Samstag, 10. August 2019

10.08.19 - Cachoeira da Fumaça - 380m freier Fall



Heute Nacht schlief ich echt überragend gut. Zugegeben, über mir breitete sich der arktische Schlafsack aus. Nur mit Betttuch ist mir das hier eindeutig zu frisch! Ich hörte weder, dass nachts noch jemand rein kam noch, dass früh ein paar abgereist sind! Um sieben wachte ich auf und blieb noch etwas liegen. Draußen war es grau und nieselte. Perfektes Wanderwetter also. Um halb acht machte ich mich dann auf zum Frühstück. Neben Obst, Joghurt und Granola gab es schon wieder Tapioka, dieses Mal gefüllt mit Rührei. Macht die Sache keinesfalls besser…
Etwa 20 nach 8 wurde ich zur heutigen Tour abgeholt. Da ich die erste war, bekam ich den Beifahrersitz zugewiesen mit viel Platz. Nach mir stiegen noch zwei Pärchen zu, das erste aus Barcelona, das zweite aus Brasilien, vermute ich zumindest, denn die waren sehr ungesprächig… Wir fuhren gut 1,5h bis zu unserem Startpunkt. Die Straße war anfangs eine Art einspuriger Highway mit dementsprechend vielen Trucks, die sich durch die Berge kämpften. Das Wetter wurde nicht besser, die Region hier wird mit Highlands bezeichnet, es könnten auch die schottischen sein…

Um 10.50 Uhr waren wir endlich am Ziel. Wir trugen uns bei der Parkaufsicht in eine Liste ein und durften loslaufen. 6km bis zum Cachoeira de Fumaça. Erstmal 2km steil bergauf, dann 4km mehr oder weniger geradeaus. Sollte zwei Stunden dauern. Als wir nach vielleicht zehn Minuten zum ersten Mal auf die Brasilianer warteten, zog ich die Regenjacke gleich mal wieder aus. Niesel über und Schwitzen unter der Jacke machte wenig Sinn und wirklich kalt war es ja nicht. Zumindest beim Laufen, leider machten wir aber doch recht viele Wartepausen, da die Trulla nicht hinterherkam. Wir waren aber echt schon sehr langsam unterwegs.

Der Weg war eigentlich mehr ein ausgewaschener Gebirgsbach, in dem auch viel Wasser runterkam. Doch der Untergrund war rauer Sandstein und somit auch nass sehr trittsicher. Nachdem das steile erste Stück geschafft war und der Weg flacher wurde, kam ein mieser Wind dazu. Der Weg war teils nur noch eine große Pfütze. Ich war ziemlich froh, dass ich mich für die Wanderschuhe entschieden hatte, die Turnschuhträger hätten zu diesem Zeitpunkt wohl schon nicht mehr ausweichen müssen. 

Irgendwann, vielleicht 1,5km vorm Ziel ging mit trockenen Schuhen aber nix mehr, ich machte es wie unser Guide, der schon von Anfang an barfuß lief. War echt praktischer, bis auf die kalten Füße vielleicht…
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir oben an, nur noch ein „reißender“ Fluss trennte uns von der bombastischen Aussicht. Irgendwie wollte meine Gruppe nicht so recht rüber und so gingen wir erstmal auf unserer Seite in Richtung Wasserfall. Cachoeira da Fumaça heißt so viel wie rauchender Wasserfall, weil der sein Wasser wohl besonders rauchähnlich ausschüttet. Dazu ist er wohl (einer) der höchste(n) Wasserfälle Brasiliens, das Wasser stürzt hier 380m in die Tiefe. Ich wollte nah an die Kante, aber der arme Guide kriegte recht schnell Schnappatmung!

Viel sah man von dieser Seite nicht, nur sehr viele Menschen auf der anderen und ich wollte unbedingt auch da rüber! Wir aßen unser Lunchpaket, ich hatte inzwischen die Regenjacke wieder an und klapperte ordentlich mit kalten Füßen. Dann gings endlich weiter, etwas steifgefroren machten wir uns zum „reißenden“ Fluss.
@Forni #ciudadperdida: du hättest über das Flüsschen gelacht! Das Wasser reichte mir nicht mal bis zur Mitte der Waden, die Entfernung zum andren Ufer war keine 10m. Verglichen mit unserer Flussdurchquerung im kolumbianischen Regenwald (https://caro-en-america-central.blogspot.com/2014/08/ciudad-perdida-vier-tage-hardcore.html) war das eher ein Kindergeburtstag und so schafften es dann doch alle auf die andere Seite. 

