Montag, 30. September 2019

30.09.19 - Alle Vögel ausgeflogen...


Das Scheiß-Moskito hat gewonnen. Besser gesagt, es waren zwei… Die zweite Nacht war viel wärmer als die erste, trotz einer Decke weniger. Um kurz nach 6 musste ich aufstehen, denn um halb 7 war Treffpunkt an der Tour-Agency. Um dreiviertel waren dann auch alle da und es ging mit unserem Fahrer ??? und Guide Carmelio los. Die nächsten zwei Stunden wurden wir ordentlich durchgeschüttelt. Die „Straße“ war mehr als offroad-tauglich, wir bewältigten sie aber in einem normalen Auto. Inklusive Flussdurchquerung und senkrechtem Abhang neben der Piste.
Um 8.45 Uhr standen wir am Startpunkt unserer Wanderung, auf ca. 2300m am östlichen Ausläufer der Anden. Hier gibt’s ganz komisch geformte Berge mit tiefen Schluchten dazwischen, idealer Lebensraum für unzählige Tierarten. Vögel, Reptilien, Pumas… 
Lianen halten angeblich 300kg...
Wir liefen auf schmalen, teils sehr steilen und abschüssigen Pfaden und bewegten uns irgendwie durch verschiedene Klimazonen. Auf der einen Seite der Berghänge war es heiß und trocken, auf der anderen grün und deutlich kühler. 

Leider wehte ein unglaublich starker, böiger Wind, der einen manchmal fast vom Weg wehte. Dummerweise sorgte dieser dafür, dass die Thermik für alle großen Vögel ziemlich scheiße war. Fazit: Wir sahen hoch oben ein paar Adler, Geier und Falken kreisen, aber allesamt zu weit weg, um ein ordentliches Foto zu machen. Der Kondor, für den wir hauptsächlich hier waren, versteckte sich fast völlig. Wir sahen einen ganz tief unten, ein etwas besserer Punkt. Ein zweiter schoss einmal um die Ecke und war gleich verschwunden. Dummerweise genau da, wo wir kurz zuvor noch Pause gemacht hatten.
Ja, die Vögel waren ausgeflogen, trotzdem war es landschaftlich echt super schön. Aber vielleicht sollte ich einfach mal versuchen, Eisbären am Untreusee zu finden, die Trefferquote kann kaum schlechter werden als meine Tiersichtungen hier ;-) Ach ja, die Kamera hat sich auch mittendrin wieder verabschiedet, ging erst im Hostel wieder an…
Der Fels heißt übersetzt „Fels mit Kopf“. Auf dem unteren Bild sitzen wir auf eben diesem. War ne windige Angelegenheit…


Da es anfangs tendenziell eher bergab ging, hatten wir am Ende nochmal einen knackigen Anstieg. Wir waren aber sehr gemütlich unterwegs, v.a. auch, da unserer Bolivianerin irgendwas im Bein wehgetan hat. Somit war das ein recht angenehmer Akklimatisationslauf für mich. Ist ja das perfekte Höhentraining hier. Hoch trainieren, tief schlafen, und das zwei Tage lang ;-)

Um eins waren wir dann wieder am Auto. Mit dem ging es dann etwa 20 Minuten lang die „Straße“ zurück und zu einem Wasserfall – wär hätte das gedacht. Wir kamen oben an, das Wasser stürzte vielleicht 6-7m in die Tiefe. Die Ansage, da kannst du springen, das Wasser ist 10m tief, kam mir da gerade recht. Tatsächlich war das wieder Hochklettern gar nicht so ohne, da der Fels schön glatt gewaschen war. 

Nach zweimal Springen begaben wir uns in den Teil oberhalb des Wasserfalls, wo sich ein paar gemütliche Plätze zum Entspannen fanden. Gegen halb 3 ging es weiter Richtung Samaipata.

