Mittwoch, 21. August 2019

21.08.19 - Fortaleza


Klar, nur weil ich müde bin, heißt das noch lange nicht, dass ich tief und fest schlafe. Ich bin also gestern um acht zum Rodoviaria gefahren und um 9 in meinen Bus gestiegen. Leito ist vielleicht ein bisschen flacher und pro Reihe sind nur drei Sitze. Und man bekommt eine Decke. Von den vietnamesischen Liegebussen ist das aber noch weit entfernt.
Wirklich lang und fest hab ich nicht geschlafen, bin immer wieder aufgewacht. Hab meinen eigenen Schlafsack genommen, aber der ist halt echt viel zu warm. Und natürlich, Nachtbusse, die früh um 6 ankommen sollen, tun dies schon kurz nach 5! So purzelte ich also müde aus meinem Leito und suchte mir erst mal noch ein Eckchen im Busbahnhof. An diesem Ort war ich schon mal, vor 9 Jahren, die Uhrzeit könnte etwa dieselbe gewesen sein… Bevor ich zum Hostel startete, wollte ich mir gleich mein Ticket für die Weiterfahrt kaufen. Mein letztes Busunternehmen hat ein riesiges Office dort, also stellte ich mich an, um zu erfahren, Tickets gibt’s erst ab halb 7 – am Ticketstand, nicht im Office. Was machen die da dann früh um 5??? Gibt’s so viele Reklamationen oder was???
Ein anderer Ticketschalter hatte schon um 6 offen und auch Tickets nach Belem, also kaufte ich bei der Konkurrenz. Leider gabs kein Leito, nur Execlusivo, auch recht bequeme Sitze. Das wird eh eine unbequem lange Fahrt, aber erst am Freitag… Dann kaufte ich mir noch einen Kaffee und ein Pao do Queijo und ließ mich zum Hostel chauffieren, wo ich kurz nach 7 eintraf. Das Refugio ist ein klasse Hostel in einer alten Villa mit Hinterhof, in deutscher Hand, das merkt man mal wieder an den Details. Es ging undeutsch los, ich durfte nämlich trotz dieser frühen Zeit schon in mein Zimmer, wo ich erst nochmal zwei Stunden im Bett verbrachte (keine AC, nur Deckenventilator). Dann gabs noch nen Kaffee und ein Brötchen, das Frühstücksbuffet kann hier mit manch einem einfachen deutschen Hotel mithalten!
Ich gammelte noch ein wenig vor mich hin, las ein paar Info-Broschüren und fand den deutschen Lonely Planet – Südamerika für wenig Geld. Den hab ich (in alter Version) auch zu Hause, so konnte ich nochmal ein wenig über Französisch Guyana, Surinam und Guyana nachlesen, wo ich bald landen werde (das sind die drei kleinen Länderchen zwischen Brasilien und Venezuela, ganz im Nordosten des Kontinents). Wird wohl ein wenig abenteuerlicher da oben…
Gegen viertel zwölf lief ich mal völlig planlos los. Grobe Richtung Strand. Da ich mich zu erinnern glaubte, dass der Strand dann im Norden sein sollte, lief ich genau dorthin. Naja, leichte Links-Rechts-Schwäche eben… Es  ging die Straße lang, die Gegend wurde nicht wirklich schöner, immerhin, rechts von mir Meer. Dann kam auch was Strandähnliches, aber völlig verlassen und nicht, was ich erwartet hatte. Nee, hier wollte ich nicht bleiben, war mir zu heikel und auch nicht schön. Immerhin, auf der anderen Straßenseite fuhren Busse, es konnte nicht schlimmer werden. Also rein in den nächsten, auf dem Centro stand und kurz darauf war ich wieder zurück und ein bisschen weiter südlich. Ich lief wieder Richtung Küste und siehe da: Es wurde Strand! Stadtstrand zwar, aber doch ein sehr schöner und sauberer.
Erstmal suchte ich mir ein Plätzchen, um was zu essen. Leider entdeckte ich keinen Açai, also gabs Maracujasaft und Bolinhos de Bacalhau. Mist, vergessen „Ohne Zucker“ zu bestellen… Danach suchte ich mir ein schattiges Plätzchen unter einer Palme am Strand, wo ich etwas las. Leider war der Sand in Kombination mit ziemlich starkem Wind ziemlich mies, immer wieder gabs ne nadelähnliche Ladung auf mich drauf… Irgendwann flüchtete ich näher ans Meer, wo der Sand etwas feucht und damit fester war.

