Klar,
nur weil ich müde bin, heißt das noch lange nicht, dass ich tief und fest
schlafe. Ich bin also gestern um acht zum Rodoviaria gefahren und um 9 in
meinen Bus gestiegen. Leito ist vielleicht ein bisschen flacher und pro Reihe
sind nur drei Sitze. Und man bekommt eine Decke. Von den vietnamesischen
Liegebussen ist das aber noch weit entfernt.
Wirklich
lang und fest hab ich nicht geschlafen, bin immer wieder aufgewacht. Hab meinen
eigenen Schlafsack genommen, aber der ist halt echt viel zu warm. Und
natürlich, Nachtbusse, die früh um 6 ankommen sollen, tun dies schon kurz nach
5! So purzelte ich also müde aus meinem Leito und suchte mir erst mal noch ein
Eckchen im Busbahnhof. An diesem Ort war ich schon mal, vor 9 Jahren, die
Uhrzeit könnte etwa dieselbe gewesen sein… Bevor ich zum Hostel startete,
wollte ich mir gleich mein Ticket für die Weiterfahrt kaufen. Mein letztes
Busunternehmen hat ein riesiges Office dort, also stellte ich mich an, um zu
erfahren, Tickets gibt’s erst ab halb 7 – am Ticketstand, nicht im Office. Was machen
die da dann früh um 5??? Gibt’s so viele Reklamationen oder was???
Ein
anderer Ticketschalter hatte schon um 6 offen und auch Tickets nach Belem, also
kaufte ich bei der Konkurrenz. Leider gabs kein Leito, nur Execlusivo, auch
recht bequeme Sitze. Das wird eh eine unbequem lange Fahrt, aber erst am
Freitag… Dann kaufte ich mir noch einen Kaffee und ein Pao do Queijo und ließ
mich zum Hostel chauffieren, wo ich kurz nach 7 eintraf. Das Refugio ist ein
klasse Hostel in einer alten Villa mit Hinterhof, in deutscher Hand, das merkt
man mal wieder an den Details. Es ging undeutsch los, ich durfte nämlich trotz dieser
frühen Zeit schon in mein Zimmer, wo ich erst nochmal zwei Stunden im Bett
verbrachte (keine AC, nur Deckenventilator). Dann gabs noch nen Kaffee und ein
Brötchen, das Frühstücksbuffet kann hier mit manch einem einfachen deutschen
Hotel mithalten!
Ich
gammelte noch ein wenig vor mich hin, las ein paar Info-Broschüren und fand den
deutschen Lonely Planet – Südamerika für wenig Geld. Den hab ich (in alter
Version) auch zu Hause, so konnte ich nochmal ein wenig über Französisch
Guyana, Surinam und Guyana nachlesen, wo ich bald landen werde (das sind die
drei kleinen Länderchen zwischen Brasilien und Venezuela, ganz im Nordosten des
Kontinents). Wird wohl ein wenig abenteuerlicher da oben…
Gegen
viertel zwölf lief ich mal völlig planlos los. Grobe Richtung Strand. Da ich
mich zu erinnern glaubte, dass der Strand dann im Norden sein sollte, lief ich
genau dorthin. Naja, leichte Links-Rechts-Schwäche eben… Es ging die Straße lang, die Gegend wurde nicht
wirklich schöner, immerhin, rechts von mir Meer. Dann kam auch was Strandähnliches,
aber völlig verlassen und nicht, was ich erwartet hatte. Nee, hier wollte ich
nicht bleiben, war mir zu heikel und auch nicht schön. Immerhin, auf der
anderen Straßenseite fuhren Busse, es konnte nicht schlimmer werden. Also rein
in den nächsten, auf dem Centro stand und kurz darauf war ich wieder zurück und
ein bisschen weiter südlich. Ich lief wieder Richtung Küste und siehe da: Es
wurde Strand! Stadtstrand zwar, aber doch ein sehr schöner und sauberer.
Erstmal
suchte ich mir ein Plätzchen, um was zu essen. Leider entdeckte ich keinen Açai,
also gabs Maracujasaft und Bolinhos de Bacalhau. Mist, vergessen „Ohne Zucker“
zu bestellen… Danach suchte ich mir ein schattiges Plätzchen unter einer Palme
am Strand, wo ich etwas las. Leider war der Sand in Kombination mit ziemlich
starkem Wind ziemlich mies, immer wieder gabs ne nadelähnliche Ladung auf mich
drauf… Irgendwann flüchtete ich näher ans Meer, wo der Sand etwas feucht und
damit fester war.