Wir hielten noch einmal kurz auf dem Hauptplatz des leider fast völlig ausgestorbenen San Juans, wo wir im einzigen „Supermarkt“ den Tagesumsatz der Oma-Inhaberin mit ein paar Dosen Bier wohl um 100% steigerten. Gegen halb fünf waren wir zurück in der Zivilisation, mein Handy meldete sich mit Nachrichten diverser Socialmedia-Apps. Internet geht also immer noch mit meiner tollen Karte…
Wir machten unsere Reservierung für morgen fest – Abfahrt zu einer humanen Zeit – dann ging ich ins Hostel und erstmal in die Dusche. War mal wieder ziemlich eingestaubt. Danach wurden die Bilder aufs Notebook gezogen und zusammen sortiert, als die Tür aufging und Emily herein kam. Sie hatte die Schnauze voll von ihrem Hostel auf dem Berg und ist umgezogen.
Gegen sechs überkam mich der Hunger, ich überlegte nicht lange und ging ins Café Tango von gestern. Die Pasta mit Pesto hatte mich gestern schon von der Karte angelacht und waren echt lecker, wenn auch etwas anders als gewohnt. Dazu gab es heute Erdbeer-Kokos-Saft, definitiv der beste von allen. Um sieben war ich wieder zurück im Hostel. Jetzt sitze ich unten, kämpfe mit dem „schnellsten Internet des Ortes“ (so zu lesen auf Hostelworld) und habe es tatsächlich geschafft, ein paar Bilder für euch hochzuladen. Gerade, um halb 8, hab ich mir noch ein Prost bestellt, endlich einmal hat es auch ordentlich geploppt!
So, mal sehen, was ich mit dem angebrochenen Abend heute noch anfange, irgendwie hab ich heute all meine „Pflichten“ recht schnell erledigt…

Sonntag, 29. September 2019

29.09.19 - Antike Stätte und jüngere Tiere



Heute muss ich früher duschen, die Dusche gestern war echt kalt. Wasser nicht sehr warm und dann raus in die Kälte. Danach saß ich noch bis halb 11 mit Clara vor der Tür und quatschte, bevor ich mich unter drei Decken ins Bett kuschelte. Ich kann es nur schwer schätzen, aber ich tippe schon auf um die 10-12° abends, wenn überhaupt… Es dauerte eine Zeit, bis mir warm wurde, dann schlief ich aber richtig gut bis etwa 7 Uhr.
Im Zimmer war es ziemlich kalt, ich blieb noch bis halb 9 unter der Decke. Dann zog ich mich an mit Pulli und langer Hose, aber draußen schien die Sonne und es war schon deutlich wärmer als drinnen. Ich frühstückte, ähnlich wie in Santa Cruz mit etwas weniger Obst, dafür meinem ersten Coca-Tee. Dann machte ich mich fertig zum Abmarsch. Um halb 10 traf ich mich mit Emily am Markt, dort lief uns auch der Österreicher über den Weg. Süßer kleiner Markt, aber dank Sonntag sehr gut besucht.
Keine Ahnung, wo hier die Farben hin sind, aber irgendwie sieht es cool aus!

Von dort aus ging’s ins archäologische Museum, als Vorbereitung für El Fuente. Das schaffte schon mal einen groben Überblick über das, was uns später erwarten sollte. Wir besorgten uns noch etwas zu essen und trafen uns dann mit den beiden Holländern Kim und Tom aus meinem Hostel, um uns ein Taxi nach El Fuerte zu teilen, das etwa 10km entfernt und ganz schön bergauf liegt.


El Fuerte ist echt schwer zu beschreiben, da ich sowas so noch nie gesehen habe, es ist wohl weltweit ziemlich einzigartig und Unesco-Weltkulturerbe. Der Hauptteil ist ein etwa 200m langer und 40m breiter Sandsteinfelsen, der komplett mit verschiedenen Linien, Aushöhlungen, Tiergestalten, Kanälen usw bedeckt ist, die in mehreren Terrassen übereinander ansteigen. Die ersten Spuren gehen wohl bis 2000 v. Chr. Zurück, also über 3000 Jahre, bevor die Inkas hier in Erscheinung traten. Die spanischen Eroberer fanden die Stätte verlassen vor, vermuteten, dass es sich um ein Fort handelte, daher der Name. Später glaubte man, es sei ein Platz zum Goldwaschen, letztendlich überzeugte die Theorie der Anbetung von Jaguar und Schlange, Sonne oder Mond. Ich persönlich finde ja auch die Theorie der Raumstation antiker Space-Shuttles ganz reizvoll…

