Gestern
lag ich echt um halb neun im Bett. Zuvor wurde aber meine Hängematte noch zum
Vorhang umfunktioniert. Alle Betten hatten nämlich Vorhänge. Außer meinem…
Zuerst sollte ich übrigens das obere beziehen – 1m unter der Klimaanlage! Dabei
hatte ich extra in meiner Reservierung einen einzigen Wunsch angegeben: Far
away from the AC! Zum Glück war das darunter auch frei. Anfangs ließ ich meinen
Vorhang aber noch hoch geklappt, die AC wurde ja erst später eingeschaltet und
es war knalle warm in dem fensterlosen Raum. Später wachte ich dann mit
eiskalter Haut auf. Meine erste Reaktion: Schlafsack aus dem Rucksack im Spind
holen! Doch letztendlich brauchte ich den nicht, mein toller Vorhang schirmte
mich vor größerem Übel ab und die normale Decke (es gab immerhin nicht nur ein
Laken) reichte mir. Die obligatorische Husteneinlage gabs aber trotzdem…
Ich
wachte öfters auf, mein Rhythmus ist vermutlich etwas im Arsch, aber
letztendlich schlief ich bis acht Uhr… Dann stand ich so langsam auf und ging
nach unten frühstücken. Kein Vergleich zum Refugio! Es gab zwar auch Obst,
Saft, Kuchen, Kaffee und Brötchen, aber keiner kümmerte sich darum, ob noch was
da war (im Refugio wurde bis kurz vor 10 Uhr noch fleißig nachgeliefert).
Leider waren auch die Semmeln schon vorgefertigt – Schinken, Käse. Da ich
keinen Bock hatte, Lebensmittel wegzuwerfen, beschränkte ich mich auf Kuchen
und Obst.
Nachdem
ich meine Sachen für den Tag gepackt hatte und mich noch mit zwei netten
Französinnen aus meinem Dorm unterhalten hatte (eine ist Lehrerin…), machte ich mich auf den Weg. Da heute
Sonntag ist, konnte ich schon mal kein Bootsticket für Dienstag kaufen, also
ging es erst mal auf den Praça da Republica direkt vor der Haustür. Dort ist sonntags
immer ein großer Markt, wo man (außer Lebensmitteln) alles kaufen kann. Leider
auch Babyhunde und –Katzen. Für mich gab es einen Suco de Cacao. Nein, keinen
Kakao, sondern einen Kakaosaft! Googelt mal die Pflanze, die besteht aus viel
mehr als nur „unserem“ Kakao!
Plötzlich wurde es ziemlich laut, der Grund war
schnell entdeckt: Eine stattliche Demonstration bewegte sich auf der Straße
zwischen Park und Hostel. Alle ordentlich grün-gelb gekleidet protestierten sie
– wenn ich es richtig kapiert habe – gegen ihren Präsidenten und was der so
anstellt und zumindest ein bisschen auch für den Amazonas. Die waren auf jeden
Fall mit viel Herzblut dabei.
Dann lief ich zum Museu Emilio Goeldi. Mehr ein
Park und Zoo als ein Museum und fast schon 150 Jahre alt. Gegründet vom Schweizer
Emil Goeldi, einem Zoologen, der den Amazonas erforschte und Tiere und Pflanzen
von dort in die Stadt brachte. Ein kleines Stückchen Regenwald mitten im
hektischen Belem. Zugegeben, die Tierhaltung entspricht nicht ganz europäischem
Standard, zum Glück sind es aber nur recht wenige Tiere. Aber immerhin wird
hier vielleicht den Locals ihr Amazonas und seine Bedeutung etwas näher
gebracht.
Nee, keine Angst!
Sonst haben die hier wohl nix zu tun?!?
Na also, Cola ist doch gesund und wächst auf Bäumen!
Falls man es nicht erkennt, ein Mensch, gefüllt mit Plastikmüll...
Ich verbrachte jedenfalls ein paar Stunden
hier. Mittags gabs nen Maracujasaft und Caruru. Hab gerade mal gegoogelt, was
ich da gegessen habe. Ein Eintopf aus Okra, Erdnüssen und Cashews und Garnelen,
dazu gabs Reis und evtl. Spinat. War recht lecker. Später gabs noch einen
Cappuccino. Bei der Zubereitung sah der gut aus, bis ich kurz wegschaute. In
dem Moment landete nämlich ne fette Ladung pappsüßer Sprühsahne auf dem Ganzen…
Nachdem ich die unauffällig entsorgen konnte, war der Kaffee echt gut.
Vom Park aus ging es wieder zurück, vorbei an
einem anderen schönen Park, den ich dank eines Caches entdeckte. Dort setzte
ich mich noch (wie viele andere) auf eine Bank und las etwas.
Später lief ich
dann in Richtung Küste und zum Estaçao das Docas. Das scheinen mal alte Docks
gewesen zu sein. Jetzt ist es ein schönes Stückchen Küstenpromenade mit vielen
Restaurants. Ich suchte mir eines mit Tischen direkt am Wasser, bestellte einen
Caipi und ein paar Pommes und genoss die Aussicht. Man muss sich hier immer
wieder in Erinnerung rufen, dass das kein Meer ist und dass das andere
Flussufer nicht das ist, was man sieht, sondern gut 300km entfernt ist…
Als der Caipi leer war, setzte ich mich noch wo
anderes ans Wasser und wartete auf den Sonnenuntergang (eine Wolke war leider
schneller…). Immerhin, hier geht die Sonne schon mal erst um 6 unter, ein
deutlicher Zeitgewinn zu den letzten Städten ;-)
Dann machte ich mich (ca. 50m weiter) auf zum
Abendessen. Es gab Risotto mit Garnelen und ein Bier. So, damit hab ich das
fehlende Essen von gestern wieder aufgeholt ;-) Während ich dort (zum Glück
unter Dach saß), gab es einen schönen kleinen regenwaldtauglichen Starkregen.
Der war aber nach wenigen Minuten wieder vorbei, so dass ich dann trockenen
Fußes zum Hostel zurück laufen konnte.
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