Die
letzte Nacht war dann mal richtig eisig. Trotz meiner Hängematten-Konstruktion
kam es kalt rein. 20°C waren das nicht mehr… Also ab unter den dicken
Schlafsack und selbst da wars noch kalt an den Ohren, so dass ich nachts auch
noch den Pulli samt Kapuze angezogen habe. Dann wars ok. Komischerweise schaffe
ich es aber immer, gleichzeitig zu frieren und zu schwitzen. Mein T-Shirt war
heute früh um den Hals rum echt durchgeschwitzt…
Heute
früh kam es mir dann vor wie beim Zelten. Erstmal die Klamotten zum Vorwärmen
in den Schlafsack geholt ;-) Kurz nach acht stand ich dann auf und begab mich
zum Auftauen aus dem Kühlschrank. Ein heißer Kaffee und ein paar Vitamine
später gings mir schon besser. Beim Frühstück traf ich auf drei Deutsche, die
mit dem Boot bis Manaus fahren wollen, das sind locker mal 5 Tage. Zum Glück
werde ich nicht so lange unterwegs sein.
Gegen
9 startete ich zum Hafen, um mein Ticket zu kaufen. Zum Glück steckt mein Perso
im Geldbeutel, der Pass bleibt immer im Hostel und ich brauchte ein Dokument
fürs Ticket. Der Rest war einfach. Es hätte sogar heute ein Boot gegeben, das
stand leider so nicht im Internet, sonst wäre ich vielleicht schon heute
weiter. Aber egal. Ich hatte mein Ticket, morgen um 11 ist Abfahrt, eine Stunde
früher soll ich da sein. Wundert mich etwas, ich erinnere mich, dass man auf
manchen Booten schon Stunden vorher die Hängematte aufhängen kann…
Mit
dem Ticket in der Tasche lief ich zu den Docks, wo ich gestern schon war, doch
noch war geschlossen. Zum Glück war es kurz vor 10 und ich konnte rein, freute
ich mich doch auf einen guten Kaffee. Noch waren die Gehsteige hoch geklappt,
ich setzte mich in eines der Restaurants, das innen eine vernünftige Kaffeemaschine
stehen hatte, musste mich aber noch bis 11 gedulden. Egal, ich saß gemütlich im
Schatten und las etwas. Um 11 konnte ich dann meinen Cappuccino bestellen,
hätte ich das mal nicht gemacht! Keine Ahnung, was da drin war, aber es war
ziemlich widerlich! Ich tippe auf Instant-Cappu mit ner komischen cremeartigen
Sache oben drauf, pappsüß und ziemlich zähflüssig. Wenn der aus der
Espressomaschine kam, weiß ich auch nicht mehr, brrrr….
Nachdem
ich einiges an Wasser nachgespült hatte, lief ich ein paar Meter weiter zum
Ver-o-peso Market. Dort gibt’s so ziemlich alles, was man essen kann, Obst,
Gemüse, Paranüsse, totes Tier, lebendes Huhn (noch), Garnelen, Säfte, schon
zerkleinertes Obst und allerlei verzehrfertige Sachen. Daneben so ziemlich
alles, was man sonst irgendwann im Leben mal brauchen kann. Nachdem ich mir
einen Überblick über das Ganze verschafft hatte, kaufte ich ein: Couscous (hier
aus Mais), Tomaten, Zwiebel, Paprika, Chili und Zucchini.
Das gibt’s zum
Abendessen und der Rest wird aufs Schiff mitgenommen. Außerdem ein halbes Kilo
hangeschälter Paranüsse, ein Dutzend Bananen und Acerolakirschen. Für gerade
mal 30 Reais, nicht mal 7 Euro. Die Hälfte davon ging schon für die Nüsse
drauf.
Meine
Einkäufe schleppte ich erstmal zurück zum Hostel, wo ich einen Teil der Bananen
futterte. Nachdem ich die mittlerweile 8. und letzte Couchsurfing-Absage von
Cayenne (franz. Guyana) erhalten hatte, buchte ich doch was über Airbnb. Leider
gibt’s dort nämlich keine Hostels oder andere günstige Unterkünfte, nix unter
50€ pro Nacht. Jetzt hab ich ein Privatzimmer mit großem Bett und
Gemeinschaftsbad in einem Privathaus, Wifi ist auch dabei, so dass ich euch
weiter auf dem Laufenden halten kann.