Es gibt hier einen großen Rundweg, von dem man stellenweise eine gute Aussicht auf die umliegenden Täler hat, aber natürlich auch auf den Felsen selbst. Leider waschen Regen und Wind hier von Jahr zu Jahr mehr weg… Als ich das erste Foto schießen wollte, hatte meine Kamera sich mal wieder aus dem Leben verabschiedet. Es gab also nur Handybilder. Pünktlich, als wir wieder ins Taxi stiegen, ging sie wieder. Blöde Kuh! Ok, übermäßig viel zu sehen gab es jetzt nicht, aber das, was zu sehen war, hatte ich so echt noch nicht gesehen.
Gegen 1 Uhr fuhren wir wieder zurück, Emily und ich liefen die letzten Kilometer in den Ort, da die beiden anderen noch zu einem Wasserfall wollten. Zurück im Ort kamen wir an der offenen Tür einer Tour-Agency vorbei, in der zwei Leute saßen. Wir checkten die Lage und bekamen den Jackpot! Die beiden wollen nämlich ebenfalls die Kondor-Tour und die Nebelwald-Tour machen. Fast alle machen nur den Nebelwald und wir wussten nicht so recht, ob es uns zu zweit nicht zu teuer ist. So also Jackpot. Morgen Kondore für 200 und danach Nebelwald für 175 Bolivianos (oder günstiger, falls sich noch Leute finden). Dazu kommt, dass einer der beiden, Alan, ein Franzose, der hier lebt, sehr gut Englisch spricht (komischer Franzose) und uns also etwas übersetzen kann, wenn wir bei der Tour nicht alles verstehen. Coole Sache, heißt nur, morgen um 6 Uhr aufstehen…
Danach gingen wir in ein zuckersüßes kleines Café/Restaurant, Café Tango, das sich als komplett vegetarisch herausstellte. Für mich gab es einen Brombeer-Bananensaft in einem riesigen Glas, dazu einen leckeren Brownie. 


Danach ging es zwei Kilometer am anderen Ende aus dem Dorf hinaus zum zoologischen Refugio. Quasi einer Auffangstation für in Not geratene Wildtiere. Die Station ist mit ganz viel Liebe gestaltet und die Tiere, wenn sie auch nicht alle sehr viel Platz haben, scheinen sich wohl zu fühlen. Manche Tiere laufen frei herum, manche kann man in ihren Gehegen besuchen.
Es gab Affen, Schildkröten, viele Vögel, Tucane und Papageien, einer begrüßte uns kopfüber hängend mit einem freundlichen Hola! 

Im Lamagehege steht ein riesiges Baumhaus als Aussichtsplattform. 

Ein paar Rancoons (jetzt kenn ich sie auch auf Deutsch, Waschbären) waren total zutraulich, einer wollte dauernd kuscheln. War echt ein schöner kleiner Ausflug.


Zurück im Ort kaufte ich etwas Verpflegung für morgen und ging dann kurz zurück zum Hostel. Inzwischen war es auch schon fast 5 Uhr. Ich packte meinen Rucksack für morgen, lud die Fotos auf den PC und sprang unter die – heute echt warme – Dusche. Danach zog ich mir was Langes an und ging in das Café vom Nachmittag, denn da standen auch echt leckere Gerichte auf der Karte. Ich entschied mich für Gemüsecurry mit Reis und auf Empfehlung einen Kokos-Limetten-Saft, beides echt richtig lecker. Als ich aufgegessen hatte, kam Emily herein, auch Vegetarierin. Zwei blöde, ein Gedanke. Gegen 7 war ich wieder im Hostel, unterhielt mich kurz mit den beiden Holländern, die auf ihren Nachtbus wartete, und kuschelte dann ziemlich lang mit Claras Babykatze, total verschmust. Da ich allein im Dorm bin, durfte sie hier auch mal rein schauen, im Bett kuschelt es sich einfach immer besser.

Irgendwann setzte ich sie dann aber doch vor die Tür, sie ist nämlich noch nicht stubenrein und hier ist Teppichboden… Jetzt tippe ich meinen Blog, hat lang genug gedauert, dass alle Bilder hochgeladen sind. Unten ist das Wifi gerade so ok, hier oben schon sehr an den Grenzen, das jedes Bit einzeln durch die Tür fliegt. Jetzt ist es 9, ich werde dann mal den Blog hochladen und dann noch etwas lesen. Morgen wird ein langer Tag. Ach ja, dieses Scheiß-Moskito hier muss ich auch noch erlegen…