Viel los war nicht, wenig Touristen (die meisten sind halt an den bekannten Stränden außenrum) und die Einheimischen kamen erst später. Dann aber kamen in meine Ecke ziemlich viele „Schwimmer“ und solche die es werden wollten. Ganz viele hatten ein komisches Teil dabei, wer meine Beschreibung erkennt, möge mich aufklären… Vielleicht 60cm lang, 10cm Durchmesser aus Schaumstoff, es wurde mit einem Gurt um den Bauch befestigt und schwamm dann vielleicht 2m hinter den Schwimmern her… Eine Selbstrettungsanlage?!? 

Keine Ahnung, hab ich noch nie gesehen und hier hatten es echt viele. Einige haben dann eine Art Duathlon gemacht, sie schwammen und joggten dann ne Runde (mit dem Teil unterm Arm sah es jetzt nach Baywatch aus…) Also, wer das Ding erkennt, bitte erklären, ich will nicht dumm sterben!

Gegen fünf hatte ich genug vom faul Rumliegen und lief noch ein Stück weiter den Strand entlang. Und es tauchten immer mehr Strandlokale auf. Ich hatte aber was vom Emporio Delitalia gelesen, wo es recht gute Pizza geben sollte. Das entpuppte sich dann als ein großer, edler Supermarkt, in dem es viele italienische (und europäische) Produkte gab. Neben Parmesan (10€ das Stück) und Gorgonzola viele Gewürze, frisch zubereitete fertige Sachen, eine sehr edle Weinabteilung und auch Lindt-Schokolade (nein, ich bin nicht schwach geworden). Nur kaufte ich für morgen Ricotta und passierte Tomaten, dann werd ich wieder mal kochen. Ach ja, Obst und Gemüse gabs auch sehr vieles und sehr schönes, leider fast alles in Plastik und Styropor (einzelne Paprika in Plastik…).
Nebenan sind ein italienisches Bistro und darüber die Holzofenpizzeria. Da die erst um sechs aufmachte, überbrückte ich die zwanzig Minuten bis dahin mit einem Cappuccino (der war nicht soo der Burner). Dann gabs ne Pizza mit gutem Mozzarella und geröstetem Knoblauch. Lecker, nur leider etwas weich vom Boden her. Hier wurde mir wieder jedes Stück einzeln auf den Teller gelegt, immer wenn eines aufgegessen war, sprang meine Kellnerin herbei und packte mir das nächste drauf… Hier bin ich übrigens fast schwach geworden, es stand Erdinger auf der Karte ;-) Für nur 6€, verglichen mit Panama wäre es ein Schnäppchen geworden. Aber vermutlich hätten sie es nicht einschenken können…
Gesättigt fuhr ich mit einem Uber zurück zum Hostel. Dort war schon im Vorgarten die Hölle los, in meinem Zimmer noch mehr. Sieht aus, als wäre ich mitten in eine Klassenfahrt geraten, in meinem Zimmer hatte es gefühlte 50°C, die postpubertierenden kleinen Schnicksen waren sich gerade am Stylen und der Fön lief auf Hochtouren. Zum Glück waren sie so gut wie fertig (der Rest stand ja auch schon im Vorgarten, bereit zum Abmarsch). Ich hab doch Ferien!!! Als sie weg waren, sorgte ich erstmal für Durchzug, um Haarspray und Deodubel zu vertreiben… Dann ging ich in Ruhe duschen und sorgte mit meinen Handtüchern schon mal für etwas Privatsphäre in meinem Bett ;-)
Jetzt sitze ich unten draußen, es geht ein angenehmer Wind und die verbliebenen Hostelbewohner sind ganz ruhig und gechillt. Morgen bleibe ich noch hier, Freitag geht’s dann auf eine etwas(…) längere Busfahrt.


2 Kommentare:

  1. Sag mal, wie ist denn der Zeitunterschied zu dir?

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  2. Diese Teile, die die Schwimmer dabei hatten, sind zur Selbstrettung. Die sind dazu da, dass man sich an etwas festhalten kann, wann man einen Krampf oder keine Kraft mehr hat. Außerdem sieht man die Schwimmer damit leichter, wenn was passiert. Lg Jenny

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