Heute Nacht
schlief ich echt überragend gut. Zugegeben, über mir breitete sich der arktische
Schlafsack aus. Nur mit Betttuch ist mir das hier eindeutig zu frisch! Ich
hörte weder, dass nachts noch jemand rein kam noch, dass früh ein paar
abgereist sind! Um sieben wachte ich auf und blieb noch etwas liegen. Draußen
war es grau und nieselte. Perfektes Wanderwetter also. Um halb acht machte ich
mich dann auf zum Frühstück. Neben Obst, Joghurt und Granola gab es schon
wieder Tapioka, dieses Mal gefüllt mit Rührei. Macht die Sache keinesfalls
besser…
Etwa 20 nach
8 wurde ich zur heutigen Tour abgeholt. Da ich die erste war, bekam ich den
Beifahrersitz zugewiesen mit viel Platz. Nach mir stiegen noch zwei Pärchen zu,
das erste aus Barcelona, das zweite aus Brasilien, vermute ich zumindest, denn
die waren sehr ungesprächig… Wir fuhren gut 1,5h bis zu unserem Startpunkt. Die
Straße war anfangs eine Art einspuriger Highway mit dementsprechend vielen Trucks,
die sich durch die Berge kämpften. Das Wetter wurde nicht besser, die Region
hier wird mit Highlands bezeichnet, es könnten auch die schottischen sein…
Um 10.50 Uhr
waren wir endlich am Ziel. Wir trugen uns bei der Parkaufsicht in eine Liste ein
und durften loslaufen. 6km bis zum Cachoeira de Fumaça. Erstmal 2km steil
bergauf, dann 4km mehr oder weniger geradeaus. Sollte zwei Stunden dauern. Als
wir nach vielleicht zehn Minuten zum ersten Mal auf die Brasilianer warteten,
zog ich die Regenjacke gleich mal wieder aus. Niesel über und Schwitzen unter
der Jacke machte wenig Sinn und wirklich kalt war es ja nicht. Zumindest beim
Laufen, leider machten wir aber doch recht viele Wartepausen, da die Trulla
nicht hinterherkam. Wir waren aber echt schon sehr langsam unterwegs.
Der Weg war
eigentlich mehr ein ausgewaschener Gebirgsbach, in dem auch viel Wasser
runterkam. Doch der Untergrund war rauer Sandstein und somit auch nass sehr
trittsicher. Nachdem das steile erste Stück geschafft war und der Weg flacher
wurde, kam ein mieser Wind dazu. Der Weg war teils nur noch eine große Pfütze.
Ich war ziemlich froh, dass ich mich für die Wanderschuhe entschieden hatte,
die Turnschuhträger hätten zu diesem Zeitpunkt wohl schon nicht mehr ausweichen
müssen.
Irgendwann, vielleicht 1,5km vorm Ziel ging mit trockenen Schuhen aber
nix mehr, ich machte es wie unser Guide, der schon von Anfang an barfuß lief.
War echt praktischer, bis auf die kalten Füße vielleicht…
Nach einer
gefühlten Ewigkeit kamen wir oben an, nur noch ein „reißender“ Fluss trennte
uns von der bombastischen Aussicht. Irgendwie wollte meine Gruppe nicht so
recht rüber und so gingen wir erstmal auf unserer Seite in Richtung Wasserfall.
Cachoeira da Fumaça heißt so viel wie rauchender Wasserfall, weil der sein
Wasser wohl besonders rauchähnlich ausschüttet. Dazu ist er wohl (einer) der
höchste(n) Wasserfälle Brasiliens, das Wasser stürzt hier 380m in die Tiefe.
Ich wollte nah an die Kante, aber der arme Guide kriegte recht schnell
Schnappatmung!
Viel sah man
von dieser Seite nicht, nur sehr viele Menschen auf der anderen und ich wollte
unbedingt auch da rüber! Wir aßen unser Lunchpaket, ich hatte inzwischen die
Regenjacke wieder an und klapperte ordentlich mit kalten Füßen. Dann gings
endlich weiter, etwas steifgefroren machten wir uns zum „reißenden“ Fluss.
@Forni #ciudadperdida: du hättest über das Flüsschen
gelacht! Das Wasser reichte mir nicht mal bis zur
Mitte der Waden, die Entfernung zum andren Ufer war keine 10m. Verglichen mit
unserer Flussdurchquerung im kolumbianischen Regenwald (https://caro-en-america-central.blogspot.com/2014/08/ciudad-perdida-vier-tage-hardcore.html)
war das eher ein Kindergeburtstag und so schafften es dann doch alle auf die
andere Seite.