Samstag, 28. September 2019

28.09.19 - Samaipata, ich arbeite mich in die Höhe


Die letzte Nacht in Santa Cruz schlief ich nochmal gut, wachte aber früh (kurz vor acht erst!) mit völlig zerstochenen Beinen auf. Ist mir ein absolutes Rätsel, die waren im Gegensatz zum Oberkörper eigentlich unter der Decke. Aber gestern Abend hatte ich noch nicht so viele Stiche! Ich frühstückte um 9 zusammen mit einer deutschen und meiner englischen Zimmerkollegin Emily, alle drei waren wir – just in case – mit unseren Kindlen ausgestattet ;-) Danach wurde gepackt und um 10 verabschiedete ich mich von Katze und Herrchen. War echt toll hier. Stefan erklärte uns noch, wo wir die Shared Taxis finden, dann starteten Emily und ich mit einem Uber.
An der Haltestelle für Taxis nach Samaipata waren wir minimal zu spät, eines fuhr gerade ab. Aber nach etwa einer halben Stunde Wartezeit waren um kurz nach 11 Uhr 7 Leute zusammen und die Fahrt konnte beginnen. Mit an Bord bzw. auf dem Dach gefühlt 1000 Klorollen und Mini-Chipstüten, die eine unserer Mitfahrerinnen in Samaipata verkauft. Die Strecke aus der Stadt raus zog sich, genau wie gestern, unglaublich viel Verkehr.
Endlich draußen ging es dann deutlich schneller. Nach einiger Zeit wurde die Umgebung echt hübsch. Bergig, alles bewaldet und die Straße stieg mehr oder weniger steil und kurvig an. Kurz vor zwei waren wir in Samaipata auf 1600-1800m Höhe. Erst dachte ich ja, Wiki ist sich mit der Höhe nicht ganz sicher, aber jetzt glaube ich, diese Angabe liegt an den ganzen Bergen im Ort…

Das Taxi hielt auf dem „Main Square“, also dem Dorfplatz. Wunderschön mit vielen Pflanzen und Bänken und vielen Cafés und Restaurants drum herum. Aber auch sehr touristisch, trotzdem mit ländlichem, entspannten Charakter. Mein Hostel war keine 5 Minuten entfernt. 



Hostal Vagabundo ist ein gemütliches kleines Ding, ziemlich basic und auch schon etwas in die Jahre gekommen, aber völlig ausreichend für meine Zwecke. Und recht sauber. Nachdem ich meine Nationalität preisgegeben hatte, wurde ich auf Deutsch begrüßt, der Hausherr ist Deutscher, auch wenn er kaum in Deutschland gelebt hatte.
Da ich hier drei Nächte bleiben will, bekam ich gleich das Angebot gemacht, dass die 4. Nacht dann gratis ist. Und das bei einem Preis von 6,50€ pro Nacht im halbleeren Viererdorm inkl. Frühstück! Meine definitiv günstigste Unterkunft bisher. Dazu gab es ein fünfseitiges Handout auf Deutsch über den Ort, Restaurants, Transport, … Ich bezog mein Bett im AC-freien Zimmer und sprang vielleicht zum letzten Mal in mein Kleidchen. Es ging ein frischer Wind, aber es war doch noch warm hier.

Dann ging’s hinaus auf der Suche nach einem guten Kaffee. Der erste Versuch beim empfohlenen „Landhaus“ schlug fehl, die Mama war nicht da und die ist für die Verköstigung zuständig. Damit drehte ich um und lief zum Hauptplatz. Ich endete am Tisch eines hier lebenden Österreichers bei Cappuccino und Mocca-Tarte. Dazu gab es einige gute Empfehlungen. Dort traf ich dann auch auf Emily. Gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach einer Touragentur für einen Ausflug in den Nebelwald im Amboro-Nationalpark. Es war halb vier und irgendwie hatten fast alle Agencies geschlossen. Wir fanden zwei, da wir aber erst übermorgen fahren wollen, hatten beide noch keine Mitfahrer. Wir hinterließen unsere Nummer, um Nachricht zu bekommen, falls sich welche ansammeln. Mehr Mitfahrer, besserer Preis… Müssen wir morgen nochmal checken.


Dann gingen wir in ein total schnuckeliges kleines Café, ich hatte einen leckeren Saft, Emily einen leckeren Kuchen. Um halb 6 wurde es mir dann tatsächlich zu kalt, ich ging zum Hostel zurück und checkte noch zwei weitere Agenturen, die inzwischen auf hatten.
Im Hostel unterhielt ich mich mit einem Mädel aus Santa Cruz, die in meinem Dorm ist und mich auf 25 geschätzt hat (#herzaugensmiley). Jetzt ist es kurz vor 7 und ich tippe Blog auf meinem Bett. Muss dann nur mal zum Upload nach unten gehen. Draußen ist es inzwischen echt kühl, lange Hose und Pulli sind angesagt. Hier ist alles offen, also Dusche und Toilette sind nicht in geschlossenen Räumen erreichbar, wird nach dem Duschen später echt frisch ;-) So, kurze Pause, später schreib ich weiter…
Vorhin gab’s dann meine restlichen Nudeln von vorgestern vorm Zimmer, war inzwischen schon ganz schön kalt. Dann ging’s runter in die kleine gemütliche Hostelbar. Ich trank ein Prost und unterhielt mich ne ganze Zeit lang, erst mit Chef Tom und dann noch mit Clara, einer Backpackerin, die hier arbeitet. Jetzt ist es Viertel 10, von draußen kommt’s ganz schön kalt und die Moskitos umkreisen mich. Werde dann mal noch durch die Dusche springen und mich dann in mein Bett kuscheln.


