Donnerstag, 29. August 2019

27./28.08.19 - Von Belem nach Macapá

Es hat funktioniert, auf meine freundliche Bitte hin erlebte ich die wärmste Nacht im Hostel, nur unterm Betttuch, ohne trockenen Hals und kaum Husten. Geht doch! Ich erwachte gegen halb 8 und machte mich um 8 zum Frühstück auf. Heute musste die Schinken-Käse-Semmel dran glauben, das einzig andere Essbare war etwas Obst. Ich war so frech aus zwei Semmeln eine für mich und eine für einen Fleischfresser zu machen. Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen gar zusammen und bestellte mir ein Uber zum Hafen.
Um zehn sollte ich ja dort sein, es war halb zehn, die einzige Ansage war dann, das Boot fährt um 11. Verstehe einer diese Logik! Aber im Hafenimbiss gab’s Acai und damit war ich glücklich! Das war purer Acai ohne Zucker, zum ersten Mal. Dazu gabs ein großes Päckchen Zucker zum selbst Süßen. Hab mir den größten Teil zum Kochen eingepackt ;-)
Kurz nach zehn kam das Schiff und damit machte sich Aufbruchsstimmung wie am Flughafengate bemerkbar. Zur Abwechslung stellte ich mich auch gleich mit an, hab ja keinen festen Platz. Kurz danach gings auch schon aufs fast leere Boot. Ich sicherte mir einen guten Hängemattenplatz mittig im mittleren Deck und richtete mich häuslich ein. 

Als ich das letzte Mal so Boot gefahren bin, war dieses komplett voll und man lag wie die Sardinen in der Dose. Heißt, wenn der Nachbar sich umdrehte, musste man das auch tun.

 Heute war das viel entspannter, das Boot war nicht mal halb voll, so dass immer 1-2 Hakenreihen dazwischen frei blieben.


Kurz nach 11 legten wir ab und die entspannte Fahrt begann. In der Hängematte liegen und lesen, schlafen, Handydaddeln, Aussicht genießen (quer durch ganz viele kleine Kanäle fahren hat was), etwas Sudoku auf der Bank an der Reling, etwas Reden mit der Nachbarschaft. Was der Brasilianer wohl vor Erfindung des Smartphones auf so einem Schiff gemacht hat… Zum Glück sind auch einige Steckdosen über den Hängematten, somit kam endlich mein Multi-Lader sinnvoll zum Einsatz, da meine Nachbarn sich gleich mit anstecken konnten. Die Aussicht war sehr abwechslungsreich, meist querten wir den Amazonas in schmalen Flüsschen, vielleicht wie der Main, dann wieder schien es, man sei auf dem Meer und kein Land in Sicht.
Zwischendurch gab’s auf dem Unterdeck (hinter ein paar Autos) Mittag- und Abendessen. Ich hatte aber ja meinen Babybrei – äh Couscous. Geschmacklich echt noch lecker, aber an der Optik hapert es, v.a. aus meiner Tüte ;-) Nachmittag gab’s kostenlosen Kaffee mit noch mehr kostenlosem Zucker drin.
Auf dem oberen Deck war hinten ein kleiner Kiosk bzw. eine Bar mit Musik. Dort holte ich mir zum Sonnenuntergang ein Bier und setzte mich vorne an den Bug (wir fuhren nach Westen…)

Leider war wieder eine große Wolke schneller als die Sonne, aber es sah auch so ganz schön aus. Was dann passierte, hat mich schon etwas schockiert, auch wenn ich es im Fernsehen gesehen hatte. Es war fast schon dunkel, wir fuhren durch einen engeren Kanal (also vielleicht wie der Main in Frankfurt), also vom Ufer plötzlich kleine Boote starteten. Einbäume oder so, teils mit und ohne Motor. Alle besetzt mit Kindern und meist Frauen fuhren sie auf uns zu und vom oberen Deck wurden daraufhin Chips- und Kekspackungen, aber auch größere Plastiktüten geworfen, die eilig eingesammelt wurden. Schon krass!
Dann machte ich mich auf zum Duschen. Hier gibt’s pro Etage je 3 Klos/Duschen für Männer und Frauen. Die Duschen sind ein Rohr in der Decke der Klokabine. Vorteil: Das wird dadurch ständig gut durch gespült ;-)
Sauber gings dann in die Hängematte, wo ich noch einige Zeit lang las. Die Brasilianer stellten auch die Handynutzung ein – wir hatten über einige Stunden keinen Empfang, solche Plätze gibt es tatsächlich noch auf dieser Welt! Gegen zehn setzte ich die Augenklappe auf und machte die Augen zu. Die flutlichtartige Beleuchtung war nämlich immer noch an...

