Die
Nacht war kurz, um viertel 4 klingelte der Wecker, denn die Ansage war: um halb
vier werde ich abgeholt. Also stand ich ab halb vier am Hosteltor und wartete.
Und wartete. Und wartete… Zwischenzeitlich legte ich mich dann auch hin und
döste etwas und tatsächlich: Um halb 5 kam dann doch ein Van. Der Fahrer war
sich schon mal keiner Schuld bewusst… Keine Ahnung, ob ich eine falsche Zeit
gesagt bekommen hatte oder der Typ einfach zu spät war, wobei, sonst hat sich
keiner beschwert…
Immerhin,
es ging los und nachdem eine dreiviertel Stunde später auch der letzte Platz
besetzt war, ging es raus aus Parbo. Der Bus war ganz gut ausgestattet und (als
einzige) machte ich auch vom Gurt Gebrauch. Der Fahrstil besagte mir doch nicht
so ganz… Vollgas, egal ob im Ort oder außerhalb. Nur bei einem „Drempel“
bremste er ab (mein holländisches Lieblingswort, heißt Bremshubbel). Gegen 7
hielten wir an einem Supermarkt, ich holte mir einen Dosenkaffee, etwa gegen
halb 9 waren wir in Nieuw Nickerie, der letzten Stadt vor der Grenze.
Hier
wurde ich umgeladen, der Fahrer brachte mich in einem PKW ne gute halbe Stunde
zum Fähranleger, wo das Immigration Office ist. Nach kurzem Anstehen hatte ich
meinen Stempel. Wer jetzt denkt, dann geht’s auf die Fähre, liegt falsch, die
hat vor ein paar Monaten den Geist aufgegeben. Nun setzt man in kleinen
(Flüchtlings-)Booten über. Die sind (normalerweise) illegal und wenn die Fähre
fährt, werden Touristen aus den Booten direkt ins Gefängnis gesteckt. Jetzt ist
es aber die einzige Möglichkeit. Dummerweise fahren diese Boote aber wieder
etwa ne halbe Stunde zurück ganz wo anders ab…
Es
war halb 10, als ich dort ankam und es war ordentlich was los. Kurz gesagt, es
herrschte das absolute Chaos. Was an der letzten Grenze zu viel an Booten da
war, fehlte hier. Kam endlich eines, prügelten sich alle fast um einen Platz.
Und entgegen der Aussage, ich hätte ein Komplettpaket von Parbo nach
Georgetown, musste ich das Boot dann doch extra zahlen. Dummerweise hatte ich
nur nicht mehr genug Geld. Zum Glück traf ich auf einen Deutschen, der mit dem
Fahrrad von Cayenn nach Argentinien fährt (Berufsschulsportlehrer im Sabbatjahr…)
Der half mir mit gut 2€ aus und ich revanchierte mich dafür mit brasilianischem
Geld, denn dort kommt er ja auch vorbei.
Es
war schon dreiviertel 11, als wir endlich unser Geld loswurden und ein Boot
besteigen durften. Arbeitssame (und geldgeile) Inder wuchteten hier auch die
dickste Lady an Bord, damit sie keine nassen Füße bekommt. Schaffte ich auch
alleine, Schuhe runter und los. Der Fluss ist ganz schön breit, man sieht das
andere Ufer kaum, aber die Fahrt ging dann doch recht schnell.
Auf
der anderen Seite angekommen, mussten wir unseren Pass und die
Gelbfieberimpfbescheinigung vorzeigen. Gleichzeitig wurde das Gepäck
kontrolliert. Und zwar sehr genau. Mein kleiner Rucksack wurde komplett
ausgeleert, sogar der Schlafsack wurde raus gezerrt, die Kindle-Hülle,
Fototasche und Geldbeutel geöffnet. Mir schwante Böses, als sich die Lady über
den großen Backpack hermachte, immerhin durfte ich hinterher alles wieder
einpacken. Sie entleerte das Bodenfach (Schuhe, Dreckwäsche, Apotheke…) und
versuchte alles wieder rein zu stopfen. Geht aber nicht, nur mit System :-(
Also war ich wieder dran. Dann hatte sie aber scheinbar die Schnauze voll.