Freitag, 27. September 2019

27.09.19 - Ein so gar nicht fauler Tag mit dem ??. Wasserfall


Gestern war ich um 10 im Bett und hab noch etwas gelesen. Eingemummelt unter der dicken Kuscheldecke, die AC war an… Nachts wurde es wärmer, früh war es ironischerweise außen kühler als innen… Und v.a. war die Luft einfach viel frischer. Dabei haben wir hier ja sogar doppelte Türen. Eine normale und eine als Moskitonetz.
Um kurz vor 7 stand ich auf, packte gar fertig und ging runter zum Frühstück. Gegen dreiviertel acht starteten Stefan, die zwei Schweizer und ich. Der Bus fuhr zehn Blocks weiter ab. Unterwegs kamen wir am Denkmal für den Mittelpunkt Südamerikas vorbei. Komisch, mir war so, als wäre ich da vor etwa 10 Tagen schon mal gewesen. 1000km weiter östlich… Sehr suspekt. Wir kauften noch ein paar Sachen zum Essen, darunter was ziemlich leckeres von einer tollen Bäckerei mit ganz viel Käse drin.
Mit dem Bus ging es eine gute Stunde südwestlich aus der Stadt hinaus. Dreiviertel der Strecke hingen wir in der Stadt im Stau, dann ging‘s zügig hinaus. Am Ziel angekommen lud uns Stefan erstmal bei so einer bolivianischen Mami auf ein typisches Getränk ein mit ganz viel Zucker, Zimt und einem getrockneten aufgeweichten Pfirsich drin. Gar nicht so schlecht, nur etwas zu warm.

Dann ging der Marsch los, 3-4h Wanderung waren angesagt. In den Amboro-Nationalpark hinein. Was ich leider nicht wusste, wir liefen fast die komplette Strecke entlang der Offroad-Straße. Da ist zwar kein Verkehr, aber es war doch eher langweilig, landschaftlich, und auch meist in der prallen Sonne. Nach einer kurzen Strecke mussten wir einen Fluss durchqueren. Stefan besorgte uns ein paar lange Äste und erklärte uns, wie wir mit deren Hilfe sicher hinüber kämen. Dann stellte sich aber heraus, dass das Wasser mir maximal bis zum Knie ging, also total entspannt.

Danach gaben die drei Herren Gas und ich stapfte mit meinen zu kurz geratenen Beinen hinterher. Ich bin jetzt ja echt niemand, der langsam unterwegs ist, aber das war schon ganz schönes Power-Walking für mich! In der Mitte der Wegstrecke machten wir eine Pause und aßen eine Kleinigkeit (wie jetzt, Mitte???). Dann ging’s im Stechschritt weiter. Kurz vorm Ziel kürzten wir entlang eines Baches ab. Da wurde das Tempo langsamer, dafür waren meine Schuhe danach durch. Naja, die wollte ich ja eh mal waschen ;-)
Nach vier Stunden (und bestimmt 20km) waren wir am Ziel, dem Espejillo. Wir zahlten 20 Bolivianos Eintritt und es war recht wenig los bzw. es verteilte sich gut. Hier sind steil übereinander angeordnet verschiedene, teils sehr tiefe Wasserbecken im Fels, dazwischen kleinere Wasserfälle oder –Rutschen. 


Ganz oben kommt dann der Wasserfall in ein großes Becken gesprudelt. Sehr schön, sehr erfrischen und vor allem: sehr verdient!


Wir verbrachten bestimmt zwei Stunden hier, ich wusch meine Schuhe gleich richtig, dann plantschte ich etwas und ließ mich in der Sonne trocknen. 

