienung zur AC ist nämlich an der Rezeption…)
Morgen geht es also mit dem Schiff nach Macapá am Nordufer des Amazonas. Die Fahrt dauert 24-28h, heißt Mittwochnachmittag sollte ich dort ankommen. Dann direkt weiter zum Busbahnhof und hoffen, dass ich ein Ticket für den Nachtbus bekomme. Der ist wohl oft recht voll und online kann man ihn nicht buchen. Wenn das klappt, bin ich am nächsten Morgen an der Grenze nach franz. Guyana. Von dort aus fahren dann wohl regelmäßig Busse nach Cayenne. Heißt also, vor Donnerstagabend bzw. Freitag früh deutscher Zeit dürft ihr kein Lebenszeichen von mir erwarten ;-)

Sonntag, 25. August 2019

25.08.19 - Entspannter Tag in Belem



Gestern lag ich echt um halb neun im Bett. Zuvor wurde aber meine Hängematte noch zum Vorhang umfunktioniert. Alle Betten hatten nämlich Vorhänge. Außer meinem… Zuerst sollte ich übrigens das obere beziehen – 1m unter der Klimaanlage! Dabei hatte ich extra in meiner Reservierung einen einzigen Wunsch angegeben: Far away from the AC! Zum Glück war das darunter auch frei. Anfangs ließ ich meinen Vorhang aber noch hoch geklappt, die AC wurde ja erst später eingeschaltet und es war knalle warm in dem fensterlosen Raum. Später wachte ich dann mit eiskalter Haut auf. Meine erste Reaktion: Schlafsack aus dem Rucksack im Spind holen! Doch letztendlich brauchte ich den nicht, mein toller Vorhang schirmte mich vor größerem Übel ab und die normale Decke (es gab immerhin nicht nur ein Laken) reichte mir. Die obligatorische Husteneinlage gabs aber trotzdem…
Ich wachte öfters auf, mein Rhythmus ist vermutlich etwas im Arsch, aber letztendlich schlief ich bis acht Uhr… Dann stand ich so langsam auf und ging nach unten frühstücken. Kein Vergleich zum Refugio! Es gab zwar auch Obst, Saft, Kuchen, Kaffee und Brötchen, aber keiner kümmerte sich darum, ob noch was da war (im Refugio wurde bis kurz vor 10 Uhr noch fleißig nachgeliefert). Leider waren auch die Semmeln schon vorgefertigt – Schinken, Käse. Da ich keinen Bock hatte, Lebensmittel wegzuwerfen, beschränkte ich mich auf Kuchen und Obst.
Nachdem ich meine Sachen für den Tag gepackt hatte und mich noch mit zwei netten Französinnen aus meinem Dorm unterhalten hatte (eine ist Lehrerin…), machte ich mich auf den Weg. Da heute Sonntag ist, konnte ich schon mal kein Bootsticket für Dienstag kaufen, also ging es erst mal auf den Praça da Republica direkt vor der Haustür. Dort ist sonntags immer ein großer Markt, wo man (außer Lebensmitteln) alles kaufen kann. Leider auch Babyhunde und –Katzen. Für mich gab es einen Suco de Cacao. Nein, keinen Kakao, sondern einen Kakaosaft! Googelt mal die Pflanze, die besteht aus viel mehr als nur „unserem“ Kakao!

Plötzlich wurde es ziemlich laut, der Grund war schnell entdeckt: Eine stattliche Demonstration bewegte sich auf der Straße zwischen Park und Hostel. Alle ordentlich grün-gelb gekleidet protestierten sie – wenn ich es richtig kapiert habe – gegen ihren Präsidenten und was der so anstellt und zumindest ein bisschen auch für den Amazonas. Die waren auf jeden Fall mit viel Herzblut dabei.



Dann lief ich zum Museu Emilio Goeldi. Mehr ein Park und Zoo als ein Museum und fast schon 150 Jahre alt. Gegründet vom Schweizer Emil Goeldi, einem Zoologen, der den Amazonas erforschte und Tiere und Pflanzen von dort in die Stadt brachte. Ein kleines Stückchen Regenwald mitten im hektischen Belem. Zugegeben, die Tierhaltung entspricht nicht ganz europäischem Standard, zum Glück sind es aber nur recht wenige Tiere. Aber immerhin wird hier vielleicht den Locals ihr Amazonas und seine Bedeutung etwas näher gebracht.

Nee, keine Angst!

Sonst haben die hier wohl nix zu tun?!?

Na also, Cola ist doch gesund und wächst auf Bäumen!

Falls man es nicht erkennt, ein Mensch, gefüllt mit Plastikmüll...

