Sonntag, 22. September 2019

21.09.19 – Pleiten, Pech und Pannen – und ein Hauch von Jaguar


Heute Nacht wachte ich ständig auf und konnte nicht wirklich wieder einschlafen. Dementsprechend war ich um kurz vor sechs auch nicht wirklich fit, als der Wecker klingelte. Um sechs gab’s Frühstück. Obst und Kaffee und eine Semmel zum Mitnehmen. War aber dann doch 7, bis wir los kamen. Hätte ich ja noch liegen bleiben können ;-) Wir bestiegen unser kleines Boot und waren guter Dinge, ein paar Katzen vor die Linse zu bekommen. Mit vielen anderen Booten ging es flussaufwärts, doch nach vielleicht 20 Minuten mussten wir umkehren – Laercio hatte seinen Rucksack vergessen. Etwa zeitgleich beschloss meine Kamera – mal wieder – den Geist aufzugeben! Genau wie vor drei Jahren erkannte sie das normale Objektiv nicht mehr. Das Tele funktioniert weiterhin. Also gibt’s die nächsten Wochen und Monate nur noch Handy- und Zoom-Bilder, ist echt zum Kotzen! Wenn jemand ne gute Idee hat, wie ich ein neues Objektiv hierher bekomme (falls also jemand gedenkt, in den nächsten Wochen nach Süd-Südamerika zu fliegen), bitte Bescheid geben… Glaube kaum, dass ich hier ein passendes auftreiben kann…
Naja, immerhin das für Tiere notwendige Objektiv war einsatzfähig und wir auch. Nach einer kleinen Schleife zurück waren auch wir dort, wo alle anderen kreisten. Auf der Suche nach dem Jaguar. Wir fuhren auf und ab und fanden nicht wirklich was. Plötzlich schossen alle Boote in eine Richtung, da war wohl was gesichtet worden. Wir natürlich hinterher, doch dann… Plötzlich ging der Motor aus, das Benzin war leer! Hatte das Boot in 1,5h das gefressen, was sonst wohl für den halben Tag reicht. Laercio paddelte uns ans Ufer und füllte den zweiten (und letzten) Kanister nach. Dann machte der Motor gar keinen Zucker mehr! Der Supergau. Wir saßen fest und das Boot bewegte sich keinen Millimeter. Und alle anderen kuckten gerade den Jaguar an. Im Gegensatz zu vielen anderen Booten hatten wir natürlich auch kein Walkie-Talkie, um Hilfe rufen zu können, erst als ein anderes Boot vorbei kam, konnten wir uns bemerkbar machen. Der Fahrer von dem Boot schaffte es tatsächlich, unseres wieder zum Laufen zu bringen. Währenddessen erzählte mir die Französin von diesem, dass sie ja erst einen Jaguar gesehen hat heute… Nach einer Stunde waren wir wieder unterwegs.
Die Stimmung war am Tiefpunkt und als wir weiter fuhren, war ich alles andere als entspannt, hatte ich ständig die Befürchtung, dass wir wieder irgendwo hängen bleiben könnten. Gesehen haben wir halt auch mal nichts, kein Kroko, keinen Jaguar. Nur unglaublich viele Arschloch-Pferdestecher oder sowas kamen vorbei, die sich null für Mückenmittel interessierten. Meine Beine waren völlig zerstochen und die Stiche schwollen sofort extrem an. Sogar zwei in der Fußsohle!
Gegen 11 hieß es dann, wir fahren zurück, essen zu Mittag und tauschen dann das Boot. Eigentlich sollte es Lunchpakete geben. Aber einige der anderen Boote schienen das gleiche zu machen. Und dann, als wir mit nichts mehr gerechnet hatten, kam uns ein wild gestikulierender Bootsmann entgegen, da vorne war was! Leicht erkennbar an einem größeren Boot mit aufgeregt fotografierenden Asiaten an Bord. 




Es dauerte etwas, bis auch ich ihn sah, gut versteckt am Ufer unter Bäumen, dank tiefer Äste auch schwer zu fotografieren. Aber er war da! Und ein paar brauchbare Bilder waren auch dabei! Ich kann immerhin behaupten, ich habe einen Jaguar in freier Wildbahn gesehen!
Nach 5-10 Minuten hatte er genug, stand auf und lief parallel zum Ufer weiter, bevor er sich entfernte. Die Asiaten klatschten höflich. 

Und wir konnten besser gelaunt zum Mittagessen fahren, wo wir von tollen Jaguarsichtungen hörten… Das Mittagessen war vegetarierfreundlicher als gestern Abend und ich konnte auf Reis und Bohnen verzichten. Während wir aßen, kümmerte sich Laercio um das Boot und sorgte dann noch dafür, dass wir alle ein anders Zimmer bekamen, denn bei uns schien heute Nacht Party zu sein. Eine Horde brasilianischer Angelfreunde mit literweise Bier war neben uns untergebracht…
Gegen halb 3 starteten wir wieder in einem etwas größeren Boot und mit dem gestern überholten Radler an Bord, der inzwischen auch angekommen war. Leider war der Nachmittag auch sehr enttäuschend. Kein Jaguar weit und breit, aber immerhin sahen alle entgegenkommenden Touris auch eher ernüchtert als erfreut aus. Wir sahen ein paar süße Otter schwimmen, ein paar Krokodile, die ihre Augen zeigten, aber immer super schnell wieder untertauchten und nicht mehr. 


Das hatten wir uns anders vorgestellt, denn jeder, aber auch wirklich jeder, den wir getroffen hatten, hat uns von einem bis mehreren Jaguaren erzählt, die er gesehen hatte. Gut, einer war ja dabei, aber für gewöhnlich kann man die auch direkt am Strand entlang laufen oder schwimmen sehen, direkt neben dem Boot.
Auf der Rückfahrt wurde es dann schon richtig dunkel und dank Fahrtwind ziemlich kalt. Gegen halb 7 waren wir zurück, ich duschte und begann meinen Blog zu schreiben. Um halb 8 gabs dann Abendessen, der Vegetarier hat hier echt die Arschkarte. Salat, Reis und Bohnen, das war’s… Danach saßen wir drei Mädels noch mit einem supersüßen schwulen Pärchen aus Köln vorm Restaurant und tranken einen Caipi, bevor wir gegen halb 11 müde ins Bett fielen.

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