Heute
Nacht schlief ich mal wieder ziemlich gut, auch wenn ich irgendwann mal
Mückenmittel auflegen musste… Gegen halb acht war ich wach, blieb aber noch
etwas liegen. Dann packte ich, zog mich an und frühstückte mein restliches
Camembert-Baguette von gestern, in der Hoffnung, dass Laura und Alexandre
irgendwann erwachen würden.
Nachdem sie aber um halb 11 immer noch tief und
fest schliefen, schrieb ich ihnen einen Zettel und machte mich auf. Bis zum
Stadtzentrum waren es fast 5km, Busse gibt’s hier gar nicht. Mir schwante also
nichts Gutes, aber ich hatte Glück. Schon der erste Autofahrer erbarmte sich
und nahm mich mit, brachte mich sogar exakt bis zu meinem Ziel, dem Camp de la
Transportation.
Dort
angekommen erfuhr ich, dass die Tour gerade gestartet wäre, aber alle
Tourteilnehmer saßen noch da und warteten, also konnte ich noch mit. Meinen
großen Rucksack ließ ich im Eingangsbereich zurück. Leider waren alle anderen
Franzosen und die Tour somit auch nur auf Französisch.
Aber der Guide sprach
ganz untypisch, sehr langsam, so dass ich doch recht viel mitbekam. Das Camp
wurde in Napoleons Zeiten gegründet und blieb bis nach dem 2. Weltkrieg
bestehen. Es wurde genutzt, um unliebsame Zeitgenossen aus Frankreich aus dem Weg
zu räumen. Die mussten dort meist bis zu ihrem Lebensende (was so lange nicht
gedauert haben kann) Zwangsarbeit leisten.
Es gab Einzelzellen und welche, in
denen bis zu 60 Gefangene dicht an dicht nebeneinander angekettet lagen.
Bekanntester Insasse war Papillon. In Zelle 47 ist sein Name in den Boden
geritzt. Ob er das war oder jemand das später gemacht hat, ist unbekannt…
Gegen
halb 1 war die Tour zu Ende, ich holte meinen großen Rucksack und machte mich 2km
auf den Weg zum Hafen und dem Immigration Office. Dort lief alles völlig
unkompliziert. Ich wurde nur gefragt, wo ich den vorher war, da ich ja keinen
Einreisestempel hatte, dann kam ein Ausreisestempel in den Pass und ich durfte
weiter zu den kleinen Booten, mit denen man den Fluss überquert. Dort traf ich
auf einen Einheimischen, der mich nach meinem Ziel fragte und mir dann gleich
ein Sammeltaxi klar machte. Wir fuhren über den Fluss und wurden drüben schon
von Claudia, meiner Fahrerin empfangen.
Gemeinsam
gingen wir durch die Einreisestelle hier, ich musste noch den obligatorischen
Fragebogen einiger Länder ausfüllen, dann gab’s den Stempel für mein 67. Land
in den Pass. Surinam! Das erste echte neue Land auf dieser Reise. Wir luden
meinen Rucksack in den Van und schon ging die Fahrt los. Claudia meinte, da
Sonntag ist, ist nix los und es lohnt sich nicht auf andere Fahrgäste zu
warten. Sollte mir recht sein. Die Fahrt ging zwei Stunden durch grün, es sah
genauso aus wie in Französisch Guyana. Kurz vor der Hauptstadt Paramaribo
hielten wir an einer Wechselstube. Der Umtauschkurs war echt fair, ich bekam genau
das, was meine Währungsapp sagt!
Weiter
ging die Fahrt und kurz vor vier waren wir an meinem Ziel, dem B&B Farimi
etwas nördlich vom Zentrum. Auf den ersten Blick ein echt tolles Hostel.
Empfangen wurde ich von der holländischen jungen Chefin Kim, die mir ohne
irgendeinen Bürokratiemist wie Pass oder Geld das Hostel und mein Zimmer
zeigte. Statt 4 Betten stehen gleich nur zwei drin und eines ist leer. Damit kann
die AC wieder aus bleiben, juhu! Alles hier ist sehr weitläufig und super
gemütlich, eine große Terrasse mit bequemen Stühlen, Hängematten auf dem Balkon
und ganz viel Pflanzen überall. Europäische Leitung sag ich nur und jemand, der
selbst gerne und viel reist…
Ich
zog mich um, dann entdeckte ich Kims Informationsecke über diverse Touren.