Gegen halb 5 machten wir uns auf den Rückweg, aber dieses Mal mit einem Pick-Up-Sammeltaxi. Ging doch ein wenig schneller. Um 5 standen wir an der Hauptstraße und kurz darauf waren wir in einem recht vollen Bus. Jetzt hatte meine Körpergröße ihre Vorteile, während die Jungs leicht verbogen da standen, passten meine 1,67m genau hinein! Doch bald bekamen wir Sitzplätze (ich ließ den Herren den Vortritt, das konnte man sich echt nicht mit ansehen).
Um halb 7 waren wir wieder im Zentrum, ich stieg etwas früher aus, weil ich direkt noch einen Açai wollte zum Abendessen. Also gings zielstrebig zu meinem Açai-Shop von vorgestern. Dieses Mal gabs eine Bowl mit Banane, Kiwi und Mango. Anders als in Brasilien spart man hier nicht mit dem Obst, da ist ein ausgewachsener Obstsalat oben drauf!

Wenn mir mein Job nicht echt Spaß machen würde, ich würde echt nen Açai-Laden in Hof aufmachen! Mit verschiedenen Bowls, Smoothies, Säften, … So ungefähr das Angebot in diesem Laden hier, fast besser als in Brasilien!
So gestärkt ging’s ins Hostel zurück. Ich unterhielt mich kurz mit meiner neuen 3. Mitbewohnerin, die hat gerade das gemacht, was ich die nächsten Tage vorhabe. Dann ging‘s durch die Dusche und es gab ne ordentliche Ladung Apres-Sun. Gab noch mal gut Farbe heute, aber das war’s vermutlich auch für die nächsten Wochen. Wenn ich in Bolivien nochmal nen Bikini anziehe, dann in den heißen Quellen auf 3500m Höhe…
Jetzt sitz ich hier unten, tippe und such mir ein neues Hostel in Samaipata, wo ich morgen hinfahre. Hab aber ja gerade eine gute Empfehlung bekommen ;-)


Donnerstag, 26. September 2019

26.09.19 - Faule Tiere und faule Menschen


Um viertel 10 war das Licht aus und ich hab 10 Stunden tief und fest geschlafen. Dass meine Mitbewohnerin anscheinend nachts abgereist ist, hab ich nur so im Halbschlaf mitgekriegt. Früh blieb ich dann auch noch etwas liegen und ging erst gegen 9 zum Frühstück. Danach gammelte ich hier noch ein wenig rum, traf eine Deutsche, die gerade erst mit dem Nachtbus ankam und unterhielt mich ein bisschen mit ihr und dem Hausherren. Schon krass, was er uns erzählte. Santa Cruz ist die am schnellsten wachsende Stadt der Welt. Schaut euch das mal auf google.maps an (aber achtet darauf, dass ihr auch in Bolivien seid, es gibt einige Santa Cruzes…) Vor 50 Jahren gab es nur den innersten Ring. Knapp außerhalb ist damals ein Flugzeug notgelandet, das stand dann mitten im Dschungel. Jetzt ist es quasi im Stadtzentrum! (Avion Pirata)
Es war dann schon halb 1, bis ich mich auf den Weg machte. Erstmal drehte ich eine Runde durch den Markt und fand einen Verkäufer für verschiedene Käse-Empanadas, wo ich mich eindeckte. Außerdem entdeckte ich einige Tierfutter-Läden, wo man Whiskas und Co. aus großen Säcken portionsweise bekam. Eigentlich sind die hier ja voll die Unverpackt-Läden, würden sie es dann nicht wieder in Plastiktüten kippen…
Dann startete ich mit einem Shared-Taxi zum botanischen Garten. Schon krass, für vielleicht 70ct pro Nase fahren die da bestimmt ne halbe Stunde vier Leute durch die Gegend… Am botanischen Garten wurde ich abgesetzt, zahlte 10 Bolivianos Eintritt und los gings. Der Park ist ganz nett, die Hauptattraktion sind die Faultiere, von denen es hier wohl eine ganze Reihe gibt. Ich lief erst durch den gartenähnlich angelegten Teil und dann durch den eher naturbelassenen, immer mit Blick nach oben in die Bäume. Irgendwann stand ich vor einem Aussichtsturm, älteres Modell, von dem aus man (mal wieder) von oben auf die Bäume kuckt.
Hier sammelte sich kurz darauf aber eine Schulklasse, die einen Höllenlärm machte. Ich lief weiter, stolperte über Wurzeln, sah aber nichts. Erst ganz am Ende, als ich wieder mal schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, entdeckte ich doch etwas, hoch oben im Baum. Leider stand die Sonne recht ungünstig, ein gutes Bild kam aber doch raus. Trotzdem finde ich, in Sachen Position kann das Faultier doch noch was von mir lernen!