Viel
los war nicht, wenig Touristen (die meisten sind halt an den bekannten Stränden
außenrum) und die Einheimischen kamen erst später. Dann aber kamen in meine Ecke
ziemlich viele „Schwimmer“ und solche die es werden wollten. Ganz viele hatten
ein komisches Teil dabei, wer meine Beschreibung erkennt, möge mich aufklären…
Vielleicht 60cm lang, 10cm Durchmesser aus Schaumstoff, es wurde mit einem Gurt
um den Bauch befestigt und schwamm dann vielleicht 2m hinter den Schwimmern her…
Eine Selbstrettungsanlage?!?
Keine Ahnung, hab ich noch nie gesehen und hier
hatten es echt viele. Einige haben dann eine Art Duathlon gemacht, sie
schwammen und joggten dann ne Runde (mit dem Teil unterm Arm sah es jetzt nach
Baywatch aus…) Also, wer das Ding erkennt, bitte erklären, ich will nicht dumm
sterben!
Gegen
fünf hatte ich genug vom faul Rumliegen und lief noch ein Stück weiter den Strand
entlang. Und es tauchten immer mehr Strandlokale auf. Ich hatte aber was vom
Emporio Delitalia gelesen, wo es recht gute Pizza geben sollte. Das entpuppte
sich dann als ein großer, edler Supermarkt, in dem es viele italienische (und
europäische) Produkte gab. Neben Parmesan (10€ das Stück) und Gorgonzola viele
Gewürze, frisch zubereitete fertige Sachen, eine sehr edle Weinabteilung und
auch Lindt-Schokolade (nein, ich bin nicht schwach geworden). Nur kaufte ich
für morgen Ricotta und passierte Tomaten, dann werd ich wieder mal kochen. Ach ja,
Obst und Gemüse gabs auch sehr vieles und sehr schönes, leider fast alles in
Plastik und Styropor (einzelne Paprika in Plastik…).
Nebenan
sind ein italienisches Bistro und darüber die Holzofenpizzeria. Da die erst um
sechs aufmachte, überbrückte ich die zwanzig Minuten bis dahin mit einem
Cappuccino (der war nicht soo der Burner). Dann gabs ne Pizza mit gutem Mozzarella
und geröstetem Knoblauch. Lecker, nur leider etwas weich vom Boden her. Hier
wurde mir wieder jedes Stück einzeln auf den Teller gelegt, immer wenn eines
aufgegessen war, sprang meine Kellnerin herbei und packte mir das nächste drauf…
Hier bin ich übrigens fast schwach geworden, es stand Erdinger auf der Karte
;-) Für nur 6€, verglichen mit Panama wäre es ein Schnäppchen geworden. Aber
vermutlich hätten sie es nicht einschenken können…
Gesättigt
fuhr ich mit einem Uber zurück zum Hostel. Dort war schon im Vorgarten die
Hölle los, in meinem Zimmer noch mehr. Sieht aus, als wäre ich mitten in eine
Klassenfahrt geraten, in meinem Zimmer hatte es gefühlte 50°C, die
postpubertierenden kleinen Schnicksen waren sich gerade am Stylen und der Fön
lief auf Hochtouren. Zum Glück waren sie so gut wie fertig (der Rest stand ja
auch schon im Vorgarten, bereit zum Abmarsch). Ich hab doch Ferien!!! Als sie
weg waren, sorgte ich erstmal für Durchzug, um Haarspray und Deodubel zu
vertreiben… Dann ging ich in Ruhe duschen und sorgte mit meinen Handtüchern
schon mal für etwas Privatsphäre in meinem Bett ;-)
Jetzt
sitze ich unten draußen, es geht ein angenehmer Wind und die verbliebenen Hostelbewohner
sind ganz ruhig und gechillt. Morgen bleibe ich noch hier, Freitag geht’s dann
auf eine etwas(…) längere Busfahrt.
Sag mal, wie ist denn der Zeitunterschied zu dir?
AntwortenLöschenDiese Teile, die die Schwimmer dabei hatten, sind zur Selbstrettung. Die sind dazu da, dass man sich an etwas festhalten kann, wann man einen Krampf oder keine Kraft mehr hat. Außerdem sieht man die Schwimmer damit leichter, wenn was passiert. Lg Jenny
AntwortenLöschen