Ich verbrachte jedenfalls ein paar Stunden hier. Mittags gabs nen Maracujasaft und Caruru. Hab gerade mal gegoogelt, was ich da gegessen habe. Ein Eintopf aus Okra, Erdnüssen und Cashews und Garnelen, dazu gabs Reis und evtl. Spinat. War recht lecker. Später gabs noch einen Cappuccino. Bei der Zubereitung sah der gut aus, bis ich kurz wegschaute. In dem Moment landete nämlich ne fette Ladung pappsüßer Sprühsahne auf dem Ganzen… Nachdem ich die unauffällig entsorgen konnte, war der Kaffee echt gut.

Vom Park aus ging es wieder zurück, vorbei an einem anderen schönen Park, den ich dank eines Caches entdeckte. Dort setzte ich mich noch (wie viele andere) auf eine Bank und las etwas. 

Später lief ich dann in Richtung Küste und zum Estaçao das Docas. Das scheinen mal alte Docks gewesen zu sein. Jetzt ist es ein schönes Stückchen Küstenpromenade mit vielen Restaurants. Ich suchte mir eines mit Tischen direkt am Wasser, bestellte einen Caipi und ein paar Pommes und genoss die Aussicht. Man muss sich hier immer wieder in Erinnerung rufen, dass das kein Meer ist und dass das andere Flussufer nicht das ist, was man sieht, sondern gut 300km entfernt ist…

Als der Caipi leer war, setzte ich mich noch wo anderes ans Wasser und wartete auf den Sonnenuntergang (eine Wolke war leider schneller…). Immerhin, hier geht die Sonne schon mal erst um 6 unter, ein deutlicher Zeitgewinn zu den letzten Städten ;-)

Dann machte ich mich (ca. 50m weiter) auf zum Abendessen. Es gab Risotto mit Garnelen und ein Bier. So, damit hab ich das fehlende Essen von gestern wieder aufgeholt ;-) Während ich dort (zum Glück unter Dach saß), gab es einen schönen kleinen regenwaldtauglichen Starkregen. Der war aber nach wenigen Minuten wieder vorbei, so dass ich dann trockenen Fußes zum Hostel zurück laufen konnte.

Samstag, 24. August 2019

23./24.08.19 - In 1499km haben Sie Ihr Ziel erreicht


Die zweite Nacht passte besser zu dem tollen Hostel, ich schlief richtig gut, abgesehen von der obligatorischen Hustenattacke… Gegen acht stand ich auf, holte mir erstmal einen Kaffee und begab mich in einen Liegestuhl. Später wechselte ich dann zum Frühstück, heute mit sehr viel Obst, wer weiß, wann’s wieder was Gesundes gibt. Dann kam ein Typ, der offensichtlich zum Hostel gehörte, aber ein „Stadtlauf München“ T-Shirt an hatte. Wie vermutet, dies war der Besitzer und wir quatschten eine Zeit lang. Wahnsinn, der hat das Hostel quasi aus einer Ruine komplett neu aufgebaut! Den weiteren Vormittag verbrachte ich lesend in der Hängematte.



Um halb 12 etwa, musste ich los, zum Abschied gab’s ne kleine Schoki mit persönlicher Widmung. Hatte ich auch noch nie so! Es ging zum Rodoviaria, wo ich mir noch einen Açai gönnte. 
Um halb 1 ging es dann auf die nicht enden wollende Fahrt nach Belem. Der Bus war erstaunlich freundlich temperiert, zwischendurch zog ich sogar den Pulli aus! Nur aus dem Fenster kucken konnte ich nicht, denn der Vorhang schirmte mich vor dem Wind dahinter ab ;-) Es gab die obligatorischen Futter-Stopps. Beim ersten gönnte ich mir eine Cola. 

