Juhu, heute
ist tatsächlich übermorgen und ich bin gut in Recife bzw. Olinda angekommen.
Aber von vorne: Gestern schlief ich dann nicht mehr ganz so gut. Entweder ich
hab es verschrien oder es liegt immer daran, dass ich früh weiterreisen will…
Egal. Ich hatte 30 Stunden lang Zeit zum Ausruhen.
Ich stand um
halb acht auf, packte meine Sachen, zog mich an und dem Rucksack die
Regenjacke, denn es nieselte schon wieder, zahlte mein Hostel (gut 20€ für 3
Übernachtungen und einmal Frühstück…) und lief zum Bus, der um halb neun fahren
sollte. Kam natürlich erst kurz nach neun, aber egal, ich hatte Zeit. Also
stieg ich in den fahrenden Kühlschrank. Dieses Mal kam es mir nicht ganz so
kalt vor, es reichte das große Handtuch als Decke, der Schlafsack durfte im
Rucksack bleiben.
Gegen zwei
Uhr kamen wir in Feira de Santana an, einem Ort etwa 1,5h vor Salvador, an.
Dort stieg ich aus und lief schnurstracks zu dem einzigen Busunternehmen, das
ich online gefunden hatte, das abends Busse nach Recife anbieten und
tatsächlich: Um halb 8 sollte es weitergehen. Ich fragte, ob ich irgendwie
nochmal kostenlos runter zu den Plattformen käme, denn dort war die
Gepäckaufbewahrung, aber sie bot mir an, meinen Rucksack direkt bei ihr zu lassen,
echt lieb.
Laut
google.maps sollte nicht weit entfernt das Stadtzentrum sein, aber ich konnte
da nix finden. Wäre ich ein Auto, wäre ich hier ziemlich glücklich geworden,
überall Werkstätten, Reifenhändler und und und, aber nicht ein vernünftig
aussehendes Restaurant, Café oder auch nur ein Bänkchen. Also kehrte ich nach
einer halben Stunde in den Busbahnhof zurück und vergnügte mich mit Sudoku und
ähnlichem. Später organisierte ich mir was Komisches zu essen und dazu einen
Acerola-Saft, als ich noch einen weiteren Essensverkäufer entdeckte. Der hatte
Acai und ich war glücklich.
Irgendwann
war es Zeit, meinen großen Freund abzuholen und runter zur Plattform zu gehen.
Natürlich hatte der Bus auch Verspätung, statt um halb acht fuhren wir fast
erst um halb neun los, aber egal, wir fuhren. Ich richtete mich häuslich ein,
las noch etwas und wollte gerade in den Schlafsack kriechen, als wir zum
Abendessen hielten. Klar, der Bus war ja schon in Salvador gestartet, die
anderen waren alle hungrig…
Na gut, ich
vertrat mir nochmal die Füße und richtete mich dann ein… Der Sitz war ziemlich
bequem, zumindest weich und hinternfreundlich. Außerdem war es recht war, ich
hatte nur ein Tshirt an und den Schlafsack meist nur über den Füßen bzw.
Beinen. Mit Ohrenstöpfeln und Augenklappe konnte ich recht gut pennen, auch
wenn meine Sitznachbarin alles dagegen tat. Sprachnachrichten, die eigentlich
kein Whatsapp benötigten, Unterhaltungen mit jemandem drei Reihen vor uns und
ständiges Handy-Gepiepse… Ich war hartnäckig und schlief echt immer gut,
zumindest zwischen den Stopps an den verschiedenen Busbahnhöfen.
Gegen acht
Uhr früh waren wir in Maceio, wo die meisten ausstiegen, ab hier hatte ich eine
Sitzreihe für mich und durfte quer liegen, toll! Eine Stunde später war
Frühstückspause. Ich fand etwas mit Käse drin, es schmeckt einfach eines wie
das andere, dazu gabs immerhin einen halben Liter frisch gepressten O-Saft.
