Donnerstag, 26. Dezember 2019

25.12.19 - Ziemlich weiße Weihnachten


Heute früh wurden wir unsanft vom Kapitän höchstpersönlich aus dem Schlaf gerissen, seine Durchsage um 10 vor 8 kam gerade noch rechtzeitig, um 8 startete unser Landgang. Also raus aus dem Bett und rein in die Klamotten, während mein Kopf brummte und ich seekrank war ohne See… Aber es half nichts, die Antarktis rief und wir sprangen natürlich!
Das Wetter war heute eher durchwachsen, knapp unter 0°, ziemlich grau und bewölkt und es schneite ganz leicht. Die Überfahrt war ruhig und kurz und dann waren wir endlich in der Antarktis wie man sich das vorstellt. 

Umgeben von Schnee und Gletschern, immer wieder brach ein Stück von einem Gletscher ab und fiel mit lauten Getöse und viel Gespritze ins Meer. Begrüßt wurden wir von ein paar wenigen Gentoo-Pinguinen. Wir stapften durch die menschlich geschaffenen Schneeautobahnen auf einen kleinen Hügel. 

Man muss aufpassen, dass man nicht in die ähnlich aussehenden Pinguin-Highways gerät, denn wenn man da als Mensch jetzt einen tiefen Fußabdruck drin hinterlässt, kommen die kleinen Kerle nicht mehr durch! Andersrum interessiert die das aber nicht und sie nutzen gerne unsere Straßen ;-)



Oben auf dem Hügel erwartete uns noch eine ganz besondere Überraschung. Von wegen wir sind hier falsch, Santa Claus persönlich war hier, nicht am Nordpol, sondern am Südpol! 

Wer wollte, konnte dann noch etwas höher hinaufsteigen, aber ich wollte nicht. Also setzte ich mich lieber in den Schnee und genoss die Aussicht. Dann ging es auf der anderen Seite bergab und zurück zu den Zodiacs. Auf der Rückfahrt konnte man dann noch einige kleine Eisberge aus der Nähe bewundern.
Zurück an Bord gingen wir (wohl alle) erst nochmal eine Runde schlafen. Oder ich versuchte es so ganz klappte das nicht. Auch sichteten wir dann noch einen Wal vor unserem Fenstrer, sowas hält dann auch wach! Um halb 1 wurde an Deck zum Gruppenfoto gerufen, danach gab es den – leider auf diesem Schiff nicht echten – Polar Plunge. 

Im beheizten Pool, so war das eigentlich nicht gedacht… Auf anderen Schiffen bekommt man die Chance, wirklich rein zu hüpfen. Aber wir sind ja auch nicht ganz am Polarkreis, sondern an unserem südlichsten Punkt hier bei knapp 65° Süd. Und immerhin, am nördlichen hab ich meinen Plunge ja schon vor sehr vielen Jahren gemacht!
Nach einem dezent kleinen Mittagessen gings nochmal ins Bett, bevor wir um 3 Uhr zu einer Zodiac Exkursion aufbrachen. Heißt also, wir waren etwa eineinhalb Stunden im Zodiac von Annina, einer der beiden deutschen Guides, und fuhren durch die Gegend. 

Zunächst sahen wir eine argentinische Forschungsstation, die aber offensichtlich von Pinguinen übernommen wurde. 

Dann einige brütende Vögel in steilen Felswänden und viele, viele Gletscher. Ist schon absolut der Hammer, diese Eiswände vom Wasser aus zu sehen, wobei man gar nicht so nah ran kann, da eben jederzeit ein größeres Stück abbrechen und dann einen kleinen Tsunami auslösen kann. Und dann fliegt einem zusätzlich auch noch das Eis um die Ohren.


An einem schönen Plätzchen umgeben von nichts als Wasser und Gletschertrümmern durften wir dann die Kiste öffnen, die wir an Bord hatten, sie enthielt zu unser aller Freude zwei Flaschen Champagner und Gläser ;-) Da mussten wir wohl durch! 

Dann fingen wir uns auch noch ein Krill (heißt das das oder der Krill), der direkt unter der Oberfläche schwamm. Und mit Annina hatten wir da ja die Expertin an Bord, echt süß, wie sie strahlt, wenn sie über diese kleinen Tierchen spricht. 

Und im Sektglas schwimmend (keine Angst, mit Meerwasser gefüllt), konnte man es auch echt gut beobachten. Krill im Glas war wohl auch für Annina das erste Mal! Das andere Ding, was da drin schwimmt, ist etwas quallenähnliches, was aber zum Plankton zählt. 
Nachdem wir die beiden wieder in Freiheit entlassen hatten, zeigte uns Annina noch die unterschiedlichen Eistypen und erklärte nochmal, warum manches Eis blau ist.


Auf der Rückfahrt zum Schiff kamen wir dann noch bei unserem ersten Leopard Seal vorbei. Keine Ahnung, wie der jetzt korrekt übersetzt wird, Leopardenseebär vielleicht. Der lag ganz gechillt auf seinem Eisberg und ließ sich von all den Zodiacs um ihn herum gar nicht stören. Er lag da auch noch, als wir drei Stunden später mit der Boréal an ihm vorbei fuhren…
Zurück an Bord machte ich das gleiche wie den ganzen Tag, nichts. Aber inzwischen hatte ich einen ziemlichen Hunger. Völlig unverabredet trafen wir dann alle gleichzeitig um halb 8 oben zum Abendessen ein. Läuft inzwischen ;-) Und irgendwie waren wir auch alle noch im Hangover-Modus, nicht ein Weinglas stand auf dem Tisch, dafür orderten wir fleißig ein Wasser nach dem anderen… Ach ja, man wird halt alt. Früher konnte man drei Tage feiern und war einen Tag im Arsch, jetzt feiert man einen Tag und ist drei Tage im Arsch ;-)
So war es auch kein Wunder, dass wir uns alle recht bald verabschiedeten und in unseren Zimmern verschwanden. Immerhin schaffte ich noch den halben Blog, bevor ich mich endgültig flachlegte, kurz vor 10. Doch schon Minuten später riss mich der Kapitän wieder aus dem Bett, wir waren von Buckelwalen umzingelt! 


Also kuckte ich brav aus dem Fenster und nach der Meldung, dass auf der anderen Seite noch mehr waren, sprang ich schnell in Jacke und Hose und ging auf die andere Gangseite auf Kristins Balkon. 




Und wirklich, bestimmt 15 Wale, in teils nicht großer Entfernung, ständig sah man irgendwo eine Wasserfontäne, der Hammer, ein krönender Abschluss des Tages!


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