Beim zweiten abends dann war ich sehr froh, dass ich meine Nudeln mit hatte, wir hielten an einer Churrascaria, ein Grilllokal, wo der Kellner einem das Fleisch vom Spieß auf den Teller klatscht. Genau mein Ding also ;-)
Zurück im Bus wurde es dann ziemlich kalt. Meine Vermutung: Die AC-Einstellung bleibt Tag und Nacht gleich. Tagsüber mit Sonne auf dem Dach echt angenehm, nachts eisig. Ich verwarf den Plan mit der Hängematte als Decke, die wurde als Polster missbraucht. Der Schlafsack war sehr angenehm heute und es war nicht heiß drunter. Anfangs wurde ich noch etwas belächelt, am nächsten Morgen meinten aber zwei Frauen, dass sie so gefroren hätten und mich beneideten. Versteh ich nicht ganz, die fahren doch auch nicht das erste Mal Bus…
Hier übrigens ein Zitat aus einem Lonely Planet Bericht online, der die Sache ganz gut trifft: „Also, be advised that, holding to good South American tradition, the buses are deep-frozen and blast your ass to the Antarctic.“
Das Beste an der Fahrt war, dass der Bus nicht voll war und ich durchgehend einen Doppelsitz hatte. Gegen 10 abends kam einer mit der Sitznummer neben mir. Auf die legt man scheinbar sehr großen Wert, denn als ich meinte, ich gehe eine Reihe weiter hinter, weil da alles frei war, half er zwar fleißig, meinen ganzen Haushalt umzulagern, aber dass er von seinem Platz weicht (er hatte ein Handy als Handgepäck), war keine Option. Das gleiche Spiel spielte ich nochmal am nächsten Morgen in die Gegenrichtung. Mein Platz war wieder frei und ich zog zurück. Somit hab ich schon immer wieder ganz gut geschlafen in den verschiedensten Positionen.
Ab 9 Uhr oder so am zweiten Tag zog es sich dann aber echt wie Kaugummi. Meinem Hintern ging es ganz gut, aber mein Kopf begann immer mehr weh zu tun. Die Kilometeranzeige auf Gipsy machte mich auch nicht glücklicher und über zwei Stunden ging es nur ganz langsam vorwärts. Die Straße war übersät mit Schlaglöchern und wir mussten dauernd abbremsen. Nein, falsch formuliert. Zwischen den Schlaglöchern war nur noch etwas Straße, trifft es besser.
Die Zeit zog sich dahin, mein Kopf brummte, die Aspirin waren einen Stock tiefer. Vermutlich hab ich einfach zu wenig getrunken und dazu das Gerüttel vom Bus. Aber ich wollte nur ungern nochmal auf das Busklo…
Um halb 6, also nach 29 Stunden dann endlich die Einfahrt in den Busbahnhof. Man lief gegen eine Wand, bisher war es überall zwar warm, aber nicht feucht. Belem liegt aber quasi auf dem Ecuador und dementsprechend schwülwarm ist es hier, mein Kopf freute sich und spielte eine Extrarunde Schlagzeug. Hin und her gerissen zwischen Aspirin suchen und weg hier entschied ich mich für weg und fuhr das erste Mal mit einer Frau Uber.
Ne Viertelstunde später war ich am Hostel. Aussehen tut es ganz gut, aber das, was ich in diesem Moment gesucht hatte, war nicht zu haben. Ich freute mich auf eine Dusche (check, hab ich bekommen) und wollte mich dann hinlegen. Leider haben die Zimmer keine Fenster und die AC wird erst um 9 eingeschaltet (such den Fehler, ich freu mich auf die AC).
Hier gibt’s auch keinen gemütlichen Chillbereich, nur ein paar Stühle und Sessel, Couch oder Hängematte fehlen leider. Daher sitze ich jetzt, geduscht und dank Aspirin und einem Liter Wasser mit nur noch leichten Kopfschmerzen vorm offenen Fenster. Es ist halb acht, ich warte einfach, bis es neun ist und leg mich wieder hin. Ich hab nicht mal Hunger, obwohl ich heute gar nicht viel (und nix gesundes) gegessen hab. Futter noch meine Erdnüsse in mich rein, das muss reichen.

Donnerstag, 22. August 2019

22.08.19 - Fortaleza Sightseeing und Strand


Oh Mann, was war das für eine Nacht! Bis 11 wars ruhig im Hostel, dann kam die Schulklasse zurück… Die führten sich auf wie sich Schüler auf Fahrten nun mal so aufführten, knallten mit den Türen, machten Party auf dem Gang… Schlafen war nicht wirklich. Hat die auch nicht interessiert, dass da drei Leute im Bett lagen und vielleicht aussahen, ob sie schlafen wollen, nein, mitten in der Nacht wird das Licht angemacht und angelassen, man setzt sich früh um 5 aufs Bett und redet in Kneipenlautstärke miteinander… Unglaublich! Ich wollte mich früh rächen, leider fingen sie ab halb 7 an zu packen und um kurz vor acht war der Spuk vorbei, sie fuhren wieder ab! Zum Glück, noch eine Nacht und ich hätte den Lehrer raus gelassen!
Ich blieb noch eine halbe Stunde liegen und genoss die Ruhe. Dann lieferte ich einen großen Berg Wäsche in der Maschine ab und frühstückte. Mit viel Kaffee… Wäsche aufhängen und um halb 10 ging es mit einem Deutschen und einer Brasilianerin zur Free Walking Tour. Angeblich sollte die heute ausnahmsweise schon um halb losgehen, klar, wir waren die ersten dort, losgelaufen sind wir um 10…

Die Tour machte ein nettes Mädel. Sie entschuldigte sich, dass es heute keine englischen Guides gäbe, aber das störte uns nicht. Alles hab ich nicht verstanden, aber doch das wichtigste, denke ich.