Gegen drei machte ich mich auf den Rückweg, hier fahren echt unzählige dieser Shared-Taxis. Am Markt trank ich eine Erdbeermilch und kaufte zum Kochen ein. Gemüse und unverpackte Nudeln, also nur die Menge für heute und morgen, sehr praktisch. Das kostete mich zusammen gerade mal 11 Bolivianos. Ich brachte das Zeug zurück ins Hostel und quatschte etwas mit meiner neuen Mitbewohnerin, die gerade erst aus London angekommen ist.

Gegen fünf ging ich einen Cappuccino trinken (nein, ich sag nicht, wo). Da heute deutlich sonnigeres Wetter war, stieg ich nochmal auf den Turm und blieb bis zum Sonnenuntergang oben. 


Um mich herum einige, die am Sonnenuntergang interessiert waren, und andere, die nur das perfekte Insta-Foto brauchten. Lustig anzusehen. Danach schlenderte ich noch einmal über den Platz. 



Es scheint, als wollten die hier ein zweites Venedig schaffen, genügend Kacktauben gibt’s schon mal (krass, Word erkennt das Wort Kacktauben und unterringelt es nicht!).

Dann hob ich noch Geld ab, da das in Samaipata, meinem nächsten Ziel wohl manchmal schwierig ist, und lief zurück ins Hostel. Unterwegs kaufte ich noch ein Bier, mit 13 Bolivianos für ein kleines definitiv teuer hier. Nicht nur gestern. Zurück im Hostel ging’s ans Kochen, zusammen mit zwei Schweizer Jungs, die auch heute erst gelandet sind. Das Ziel war das Gleiche, Nudeln mit Tomatensoße, das Ergebnis nicht. Bei den Jungs gab‘s zusammen geklebte Spaghetti mit Tütensoße (ich glaub sogar, es waren nur passierte Tomaten), bei mir kleine Nudeln mit Tomatensoße aus frischen Tomaten mit Paprika, Chili, Knoblauch und getrockneten Kräutern ;-)
Danach überzeugte mich Stefan, der Hausherr, morgen doch noch hier zu bleiben, da er mit einigen zusammen zu einem Wasserfall fährt/wandert. Hab da jetzt zwar schon ein paar mitgenommen, aber klingt nach einem netten und sehr günstigen Ausflug. Zeit hab ich ja!
Danach ging’s in die Dusche und mit dem Laptop auf die Couch. Jetzt ist es kurz nach neun und ich bin schon wieder müde… Nicht ganz so wie gestern, aber so spät wird es trotzdem nicht, zumal wir morgen schon um 7 frühstücken und danach starten wollen…

Mittwoch, 25. September 2019

25.09.19 - Santa Cruz ganz entspannt


Falls ich müde aussehen, könnte daran liegen, dass ich das auch bin!

Um kurz nach 6 war ich also im Hostel. Völlig unkompliziert wurden mir Bad, Couch und Hängematte angeboten. Ich sprang in die Dusche und danach auf die Couch. Der supernette Besitzer Stefan zeigte mir alles und ich bekam sogar ein kostenloses Frühstück, das nenn ich echt mal super Service!
Verglichen mit meinem letzten Frühstück fiel dieses eher klein aus. Brot mit Marmelade und Margerine, Ei und eine große Ladung (eher europäisches) Obst. Danach verzog ich mich nochmal auf die Couch.
Gegen halb 11 raffte ich mich dann aber doch mal auf. Stefan löste den Großteil meiner Probleme/Fragen im Handumdrehen (Laundry, Busse, Tagesplanung) und wir suchten nach einem Kameraladen, wo ich mein Objektiv checken bzw. ein neues kaufen könnte. Dann startete ich mit Uber dorthin. Draußen war es ziemlich grau und angenehm temperiert (Kleidchen ohne zu schwitzen). Der Laden war ziemlich klein, in einer großen Shopping Mall, ich hatte nur wenig Hoffnung. Ich schilderte mein Problem, zeigte, dass das Teleobjektiv funktioniert, wechselte dann zum Standardobjektiv und wollte zeigen, dass nun nichts mehr geht. Aber es ging! Als wäre nie was gewesen! Ich machte ein Testbild, schaltete die Kamera aus, entfernte das Objektiv, setzte es wieder auf, alles ging! Der Hammer, die schnellste und günstigste Reparatur aller Zeiten!