Gegen
zwei machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Centro Historico. Leider
war das eher mau, alles ziemlich heruntergekommen und machte auch nicht
unbedingt den sichersten Eindruck in allen Ecken. Noch dazu ist heute ja Montag und somit alles geschlossen, was man anschauen könnte... Auch Bootstouren gibts heute keine.
Und ich muss mich
korrigieren, nicht ganz Brasilien ist sauber, hier liegt echt überall Müll rum
und es stinkt teils auch gewaltig. Nirgends fand ich ein Lokal, in das ich
einkehren wollte (und andere auch kaum).
Sind das schon die Aasgeier?!?
Schließlich endete ich wieder am
Ver-o-peso Market und kaufte mir irgendein ausgewachsenes Bällchen mit Krabben
drin, war ganz lecker. Aber auch hier nix einladendes. Ich endete mal wieder an
den Docks, doch die sind unter der Woche komplett ausgestorben. Und noch einen
Kaffee-Reinfall wollte ich nicht riskieren. Açai konnte ich trotz ausgefeilter
Suche und google.maps auch nicht entdecken. So endete ich auf dem Platz vorm
Hostel auf einer Bank mit Kindle und Kokosnuss.
Gegen
halb 5 sah es stark nach Regen aus, ich ging ins Hostel und erstmal duschen, da
ich komplett klebte. Heute kam es mir extrem warm vor und es ging kaum ein
Lüftchen. Frisch geduscht musste auch noch eine Schicht Mückenmittel drauf,
seit Joao Pessoa hatte ich keines mehr gebraucht, aber hier sind die Biester
aggressiv! Dann suchte ich mir einen Sessel zum Chillen. Wobei die total
komisch sind, sitzt man nicht ganz mittig, kippen sie zur Seite, sehr
unentspannt.
Gegen
halb sieben machte ich mich ans Kochen. Funktionierte perfekt als One-Pot. Gemüse
rein, etwas Wasser dazu und den Couscous. Wobei der eher sowas wie Polenta ist.
Das Ergebnis (mit Harissa aus dem Rucksack verfeinert) hatte ehe die Konsistenz
von Kartoffelstampf, war aber lecker. Der größere Teil wurde fürs Boot
verpackt. Wer sich fragen sollte, wie ich das Zeug immer mitnehme, ich hab mir
zu Hause so Silikon-Frischhaltebeutel gekauft, quasi eine Tupperdose, die leer
ganz platt und platzsparend ist. Ist zwar etwas komisch, daraus zu essen, aber
es gibt schlimmeres ;-)
Jetzt
ist es acht, ich sitz auf dem seltsamen Sessel und weiß nicht, was ich noch
machen soll. Alles in allem fand ich Belem bisher die am wenigsten schöne
Stadt. Und zwar im Komplettpaket, beginnend beim Hostel, über die nicht
vorhandenen Restaurants/Cafés bis hin zur Stadt selbst. Aber ist ja nur noch
eine Nacht. Werde dann mal darum bitten, dass es heute vielleicht nicht ganz so
kalt wird (die Fernbedienung zur AC ist nämlich an der Rezeption…)
Morgen
geht es also mit dem Schiff nach Macapá am Nordufer des Amazonas. Die Fahrt
dauert 24-28h, heißt Mittwochnachmittag sollte ich dort ankommen. Dann direkt
weiter zum Busbahnhof und hoffen, dass ich ein Ticket für den Nachtbus bekomme.
Der ist wohl oft recht voll und online kann man ihn nicht buchen. Wenn das
klappt, bin ich am nächsten Morgen an der Grenze nach franz. Guyana. Von dort
aus fahren dann wohl regelmäßig Busse nach Cayenne. Heißt also, vor
Donnerstagabend bzw. Freitag früh deutscher Zeit dürft ihr kein Lebenszeichen
von mir erwarten ;-)
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