Samstag, 24. August 2019

23./24.08.19 - In 1499km haben Sie Ihr Ziel erreicht


Die zweite Nacht passte besser zu dem tollen Hostel, ich schlief richtig gut, abgesehen von der obligatorischen Hustenattacke… Gegen acht stand ich auf, holte mir erstmal einen Kaffee und begab mich in einen Liegestuhl. Später wechselte ich dann zum Frühstück, heute mit sehr viel Obst, wer weiß, wann’s wieder was Gesundes gibt. Dann kam ein Typ, der offensichtlich zum Hostel gehörte, aber ein „Stadtlauf München“ T-Shirt an hatte. Wie vermutet, dies war der Besitzer und wir quatschten eine Zeit lang. Wahnsinn, der hat das Hostel quasi aus einer Ruine komplett neu aufgebaut! Den weiteren Vormittag verbrachte ich lesend in der Hängematte.



Um halb 12 etwa, musste ich los, zum Abschied gab’s ne kleine Schoki mit persönlicher Widmung. Hatte ich auch noch nie so! Es ging zum Rodoviaria, wo ich mir noch einen Açai gönnte. 
Um halb 1 ging es dann auf die nicht enden wollende Fahrt nach Belem. Der Bus war erstaunlich freundlich temperiert, zwischendurch zog ich sogar den Pulli aus! Nur aus dem Fenster kucken konnte ich nicht, denn der Vorhang schirmte mich vor dem Wind dahinter ab ;-) Es gab die obligatorischen Futter-Stopps. Beim ersten gönnte ich mir eine Cola. 

Beim zweiten abends dann war ich sehr froh, dass ich meine Nudeln mit hatte, wir hielten an einer Churrascaria, ein Grilllokal, wo der Kellner einem das Fleisch vom Spieß auf den Teller klatscht. Genau mein Ding also ;-)
Zurück im Bus wurde es dann ziemlich kalt. Meine Vermutung: Die AC-Einstellung bleibt Tag und Nacht gleich. Tagsüber mit Sonne auf dem Dach echt angenehm, nachts eisig. Ich verwarf den Plan mit der Hängematte als Decke, die wurde als Polster missbraucht. Der Schlafsack war sehr angenehm heute und es war nicht heiß drunter. Anfangs wurde ich noch etwas belächelt, am nächsten Morgen meinten aber zwei Frauen, dass sie so gefroren hätten und mich beneideten. Versteh ich nicht ganz, die fahren doch auch nicht das erste Mal Bus…
Hier übrigens ein Zitat aus einem Lonely Planet Bericht online, der die Sache ganz gut trifft: „Also, be advised that, holding to good South American tradition, the buses are deep-frozen and blast your ass to the Antarctic.“
Das Beste an der Fahrt war, dass der Bus nicht voll war und ich durchgehend einen Doppelsitz hatte. Gegen 10 abends kam einer mit der Sitznummer neben mir. Auf die legt man scheinbar sehr großen Wert, denn als ich meinte, ich gehe eine Reihe weiter hinter, weil da alles frei war, half er zwar fleißig, meinen ganzen Haushalt umzulagern, aber dass er von seinem Platz weicht (er hatte ein Handy als Handgepäck), war keine Option. Das gleiche Spiel spielte ich nochmal am nächsten Morgen in die Gegenrichtung. Mein Platz war wieder frei und ich zog zurück. Somit hab ich schon immer wieder ganz gut geschlafen in den verschiedensten Positionen.
Ab 9 Uhr oder so am zweiten Tag zog es sich dann aber echt wie Kaugummi. Meinem Hintern ging es ganz gut, aber mein Kopf begann immer mehr weh zu tun. Die Kilometeranzeige auf Gipsy machte mich auch nicht glücklicher und über zwei Stunden ging es nur ganz langsam vorwärts. Die Straße war übersät mit Schlaglöchern und wir mussten dauernd abbremsen. Nein, falsch formuliert. Zwischen den Schlaglöchern war nur noch etwas Straße, trifft es besser.
Die Zeit zog sich dahin, mein Kopf brummte, die Aspirin waren einen Stock tiefer. Vermutlich hab ich einfach zu wenig getrunken und dazu das Gerüttel vom Bus. Aber ich wollte nur ungern nochmal auf das Busklo…
Um halb 6, also nach 29 Stunden dann endlich die Einfahrt in den Busbahnhof. Man lief gegen eine Wand, bisher war es überall zwar warm, aber nicht feucht. Belem liegt aber quasi auf dem Ecuador und dementsprechend schwülwarm ist es hier, mein Kopf freute sich und spielte eine Extrarunde Schlagzeug. Hin und her gerissen zwischen Aspirin suchen und weg hier entschied ich mich für weg und fuhr das erste Mal mit einer Frau Uber.
Ne Viertelstunde später war ich am Hostel. Aussehen tut es ganz gut, aber das, was ich in diesem Moment gesucht hatte, war nicht zu haben. Ich freute mich auf eine Dusche (check, hab ich bekommen) und wollte mich dann hinlegen. Leider haben die Zimmer keine Fenster und die AC wird erst um 9 eingeschaltet (such den Fehler, ich freu mich auf die AC).
Hier gibt’s auch keinen gemütlichen Chillbereich, nur ein paar Stühle und Sessel, Couch oder Hängematte fehlen leider. Daher sitze ich jetzt, geduscht und dank Aspirin und einem Liter Wasser mit nur noch leichten Kopfschmerzen vorm offenen Fenster. Es ist halb acht, ich warte einfach, bis es neun ist und leg mich wieder hin. Ich hab nicht mal Hunger, obwohl ich heute gar nicht viel (und nix gesundes) gegessen hab. Futter noch meine Erdnüsse in mich rein, das muss reichen.

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