Dienstag, 13. August 2019

12./13.08.19 - Auf nach Recife und Olinda


Juhu, heute ist tatsächlich übermorgen und ich bin gut in Recife bzw. Olinda angekommen. Aber von vorne: Gestern schlief ich dann nicht mehr ganz so gut. Entweder ich hab es verschrien oder es liegt immer daran, dass ich früh weiterreisen will… Egal. Ich hatte 30 Stunden lang Zeit zum Ausruhen.
Ich stand um halb acht auf, packte meine Sachen, zog mich an und dem Rucksack die Regenjacke, denn es nieselte schon wieder, zahlte mein Hostel (gut 20€ für 3 Übernachtungen und einmal Frühstück…) und lief zum Bus, der um halb neun fahren sollte. Kam natürlich erst kurz nach neun, aber egal, ich hatte Zeit. Also stieg ich in den fahrenden Kühlschrank. Dieses Mal kam es mir nicht ganz so kalt vor, es reichte das große Handtuch als Decke, der Schlafsack durfte im Rucksack bleiben.
Gegen zwei Uhr kamen wir in Feira de Santana an, einem Ort etwa 1,5h vor Salvador, an. Dort stieg ich aus und lief schnurstracks zu dem einzigen Busunternehmen, das ich online gefunden hatte, das abends Busse nach Recife anbieten und tatsächlich: Um halb 8 sollte es weitergehen. Ich fragte, ob ich irgendwie nochmal kostenlos runter zu den Plattformen käme, denn dort war die Gepäckaufbewahrung, aber sie bot mir an, meinen Rucksack direkt bei ihr zu lassen, echt lieb.
Laut google.maps sollte nicht weit entfernt das Stadtzentrum sein, aber ich konnte da nix finden. Wäre ich ein Auto, wäre ich hier ziemlich glücklich geworden, überall Werkstätten, Reifenhändler und und und, aber nicht ein vernünftig aussehendes Restaurant, Café oder auch nur ein Bänkchen. Also kehrte ich nach einer halben Stunde in den Busbahnhof zurück und vergnügte mich mit Sudoku und ähnlichem. Später organisierte ich mir was Komisches zu essen und dazu einen Acerola-Saft, als ich noch einen weiteren Essensverkäufer entdeckte. Der hatte Acai und ich war glücklich.
Irgendwann war es Zeit, meinen großen Freund abzuholen und runter zur Plattform zu gehen. Natürlich hatte der Bus auch Verspätung, statt um halb acht fuhren wir fast erst um halb neun los, aber egal, wir fuhren. Ich richtete mich häuslich ein, las noch etwas und wollte gerade in den Schlafsack kriechen, als wir zum Abendessen hielten. Klar, der Bus war ja schon in Salvador gestartet, die anderen waren alle hungrig…
Na gut, ich vertrat mir nochmal die Füße und richtete mich dann ein… Der Sitz war ziemlich bequem, zumindest weich und hinternfreundlich. Außerdem war es recht war, ich hatte nur ein Tshirt an und den Schlafsack meist nur über den Füßen bzw. Beinen. Mit Ohrenstöpfeln und Augenklappe konnte ich recht gut pennen, auch wenn meine Sitznachbarin alles dagegen tat. Sprachnachrichten, die eigentlich kein Whatsapp benötigten, Unterhaltungen mit jemandem drei Reihen vor uns und ständiges Handy-Gepiepse… Ich war hartnäckig und schlief echt immer gut, zumindest zwischen den Stopps an den verschiedenen Busbahnhöfen.
Gegen acht Uhr früh waren wir in Maceio, wo die meisten ausstiegen, ab hier hatte ich eine Sitzreihe für mich und durfte quer liegen, toll! Eine Stunde später war Frühstückspause. Ich fand etwas mit Käse drin, es schmeckt einfach eines wie das andere, dazu gabs immerhin einen halben Liter frisch gepressten O-Saft. Saft ist das einzig gesunde (wenn man ihn ohne Zucker bestellt), was es in diesen Bus-Restaurants zu kaufen gibt. Sieht man hier auch vielen Frauen an, die Ernährung kann ich gesund sein. Die sind zu einem erschreckenden Teil schon jenseits von dick, stark adipös trifft es oft leider eher… Und sie geben alles, damit ihre Kinder mal genauso enden :-(
Nach ein paar weiteren Stunden mit faulem Nichtstun kamen wir fast pünktlich um halb 2 in Recife an. Der Busbahnhof liegt hier ziemlich weit außerhalb, aber dank Fußball-WM gibt es (wie in Salvador) eine funktionierende Metro zwischen Bus, Flugzeug und Stadion und so fuhr ich erstmal ins Zentrum. Die Metro hier gleicht einer Verkaufsveranstaltung, echt alles wird hier an einem vorbei getragen. Von Wasser, Chips und Schokoriegeln über Socken und Handyhüllen bis hin zu Seife und Rasierern. Ach ja, Obst und Salat gibt’s nicht!
Im Zentrum von Recife angekommen fragte ich mich zum Bus nach Olinda durch. Recife ist die große quirlige Millionenstadt, Olinda 6km entfernt das etwas verschlafenere Städtchen (mit nur knapp einer Million Einwohnern). Um drei, also über 30h nach dem Start in Lencois war ich endlich in meinem nächsten Hostel angekommen. Ein schnuckeliges Ding im Zentrum von Olinda. Mein „Dorm“ ist komplett offen im ersten Stock über der Rezeption ohne Wände, nur durch ein paar Tücher abgetrennt und mit Ventilatoren belüftet. Alternativ gäbe es auch einen mit Wänden und AC, aber ich bin ja nicht bescheuert. Ich würde für ohne AC sogar mehr zahlen, aber das muss ich ja nicht verraten!