Das Licht war noch bis nach Mitternacht an, keine Ahnung, warum, die meisten schliefen schon viel früher. Später nachts, als es aus war, stellte ich mich nochmal vorne an die Reling, der Sternenhimmel ist hier einfach der Hammer! Außerdem gab’s auch noch ein tolles Wetterleuchten. Nachts war’s ziemlich frisch, ich schlief mit Pulli und langer Hose im Hüttenschlafsack mit Handtuch drüber… Früh um halb 7 war die Nacht zu Ende. Aufs Frühstück verzichtete ich, es gab Bananen, davon hatte ich selbst noch 7 Stück übrig… Der Morgen startete wie der letzte Tag aufgehört hatte – mit Nichtstun. 

Ab halb 1 wurde dann um mich rum langsam aufgeräumt, kurz vor halb 2 legten wir in Santana an.
Das Chaos hatte mich wieder. Das Internet auch und so konnte ich mir gleich ein Uber rufen. Jackpot! Der Fahrer, Tome, war eine Minute später da und fuhr mich ca. 40 Minuten zum Busbahnhof nach Macapá. Er machte den Vorschlag, auf mich zu warten und dann mit mir zwei Sehenswürdigkeiten in der Stadt anzufahren. Zum Uber-Preis, also günstig (letztendlich waren es 10 Euro für den ganzen Nachmittag). Ich kaufte mein Ticket für den Bus nach Oiapoque heute Abend, dann fuhren wir weiter. Tome macht das scheinbar nur nebenberuflich und ist sonst auf dem Weg, Pilot zu werden!
Der erste Halt war Marco Zero. Hatte ich hier schon öfter gehört, dieses Mal verstand ich den Sinn! Es ist der Äquator, „Marke Null“. Dort steht ein recht großes Monument, es gibt die obligatorische Linie (hier nur 40m neben dem echten Äquator, nicht wie in Ecuador über 200m entfernt…). Mehr aber auch nicht. 

Verglichen mit dem, was in Ecuador oder auch Uganda am Äquator geboten wird, mal gar nix. Nicht mal was zu trinken oder essen kann man hier kaufen, ungewöhnlich für Brasilien!
Man achte auf die Zahl unten!

Da ist er wirklich!

Danach gings weiter zum Fort von Macapá, ganz nett, aber nichts Besonderes. 


Im Anschluss tranken wir vor dem Fort noch eine Coco und trafen auf einen anderen Piloten, sozusagen Tomes Flug-Papa. Wir saßen einige Zeit zusammen und unterhielten uns und ich musste Ananas mit Limette, Salz, Ingwer und irgendeinem Kräuterzeug (sah Basilikum ähnlich, schmeckte aber anders) probieren. War erstaunlicherweise gar nicht schlecht.
Kurz nach 5 brachte mich Tome dann zum Busbahnhof zurück. Ich hatte die Hoffnung auf was Essbares, denn ich hatte vorhin ein Restaurant gesehen. Tja, war ne Enttäuschung, da gab’s nicht wirklich was. Der Busbahnhof ist auch mini, gibt auch nicht viel, wohin man hier über Land fahren kann. Also mussten meine Nüsse, Cola und ein paar Kekse herhalten. Und vielleicht macht der Bus ja auch wieder seinen obligatorischen Futterstopp (bei meinem Glück heute natürlich nicht…)
Ich nutzte die Zeit, endlich mal den Blog der letzten beiden Tage zu tippen, bevor das morgen noch in Arbeit ausartet. Dann gabs ne kleine Katzenwäsche, bevor es in den Bus ging. Das Prozedere hat ewig gedauert, die haben die Tickets und Pässe ganz genau gecheckt. Es fahren aber auch drei Busse der gleichen (und einzigen) Busgesellschaft gleichzeitig, nicht so einfach… Aber je später wir weg kommen, desto später kommen wir an, bei Nachtbussen ein klarer Vorteil! Um halb acht gings los und schon da wars ziemlich kalt, zum Glück hab ich meinen Schlafsack! Gute Nacht!
So, das muss erstmal reichen. Den Blog von heute, 29.8., gibts morgen früh... Bin tot und muss noch weng Reiseplanung machen...

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