Der Clou hier ist, dort gibt es zwei natürliche Plattformen, auf
denen man schräg über dem Wasserfall ist und somit knapp 400m in die Tiefe
schauen kann. Leider wars heute durch all den Nieselregen auch recht neblig und
die Aussicht nicht ganz so spektakulär wie sonst immer. Und unser Guide hat
halt echt mal die Panik geschoben, wenn man sich der Kante genähert hat. Nur auf
dem Bauch robbend und selbst dann stand er so da, als ob er einen gleich an den
Füßen packen und festhalten will. Angeblich ist mal einer vor seinen Augen hier
abgestürzt, aber das heißt ja nicht, dass ich auch zu doof bin mich da
vorsichtig der Kante zu nähern. Letztendlich ist das auch nichts anderes als
wenn man auf einem Treppenabsatz steht.
Naja, ich brachte ihn nicht ganz zum Herzinfarkt und so
ging es recht bald wieder zurück. Dank der Trulla dauerte auch der Rückweg
gefühlt ewig. Wie man sich anstellen kann und versucht, mit Turnschuhen Pfützen
auszuweichen, nachdem man in Schuhen einen Fluss durchquert hat! Unser Guide
war auch irgendwann angepisst und hat gerufen, sie solle endlich mal weiter
machen… Als wir uns dem Steilstück näherten fragte er, ob wir anderen zu gehen
wollten und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. In gewohntem Caro-Tempo gings
bergab, wobei ich noch ein paar andere Gruppen abhängte. Um 15.25 Uhr trug ich
meine Rückkehr in die Liste ein und damit eine halbe Stunde (!) vor den
letzten. Und das mit doch noch halbwegs trockenen Füßen!
Als endlich alle wieder unten waren, fuhren wir weiter zu
einem anderen kleineren Wasserfall. Dort kann man gut baden und direkt unter
den Wasserfall schwimmen, aber da hatte von uns heute keiner Lust dazu. Ein
paar andere waren schon drin. Aber ich war eh noch nicht ganz trocken und so
warm war das Wasser auch nicht. Außerdem war mir die Umzieherei etwas zu
stressig, wenn alles nass und dreckig ist und man nicht weiß, wo man seine Klamotten
hin packen soll…
So ging es also recht schnell wieder zum Auto und auf den
Weg nach Hause. Unterwegs wurde es halt schon wieder stockfinster. Kurz vor
halb 7 waren wir zurück in Lençois.
Auf der Suche nach was Essbarem stieß ich auf eine Steinofenpizzeria. Ich
bestellte ein Bier und eine Pizza Margherita und wurde kurz darauf wieder daran
erinnert, wie man in Brasilien Pizza ist. Jeder bekommt einen Teller und die
Pizza wird auf einem Holzbrett geliefert. Hat man Glück, bleibt sie auf dem
Tisch stehen (so wie heute), wenn nicht, trägt der Kellner sie davon und man
darf nach jedem Stück warten, bis er sie einem wieder bringt… So geschehen in
Rio bei meiner letzten brasilianischen Pizza! Die heutige war ganz gut, dünn
und knusprig, wenn auch nicht so wirklich Steinofen-Style. Die Portionen sind
hier ja gerne mal riesig, da oft für zwei Personen ausgelegt. So schaffte ich nicht
alles und es gab den Rest eingepackt für morgen.
So gestärkt
gings ins Hostel zurück. Ich duschte, stellte fest, dass meine Füße jetzt wohl
dauerhaft braun sind (leider nur von unten) und sprang mit Laptop ins Bett. Jetzt
ist es viertel 10, der Blog ist fertig und ich lasse den Abend gemütlich ausklingen.
Mal sehen, was ich morgen mache, noch ne Tour hab ich nicht gebucht. Laut App
wird das Wetter morgen nicht viel besser, da will ich nicht mit ner Gruppe und
ein paar Schlaftabletten durch die Gegend eiern. Aber ich hab da schon einen
Wanderweg entdeckt, den sowohl Lonely Planet als auch mein Gipsy kennen…
Die langsame Trulla kennen wir ja auch von der Ciudad Perdida ;-)
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