Ich richtete mich ein, genoss eine wunderbare Dusche und checkte in der Hängematte hinterm Haus die Lage aus. Gegen halb fünf zog ich mal los. Erst Richtung Küste und „Strand“. Nun gut, zum Strandurlaub sollte man hier eher nicht hin fahren… Dann lief ich bergauf Richtung antikes Zentrum. Viele schöne bunte Häuschen gibt es hier. In einer Lonely Planet Empfehlung für guten Kaffee machte ich halt, trank einen echt guten Cappuccino und aß einen eher nicht so guten Acai. Der kam offensichtlich direkt aus der Packung. Normal muss der erstmal in den Mixer…

Gestärkt lief ich weiter bergauf bis zum Praca da Sé, von wo aus man einen guten Blick über Olinda und die Skyline von Recife hat. Inzwischen war auch schon die Sonne untergegangen (halb sechs…). Ich schlenderte hier noch etwas durch die Gegend und gönnte mir für nicht mal 2,50€ einen Maracuja-Caipirinha. Oh je, ich hatte vergessen, dass man in Brasilien für 5€ einen perfekten Vollrausch bekommen kann! Was ich bekam war ein 0,5l Becher plus noch einen kleinen mit vielleicht 100ml dazu, weil gar nicht alles rein passte. In dieser Mischung waren mal locker 10cl Cachaca… Und das vorm Abendessen. Eigentlich wollte ich unten einen Salat essen gehen, beschloss dann aber, dass ein Aracajé vor Ort zum Aufsaugen wohl besser wäre. Auf einer Mauer sitzend aß ich dieses und arbeitete mich durch meine Mischung, etwas ließ ich übrig, sonst wäre ich die ganzen Stufen nicht mehr runter gekommen.
Jetzt sitze ich hinter dem Hostel auf der Terrasse, tippe Blog und esse Brotfrucht von meiner chilenischen Mitbewohnerin. Konnte mich mit ihr gerade ziemlich gut auf Spanisch unterhalten, meiner Meinung nach mit kaum Portugiesisch dazwischen. Sehr gut, das klappt also noch. Wäre schlimm, wenn nach Brasilien keine der beiden Sprachen mehr ohne die andere funktionieren würde… Es ist halb neun, hier gibt’s aber einige nette (spanisch sprechende) Menschen, so dass ich den Abend auch noch gut rum bekommen werde…






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