Freitag, 16. August 2019

16.08.19 - Durch den Kühlschrank ins Paradies


Bin sitzen geblieben ;-) Als ich dann zurück ins Zimmer kam, war es geschehen, die Kühlschranktür stand offen und zeigte 18° an! Meine brasilianischen Mitbewohnerinnen hielten das wohl für die perfekte Schlaftemperatur (mit dünner, dünner Decke und Bettlaken!!!) Ich konnte sie gerade noch auf 22° hoch handeln und versuchte ihnen mit meinem Portugiesisch klar zu machen, dass das total unlogisch sei, dass die wärmeverwöhnten Brasilianer so schlafen wollen/können und ich aus Bayrisch-Sibirien mir gleichzeitig einen abfriere! Es half nichts, ich stattete mich aus: Socken, lange Thermo-Laufhose und Pulli übers Schlafshirt, inkl. Kapuze und Augenklappe. Und ab unter die Decke. Trotzdem war es noch lange nicht kuschelig warm! Am schlimmsten ist für mich immer die Luft, die in die Nase und den Hals kommt. Der war staubtrocken und ich musste ständig husten. Kann mir keiner erzählen, dass das gesund ist!
Kurz vor sieben stand ich auf und zog mich im warmen Bad an. Dann ging ich auf den Balkon. Dort wars wohl auch nicht viel wärmer als im Zimmer, aber natürliche 20° fühlen sich deutlich besser an. Offene Fenster hätten es heute Nacht genauso getan! Da der Himmel grau war, die Stadt nicht der Mega-Burner ist und ich keine weitere Nacht frieren wollte, beschloss ich, schon heute weiter zum Praia da Pipa zu fahren, also wurden Blablacar und Hostel gebucht. Nun fing es auch noch an zu regnen…

Dann ging ich runter zum Frühstück. Eliane ist eine echt tolle Hostel-Mama, es gab dreierlei frische Säfte, Filterkaffee, selbstgebackenen Kuchen, einen Sandwichmaker und und und. Auf Ei und Couscous verzichtete ich heute. Was die hier immer an diesem Couscous finden. Furztrocken! Eliane telefonierte mit meinem Blablacar-Fahrer und für den Uber-Aufpreis sollte ich um ein Uhr direkt am Hostel abgeholt werden.
Den Vormittag verbrachte ich mit Lesen, Internet, Sudoku und einem kurzen Spaziergang Richtung Strand, als es wieder trocken war. Dort gab es auch den obligatorischen Açai. Zurück im Hostel dolmetschte ich dann noch zwischen Eliane und einem polnischen Backpacker, der nur englisch konnte.
Pünktlich um eins war mein fahrender Kühlschrank da, kurz darauf sammelten wir noch drei weitere Mitfahrer ein. Dummerweise saß ich hinten in der Mitte, wo gefühlt alle Gebläse gleichzeitig hin zielten. Mir ist es ein Rätsel, da saß ich frierende Deutsche mit Pulli zwischen einem Typ im Tshirt und ner Tussi in Hotpants und kurzem Top. Irgendwas läuft hier verkehrt!
Zum Glück fuhr unser Fahrer ziemlich schnell und die Autobahn war frei. Schon wieder lustig hier, fast wie auf Cuba. Was erwartet man nicht auf der Autobahn? Wie wäre es mit offiziellen Wendestellen? (Der Mittelstreifen wird breiter und man kann in einer großen Kurve quasi links abbiegen) Snack-Verkäufer sind auch nicht zu verachten. Am besten finden ich aber die „Achtung Fußgänger“-Warnschilder, gerne auch gepaart mit einem Zebrastreifen. Genial!
Um drei Uhr kamen wir in Pipa an. Es soll wohl mit Jericoacoara um den Titel des besten Strandortes konkurrieren. Ich hatte es unterschätzt und dachte, mein Hostel finde ich schon. Denkste. War was größerers. Ich wusste, dass es sozusagen am „Eck“ zwischen zwei Stränden liegt, direkt am Meer. So steuerte ich zu dem einen der beiden Strände. Leider zum falschen. Es ging steil über die Felsen hinunter, dann wieder über Sanddünen bergauf und etwa 100m vorm Ziel endete ich auf einer Klippe. Und das schön mit zwei Rucksäcken bepackt. Also wieder runter und direkt am Meer entlang, auch wenn das stellenweise so aussah, als käme man gar nicht weiter. Doch es klappte und schließlich stand ich schweißgebadet vor der Hosteltür.

Ich war am Ziel, hier muss das Paradies sein! Ohne irgendwelche Formalitäten wurde ich in meinen 6er-Mädels-Dorm gebracht. Vom Fenster aus sieht man das Meer, keine 20m entfernt! Überall Pflanzen, Hängematten, Chillout-Plätzchen. Ich stopfte meinen großen Freund unters Bett, sprang in meinen Bikini und lief die 40 Schritte bis zum Meer. Mehr sind es echt nicht! Ab ins Wasser und danach wurde etwas gelesen. Echt der Hammer hier. Schade nur, dass mir Strand immer so schnell langweilig wird ;-) Aber echt toll hier und v.a. alles super sauber! Kein Müll weit und breit (im Übrigen kommt mir ganz Brasilien extrem sauber vor, egal ob an den Wasserfällen, in der Stadt oder auch am Straßenrand. Kein Müll. Da kann sich z.B. Südosteuropa (und auch Deutschland) ne ziemlich dicke Scheibe abschneiden!!!

Später konnte ich noch einen tollen Sonnenuntergang und die Surfer direkt vorm Hostel beobachten. Schade, leider keine Kitesurfer, noch eine neue Sportart kann ich nicht ausprobieren ohne mal irgendwas richtig zu können… Aber Zuschauen war schön und dank meiner vielen Sitznachbarn fühlte ich mich schon vom Rumsitzen bekifft ;-)

Als die Sonne um viertel sechs abtauchte, tat ich das auch. Es war endgültig Zeit für was zu essen. Außer Frühstück und Açai hatte es doch noch nichts gegeben. Eigentlich hätte ich hier auch Lust, mal zu kochen oder so, die Küche ist offen und hat den gleichen Ausblick wie mein Zimmer… Aber nicht heute und so stiefelte ich den (kürzeren, ebenen und bequemen) Weg hinauf ins „Zentrum“. Hier ist es definitiv touristisch. Eine Bar an der nächsten, Restaurants, Shops, Laundry-Service, Touranbieter… Was der Touri eben so braucht. Ich brauchte Nudeln und die bekam ich mit Blick übers Meer. Mit 3 Formaggi und einem Mangosaft.
Satt und zufrieden machte ich mich – mit Bierkauf-Stopp im Supermarkt – zurück zum Hostel. Hier herrscht gerade ne total angenehme Stimmung. Das Partyvolk scheint schon weg zu sein und hier sitzen nur noch ein paar völlig entspannte Typen mit etwas Chillout-Music… Und das Meer rauscht, man könnte meinen, meine Zehen müssten gleich im Wasser stehen.
Mal sehen, morgen bleibe ich auf jeden Fall hier, dann schau ich mal. Wie gesagt und wer mich kennt, weiß es ja auch, ich hab so meine Probleme mit Nichtstun…

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