Marisa sprach sehr klar und auch nicht zu schnell. Fast drei Stunden gings durchs Zentrum. Gegen Ende konnten wir einem Mann über die Schulter kucken, der mit buntem Sand Bilder in Flaschen zaubert. Der Hammer! Hätte ich mir mitgenommen, wenn ich sie nicht ein Jahr rum schleppen müsste…


Danach ging ich mit einem Açai-to-go zurück zum Hostel. Ich holte die Wäsche von der Leine und machte erstmal eine halbe Stunde Power-Nap. Gegen viertel drei machte ich mich dann nochmal auf zum Strand. Dieses Mal wusste ich ja, wie ich laufen muss. Die haben hier schon lustige Sachen auf den Straßen. An den Ampeln steht, dass man doch bitte die Farben beachten möge. An großen Kreuzungen ist vorne ein Streifen markiert für Motorradfahrer. Damit fahren die ganz legal nach vorne ohne alles zu blockieren. Übrigens werden Helm- und Gurtpflicht hier tatsächlich ernst genommen.
Am Strand machte ich es mir mit meinem Kindle gemütlich. Direkt neben meinem Platz gabs dann ein ordentliches Spektakel. Immer mehr Männer zogen an zwei Seilen, die sich irgendwann als das Ende eines großen Fischernetzes herausstellten. Der Menge nach zu urteilen, rechnete ich mindestens mit einem Blauwal und ein paar kleineren weißen Haien, v.a. als das Netz an Land war, bildete sich eine riesige Menschentraube. 

Was dann an mir vorbei getragen wurde, war eher putzig. Vielleicht 3-5 einen halben Meter lange Fische, sonst nur ganz kleine. Fast schade drum.

Als es am späteren Nachmittag dank tief stehender Sonne und starkem Wind aus der anderen Richtung kühl wurde, setzte ich mich in einen der tausenden Plastikstühle, trank einen Caipi und aß diesen leckeren Grillkäse von einem wandelnden Verkäufer. 

Als die Sonne dann ganz weg war, fuhr ich mit einem Uber zurück zum Hostel. In meinem Dorm sind neue Mitschläferinnen, die aber einen wesentlich ruhigeren Eindruck machen als ihre Vorgänger. Ich buchte mein Hostel für Belem und machte mich dann ans Kochen. Zumindest nachdem ein Hostelmitarbeiter und ich es geschafft hatten, den Gasherd zu entzünden. Der Clou: Der Herd hatte einen Stecker! Der war natürlich nicht eingesteckt, dadurch ging die Zündung nicht. Muss man erstmal drauf kommen, bei einem Gasherd, dass der keinen Strom hat ;-)
Als das Problem gelöst war, gabs wieder One-Pot-Pasta, spart echt Arbeit. Allerdings zeigte sich, dass passierte Tomaten dafür gar nicht so gut sind, zu dickflüssig, musste dauernd rühren, damit das Zeug nicht einfach explodiert. Mit Knobi, Ricotta und meiner Kräutermischung von Zuhause, war das Ganze aber echt lecker. Die zweite Hälfte wird morgen für die Busfahrt eingepackt.
Der Bus fährt morgen Mittag um halb 1 und kommt 25h später in Belem an der Mündung des Amazonas an. Und da wir sicher wieder an einem dieser tollen „Restaurants“ halten, dachte ich mir, ein paar selbst gekochte Nudeln sind da nicht die schlechteste Alternative. Warum fahre ich nun also so weit? Ganz einfach, alle interessanten Sachen zwischen hier und Belem (Jericoacoara, Lençois Marenhensis, Sao Luis) habe ich schon vor neun Jahren besucht. Und bevor ich dann die Strecke auf zwei Etappen mache und zwischendurch irgendwo rumhänge, fahr ich lieber auf einmal durch und bleib lieber einen Tag länger in Belem oder so. Heißt also, morgen gibt’s keine Blog, auch wenn der Bus Wifi hat, erzählen kann ich euch da eh nix!
Jetzt werden nochmal Kindle, Handy und PC aufgeladen, damit ich morgen reichlich Beschäftigungen habe. Geduscht bin ich auch schon, packen kann ich morgen ja noch in aller Ruhe. Bis übermorgen dann!!!