Glücklich und zufrieden lief ich Richtung Stadtzentrum und nahm am nächsten Geldautomaten gebührenfrei einen Stapel Banknoten im Gegenwert von knapp 200€ an mich. Dann lief ich durch einen Markt, in dem es v.a. Lebensmittel und kleine Imbisse gab. Ich kaufte mir für nicht mal 1€ einen leckeren Orangen-Erdbeer-Saft und ein etwas trockenes Empanada mit Käse. 


Dann gings weiter zum Hauptplatz, wo ich auf Stefans Empfehlung einen bestimmen Handy-Shop suchte, um mir für Uber eine Sim-Card zu besorgen. Für 10 Bolivianos, also 1,50€ gab es, gegen Vorlage meines Persos und etwas Papierkram eine Sim-Card. Zum Telefonieren müsste ich wohl erst noch Geld aufladen, aber das Internet funktioniert. Angeblich für 4 Wochen! Kann ich eigentlich noch nicht so recht glauben, mal abwarten…
Nachdem das erledigt war, stolperte ich doch glatt über etwas, womit ich hier gar nicht gerechnet hatte: Ein Açai-Shop! Nachdem ich ziemlich müde war, ging’s aber erstmal zum gegenüber liegenden Starbucks. Bin ja kein so großer Fan davon, aber da weiß man immerhin, dass auch Cappuccino drin ist, wenn das außen drauf steht. Ohne Schnickschnack wie süße Milch oder eklige süße Sprühsahne. Dafür auch zu ansatzweise deutschen Preisen.

Mit dieser Energie drehte ich eine kurze Runde über den Hauptplatz und landete beim Açai. Lecker, mit einem großen Berg Obst oben drauf. Das weiße ist kein Käse (wir sind ja nicht in Kolumbien), sondern Kokosnuss.

Gegen 2 gings erstmal zum Hostel, zu Fuß vielleicht 10 Minuten vom Platz entfernt. Ich zahlte mein Bett (hier bin ich wieder bei unter 10€ die Nacht) und bezog dieses postwendend. Das Zimmer ist genauso schön und sauber wie das restliche Hostel. Ein 4er-Mädelsdorm, momentan sind wir zu zweit, mit riesigem Bad. Und der Besitzer Stefan ist auch einfach super, so was von hilfsbereit und freundlich, dass man schon fast ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man was will, weil er einem so sehr helfen will. War total begeistert von meinem Rucksack, dabei ist er selbst mit dem Auto quer durch Afrika gereist und wohl auch schon durch die halbe Welt gelaufen.
Ich legte mich auf jeden Fall mal ne Zeit lang ins Bett. Gegen halb 5 startete ich nochmal zur Kathedrale, die hatte vorhin nämlich Mittagspause. War ganz nett, aber auch nichts Besonderes. 

Man konnte für 3 Bolivianos auch auf den Glockenturm, wo man einen recht guten Blick auf die Stadt hat. Leider war es halt immer noch ziemlich bedeckt. Danach schlenderte ich noch etwas durch die Gegend und setzte mich dann wie die vielen Einheimischen auf eine der zig Bänke auf der Plaza del 24 Septiembre. Oh, der war ja gestern! Ich las mal weiter den bolivianischen Lonely Planet quer, um auszuchecken, wo ich die nächsten Wochen überall hin will.
Zum Abendessen ging es dann in eine Pizzeria, die top Empfehlungen auf Tripadvisor hat. War auch echt die beste Pizza, die ich in den letzten Wochen hatte. 5 Queso, sehr dünn, knusprig und definitiv aus dem Steinofen. Das einzig unitalienische ist halt die Serviertechnik auf dem Tablett mit Tortenheber, die hier so üblich ist. Ich hatte ganz schön zu kämpfen. Zur Pizza gab es ein bolivianisches Bier in einer hier unnormalen 0,5l Flasche und zwar mit Bügelverschluss! Das Bier heißt Prost und darauf ist zu lesen, nach dem deutschen Reinheitsgebot… ;-) Hatte auch einen deutschen Preis (gut 3 €, die Pizza 9€). Hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Danach lief ich zurück zum Hostel, duschte und setzte mich auf die Couch. Die war schon besetzt, auch hier gibt es einen zuckersüßen kleinen Kater! Jetzt ist es 9 Uhr und mir fallen die Augen zu, war ein langer Tag. Werde dann wohl mal ins Bett gehen, buenas noches!


Da wurden mal eben vier Fernseher aus dem Bus aus- und auf ein Taxidach aufgeladen. Vermutlich gibt es hier direkte Busverbindungen nach Paraguay... Das ist quasi der Fidschi-Markt Südamerikas...