Der Clou hier ist, dort gibt es zwei natürliche Plattformen, auf denen man schräg über dem Wasserfall ist und somit knapp 400m in die Tiefe schauen kann. Leider wars heute durch all den Nieselregen auch recht neblig und die Aussicht nicht ganz so spektakulär wie sonst immer. Und unser Guide hat halt echt mal die Panik geschoben, wenn man sich der Kante genähert hat. Nur auf dem Bauch robbend und selbst dann stand er so da, als ob er einen gleich an den Füßen packen und festhalten will. Angeblich ist mal einer vor seinen Augen hier abgestürzt, aber das heißt ja nicht, dass ich auch zu doof bin mich da vorsichtig der Kante zu nähern. Letztendlich ist das auch nichts anderes als wenn man auf einem Treppenabsatz steht.


Naja, ich brachte ihn nicht ganz zum Herzinfarkt und so ging es recht bald wieder zurück. Dank der Trulla dauerte auch der Rückweg gefühlt ewig. Wie man sich anstellen kann und versucht, mit Turnschuhen Pfützen auszuweichen, nachdem man in Schuhen einen Fluss durchquert hat! Unser Guide war auch irgendwann angepisst und hat gerufen, sie solle endlich mal weiter machen… Als wir uns dem Steilstück näherten fragte er, ob wir anderen zu gehen wollten und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. In gewohntem Caro-Tempo gings bergab, wobei ich noch ein paar andere Gruppen abhängte. Um 15.25 Uhr trug ich meine Rückkehr in die Liste ein und damit eine halbe Stunde (!) vor den letzten. Und das mit doch noch halbwegs trockenen Füßen!
Als endlich alle wieder unten waren, fuhren wir weiter zu einem anderen kleineren Wasserfall. Dort kann man gut baden und direkt unter den Wasserfall schwimmen, aber da hatte von uns heute keiner Lust dazu. Ein paar andere waren schon drin. Aber ich war eh noch nicht ganz trocken und so warm war das Wasser auch nicht. Außerdem war mir die Umzieherei etwas zu stressig, wenn alles nass und dreckig ist und man nicht weiß, wo man seine Klamotten hin packen soll…

So ging es also recht schnell wieder zum Auto und auf den Weg nach Hause. Unterwegs wurde es halt schon wieder stockfinster. Kurz vor halb 7 waren wir zurück in Lençois. Auf der Suche nach was Essbarem stieß ich auf eine Steinofenpizzeria. Ich bestellte ein Bier und eine Pizza Margherita und wurde kurz darauf wieder daran erinnert, wie man in Brasilien Pizza ist. Jeder bekommt einen Teller und die Pizza wird auf einem Holzbrett geliefert. Hat man Glück, bleibt sie auf dem Tisch stehen (so wie heute), wenn nicht, trägt der Kellner sie davon und man darf nach jedem Stück warten, bis er sie einem wieder bringt… So geschehen in Rio bei meiner letzten brasilianischen Pizza! Die heutige war ganz gut, dünn und knusprig, wenn auch nicht so wirklich Steinofen-Style. Die Portionen sind hier ja gerne mal riesig, da oft für zwei Personen ausgelegt. So schaffte ich nicht alles und es gab den Rest eingepackt für morgen.
So gestärkt gings ins Hostel zurück. Ich duschte, stellte fest, dass meine Füße jetzt wohl dauerhaft braun sind (leider nur von unten) und sprang mit Laptop ins Bett. Jetzt ist es viertel 10, der Blog ist fertig und ich lasse den Abend gemütlich ausklingen. Mal sehen, was ich morgen mache, noch ne Tour hab ich nicht gebucht. Laut App wird das Wetter morgen nicht viel besser, da will ich nicht mit ner Gruppe und ein paar Schlaftabletten durch die Gegend eiern. Aber ich hab da schon einen Wanderweg entdeckt, den sowohl Lonely Planet als auch mein Gipsy kennen…

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