Sie brachte mich von meinem ursprünglichen Plan ab und empfahl mir etwas
anderes, eine Tour zum Upper Suriname River in eine Gegend, frei von Internet-
und Handyempfang, in der die Nachkommen der Maroons leben. Das sind die von
ihren Plantagen entflohenen Sklaven, die sich dort angesiedelt hatten. Kim empfahl mir eine Art Lodge, die sehr nah an den Einheimischen dran ist, wo man
nicht irgendwie abgeschottet als Touri ist. Während sie alles klar machte,
machte ich mich auf zu einem sehr frühen Abendessen – ich hatte echt Hunger,
gab ja nix seit dem Brot heute früh…
Auf
Empfehlung landete ich eine Straße weiter bei einem Inder, da kann ich ja nie
was falsch machen. Die Karte war holländisch, aber mein Hindu ist zumindest für
Speisekarten absolut ausreichend, dass mir der Name der Gerichte reicht ohne Erklärung
dazu ;-) Es gab vegetarische Samosa und Paneer Masala (dieser indische Käse in
Soße) mit Naan Brot. Lecker und angenehm scharf (ich hab „Spicy, but not
indian-spicy“ bestellt), wenn auch nicht ganz so gut wie im Goa. Dafür zahlte
ich für alles zusammen nicht mal 12€. Die Preise sind hier wieder südamerikanisch
fair, wenn auch noch etwas teurer als in Brasilien. Während ich wartete und aß,
las ich den Reiseführer, der im Hostel lag, Bradt, noch nie gehört, aber echt gut
strukturiert und informativ (gerade auf Amazon geschaut, den gibt’s in sau
vielen Ländern, wo es keine Lonely Planet gibt, sollte ich mir merken, auch als
Kindle-Edition). Was Kim mir da empfohlen hat, klingt jedenfalls echt
klasse, freu mich voll drauf!
Frisch
gestärkt drehte ich noch eine kleine Runde, kaufte zwei Dosen Parbo-Bier und
trank noch einen Cappuccino (Besser als in Belem, nicht so gut wie in Cayenne,
aber es war ein echter). Dann, gegen halb 7, lief ich zurück zum Hostel. Kim bestätigte mir, dass ich übermorgen zum Upper Suriname River fahren kann. Man
kann das auch auf eigene Faust machen, aber bisschen Touri spielen schadet auch
nicht, jetzt hab ich das komplette Paket mit Bus, Boot und Vollpension, kostet
150€ für drei Tage, da kann man jetzt nicht meckern!
Ich
duschte, gönnte mir eine Ladung Deet (langsam verwende ich das wie andere Leute
Bodylotion) und setzte mich auf die Terrasse an den großen Frühstücks(?)Tisch. Der
Blog von gestern ist online, der von heute dann auch gleich, außerdem hab ich
noch wenig Bewertungen geschrieben und sonst das Internet genutzt. Viel mehr wird
heute auch nicht mehr passieren. Morgen mach ich hier einen entspannten
Sightseeing-Tag, hoffentlich darf ich den Reiseführer mitnehmen, der hat quasi
die fertige Route…
Ach ja, da hab ich doch noch was vergessen: Surinam war ja mal holländische Kolonie, also ist das hier die Amtssprache, aber jeder kann englisch. Man fährt links (von wegen, die Death Road in Bolivien wäre die einzige Straße Südamerikas mit Linksverkehr) und was absolut erschreckend ist: die haben gelbe Nummernschilder! Echte Holländer! Hab nur noch keinen Wohnwagen gesehen...
Ach ja, da hab ich doch noch was vergessen: Surinam war ja mal holländische Kolonie, also ist das hier die Amtssprache, aber jeder kann englisch. Man fährt links (von wegen, die Death Road in Bolivien wäre die einzige Straße Südamerikas mit Linksverkehr) und was absolut erschreckend ist: die haben gelbe Nummernschilder! Echte Holländer! Hab nur noch keinen Wohnwagen gesehen...
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