Saft ist das einzig gesunde (wenn man ihn ohne Zucker bestellt), was es in
diesen Bus-Restaurants zu kaufen gibt. Sieht man hier auch vielen Frauen an,
die Ernährung kann ich gesund sein. Die sind zu einem erschreckenden Teil schon
jenseits von dick, stark adipös trifft es oft leider eher… Und sie geben alles,
damit ihre Kinder mal genauso enden :-(
Nach ein paar
weiteren Stunden mit faulem Nichtstun kamen wir fast pünktlich um halb 2 in
Recife an. Der Busbahnhof liegt hier ziemlich weit außerhalb, aber dank
Fußball-WM gibt es (wie in Salvador) eine funktionierende Metro zwischen Bus,
Flugzeug und Stadion und so fuhr ich erstmal ins Zentrum. Die Metro hier
gleicht einer Verkaufsveranstaltung, echt alles wird hier an einem vorbei
getragen. Von Wasser, Chips und Schokoriegeln über Socken und Handyhüllen bis
hin zu Seife und Rasierern. Ach ja, Obst und Salat gibt’s nicht!
Im Zentrum
von Recife angekommen fragte ich mich zum Bus nach Olinda durch. Recife ist die
große quirlige Millionenstadt, Olinda 6km entfernt das etwas verschlafenere
Städtchen (mit nur knapp einer Million Einwohnern). Um drei, also über 30h nach
dem Start in Lencois war ich endlich in meinem nächsten Hostel angekommen. Ein
schnuckeliges Ding im Zentrum von Olinda. Mein „Dorm“ ist komplett offen im
ersten Stock über der Rezeption ohne Wände, nur durch ein paar Tücher
abgetrennt und mit Ventilatoren belüftet. Alternativ gäbe es auch einen mit
Wänden und AC, aber ich bin ja nicht bescheuert. Ich würde für ohne AC sogar
mehr zahlen, aber das muss ich ja nicht verraten!
Ich richtete
mich ein, genoss eine wunderbare Dusche und checkte in der Hängematte hinterm Haus
die Lage aus. Gegen halb fünf zog ich mal los. Erst Richtung Küste und „Strand“.
Nun gut, zum Strandurlaub sollte man hier eher nicht hin fahren… Dann lief ich
bergauf Richtung antikes Zentrum. Viele schöne bunte Häuschen gibt es hier. In
einer Lonely Planet Empfehlung für guten Kaffee machte ich halt, trank einen
echt guten Cappuccino und aß einen eher nicht so guten Acai. Der kam
offensichtlich direkt aus der Packung. Normal muss der erstmal in den Mixer…
Gestärkt lief
ich weiter bergauf bis zum Praca da Sé, von wo aus man einen guten Blick über
Olinda und die Skyline von Recife hat. Inzwischen war auch schon die Sonne
untergegangen (halb sechs…). Ich schlenderte hier noch etwas durch die Gegend
und gönnte mir für nicht mal 2,50€ einen Maracuja-Caipirinha. Oh je, ich hatte
vergessen, dass man in Brasilien für 5€ einen perfekten Vollrausch bekommen
kann! Was ich bekam war ein 0,5l Becher plus noch einen kleinen mit vielleicht
100ml dazu, weil gar nicht alles rein passte. In dieser Mischung waren mal
locker 10cl Cachaca… Und das vorm Abendessen. Eigentlich wollte ich unten einen
Salat essen gehen, beschloss dann aber, dass ein Aracajé vor Ort zum Aufsaugen
wohl besser wäre. Auf einer Mauer sitzend aß ich dieses und arbeitete mich
durch meine Mischung, etwas ließ ich übrig, sonst wäre ich die ganzen Stufen
nicht mehr runter gekommen.
Jetzt sitze
ich hinter dem Hostel auf der Terrasse, tippe Blog und esse Brotfrucht von
meiner chilenischen Mitbewohnerin. Konnte mich mit ihr gerade ziemlich gut auf
Spanisch unterhalten, meiner Meinung nach mit kaum Portugiesisch dazwischen.
Sehr gut, das klappt also noch. Wäre schlimm, wenn nach Brasilien keine der
beiden Sprachen mehr ohne die andere funktionieren würde… Es ist halb neun,
hier gibt’s aber einige nette (spanisch sprechende) Menschen, so dass ich den
Abend auch noch gut rum bekommen werde…
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