Immerhin, mein Rucksack hat insgesamt 6 verschiedene Fächer… Zum Glück, denn
alles ist mühevoll geordnet, so dass ich immer alles finden kann…
Als
ich entlassen war, gings nach draußen, ein Geldwechsler sprach mich an, bot
aber gerade mal 200 Guyana Dollar für 1€, offiziell sind es 230, das war mir
definitiv zu wenig. Dann suchte ich mit Hilfe der Visitenkarte, die ich
erhalten hatte, meinen Van. Alle waren hilfsbereit und einer fuhr mich dann zum
Immigration Office, denn dort wäre mein Fahrer. War er auch, er nahm den
Rucksack, ich stellte mich beim seltsamsten Immigration Office an, das ich
jemals gesehen hatte: Eines dieser typischen Holzhäuser, eine offene Theke,
keine (!) AC. Der Officer teilte die Einreisezettel aus, man füllte ihn außen
aus, dann gab man ihn mit dem Pass wieder ab und wartete draußen darauf, dass
man aufgerufen wurde. Das reinste Chaos, aber nach vielleicht einer
Viertelstunde hatte ich meinen Pass zurück und konnte in den Van steigen. Ich
war die letzte und bekam den Klappsitz. Neben mir die einzig anderen Touris,
ebenfalls zwei Deutsche (heute ist der Tag der Deutschen, wie mir scheint). Wir
unterhielten uns ganz gut, sie berichteten mir davon, dass sie hoffen, morgen
zu den Kaieteur-Falls fliegen zu können. Das war das einzige, was ich hier auch
geplant hatte. Sie meinten, sie stünden schon seit Wochen mit der „Airline“ in
Verbindung und morgen wäre der einzige Tag, wo überhaupt die Chance bestünde,
einen Flug voll zu bekommen. Also fotografierte ich mir die Telefonnummer ab
und wir tauschten ebenfalls Nummern aus.
Auch
dieser Fahrer war ein verkappter Rennfahrer, ohne Rücksicht auf Verluste,
Fußgänger oder Radfahrer… Dementsprechend brauchten wir auch nicht die
angekündigten vier Stunden, sondern waren etwas schneller am Ziel. Zufällig
hatte ich auch noch festgestellt, dass die Uhr eine Stunde zurück gestellt
wurde, ich bin nun also 6 Stunden hinter Deutschland. Somit kamen wir Ortszeit
etwa 2 Uhr in Georgetown an.
Mein
Hostel ist Welten hinter dem letzten, null Gemütlichkeit, aber es war das
einzige im Internet. 18€ im Viererdorm ohne Frühstück ist auch recht teuer. Der
Typ, der mich empfing, war aber ganz hilfsbereit, auch wenn er ein völlig
unverständliches Englisch spricht. Ist hier ja Landessprache, aber die sprechen
alle so seltsam… Er rief auf jeden Fall gleich die Nummer an, die ich bekommen
hatte, aber leider ohne Erfolg. Keine Flüge in den nächsten Tagen. Schade, das
war das einzige, das ich hier überhaupt machen wollte, sonst gibt das Land
nicht wirklich viel her…
Naja,
ich sprang schnell durch die Dusche, zog mich um und lief dann Richtung Zentrum
(?). Erstmal zum Geldautomaten, immerhin, so brauche ich knapp 200€ weniger…
Danach suchte ich was Essbares, aber so toll war die Auswahl nicht. Ehrlich
gesagt fand ich nur komische Läden und Fastfood-Sachen. Ich endete im
Pizza-Hut. Ich war schon lang in keinem mehr, ehrlich gesagt, hatte ich die
Pizza nicht ganz so schlecht in Erinnerung… Lustig v.a. was da geschrieben
steht: Knusprig und dünn, dass ich nicht lache! Naja, ich war satt und meine Reste
bin ich auf der Straße auch schnell losgeworden und konnte noch jemanden
glücklich machen.
Dann
lief ich wieder zurück Richtung Hostel. Echt kein Spaß hier, Gehsteige gibt es
nicht und Fußgänger geben ganz offensichtlich Extrapunkte in dieser
Mario-Kart-Version… Außerdem sind die Männer hier mal wieder unglaublich
aufdringlich. Fast so schlimm und nervig wie auf Jamaica, wobei Jamaica halt
irgendwie trotzdem noch was hatte… Zumindest entdeckte ich schon mal einen
großen Markt, wo es ganz viel Obst und Gemüse gibt. Und ich fand schließlich
einen Kaffee-Kette, wo ich mir auf der recht ruhigen Terrasse einen sehr großen
„kleinen“ Cappuccino gönnte. War echt gut. Gegen 6 war ich dann wieder am
Hostel, für heute reicht es mir einfach.
Jetzt
sitze ich auf einem Plastikstuhl vorm Haus, der einzige Platz im Freien, nur
durch ein Gittertor von der (nicht ganz so großen) Straße getrennt. Voll
gemütlich! Naja, da ich nicht zu den Wasserfällen kann, werde ich auch nur
morgen hier bleiben und dann Richtung Brasilien zurück aufbrechen… Außer ich
entdecke noch etwas Spannendes. Und mal sehen, vielleicht bessert sich morgen
auch noch mein erster nicht so toller Eindruck. Werde jetzt mal etwas auf
Tripadvisor recherchieren. Wobei das Internet hier ungefähr so schnell ist wie
vor 5 Jahren in Hinterindien…
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