Donnerstag, 12. Dezember 2019

12.12.19 - Auf zum Ende der Welt


Gestern waren wir nur zu dritt zum Abendessen. Es ging los mit Salat mit Cherry-Tomaten, Spinat und Balsamico-Dressing, dann gab es panierte Bohnen-Linsen-Bratlinge (für mich) bzw. Schnitzel mit Kartoffelpüree und gebackenen Kohlstängeln, dazu Baba Ganoush. Zum Abschluss dann noch halb gefrorene Beeren mit einer Vanillecreme. Ein toller Abschluss einer super Woche hier! Hab Alan schon angedroht, dass ich ihn einpacke ;-)

Um halb 12 waren unsere sämtlichen Weinflaschen leer und ich ging ins Bett. Ich schlief nochmal richtig gut bis etwa 7 Uhr. Um halb 8 machte ich mich leise fertig und ging runter zum Frühstück. Alan wurde mit einer Smoothie-To-Go-Bestellung aus dem Bett gescheucht.
Hinten auf der Couch Bäcker Carl, vorne links Küchenchef Alan


Ein letztes Mal Carls frisch gebackenes Brot mit super Aussicht, dann hieß es Abschied nehmen. Fiel mir echt nicht leicht, war absolut klasse hier. Ich würde so weit gehen zu behaupten, eines meiner Top 3 Hostels überhaupt (neben dem Germaican auf Jamaica und dem Robinson Sunset in Albanien). Es stimmte einfach alles, gemütliches Zimmer, gemütlicher Wohnbereich, super nette Leute, perfektes Essen und viel zu tun in der Umgebung.
Um dreiviertel neun fuhr ich zusammen mit einem anderen aus dem Hostel zum Flughafen, der hatte den gleichen Flug wie ich (zumindest bis El Calafate). Einchecken verlief sehr schnell, mein Rucksack wiegt nur noch 14,8kg, was perfekt war, denn dieses Mal waren gerade mal 15kg erlaubt! Der Smoothie in meiner Trinkflasche war auch kein Problem für eine argentinische Sicherheitskontrolle (da sind Äpfel einfach viel gefährlicher…).
Der Wartebereich vorm Bording ist hier absolut überschaubar und es war ganz schön kühl. Meine Jacken hatte ich natürlich mit aufgegeben… Mit ein wenig Verspätung starteten wir, ich hatte einen Fensterplatz und konnte nochmal die tollen Berge und Seen von oben sehen. Sogar das Greenhouse entdeckte ich! Danach wurde die Landschaft aber deutlich karger. Nur auf der rechten Seite (der anderen) waren schneebedeckte Berge der Anden zu sehen. Nach eineinhalb Stunden, gegen kurz vor 1, landeten wir. Hier hatte ich nun drei Stunden Aufenthalt.
Erstmal ging ich in den einzigen Futterladen hier. Selbstbedienung, ich glaub ich stand ne halbe Stunde an, obwohl gar nicht sooo viel los war. Aber egal, ich hatte ja Zeit. Es gab zwei schnelle Empanadas mit Cappuccino. Danach gammelte ich ein wenig im Check-In Bereich rum, denn der Sicherheitscheck hatte eine Stunde geschlossen… Kann man mal machen, wenn täglich vielleicht 10 Flüge gehen…
Auch der Flieger hatte Verspätung, wir hoben erst um halb 5 ab. Ich hatte wieder einen Fensterplatz, zu sehen gab es aber kaum etwas. Unglaublich braungrau, kerzengerade Straßen durchziehen die „Landschaft“. Erst, als wir uns Feuerland näherten, wurde die Landschaft wieder interessanter, Meer und Berge mit vielen Bäumen wechselten sich ab. Um halb 6 landeten wir, gefühlt fast im Beagle Kanal, in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt.
Auch der Flughafen ist klein und überschaubar, nach kurzem Warten kam mein großer Freund auch schon angefahren. Draußen erwarteten mich Sonne, Wind und 9°. Für die einheimischen Kids ganz offensichtlich T-Shirt-Wetter… Ich nahm ein Taxi und fuhr in mein Hostel. Das kostet wie alles hier ziemlich viel, fast 20€ pro Nacht! Dafür ist es – ehrlich gesagt – ganz schön schlecht! Küche und Wohnbereich sind ganz nett, das Stockbett eine klapprige Angelegenheit, die mitten im Zimmer steht, so dass ich in beide Richtungen rausfallen kann (schmal ist es auch noch). Das Zimmer selbst könnte dringend mal einen Besen brauchen… Naja, sind nur zwei Nächte und danach erwartet mich der Luxus schlechthin! Ob ich aber die Nacht danach nochmal hier schlafe oder mir was anderes suche, weiß ich noch nicht…
Locker gibt es auch keine, also ließ ich wohl oder übel mein Notebook (und meine Barschaften) im Rucksack auf dem Bett… Dann lief ich erstmal ins Stadtzentrum eine Straße (bzw. Treppe) weiter. Irgendwie ein sehr seltsamer Ort. Wir sind hier gar nicht viel südlicher als Hof nördlich ist (zum Vergleich 54°Süd und 50° Nord). Trotzdem fühlt man sich klimatisch eher wie in Nordnorwegen und es sieht auch etwas danach aus. Es herrscht ein geschäftiges Treiben, es gibt viele Outdoor-Läden und Touranbieter. Und Eisdielen und Cafes (prima, der Apostroph ist mal wieder im Eimer…). Ich landete im Food-Court einer kleinen Einkaufspassage und aß etwas Pizzaähnliches. War ok, aber keine Pizza. Gegen halb acht lief ich zurück zum Hostel. Schon komisch, es ist kalt, doch die Sonne scheint wie im Hochsommer. Also echt wie Norwegen irgendwie.


Zurück im Hostel wollte ich erstmal duschen. Das war auch nicht wirklich befriedigend, erst kam es warm, dann kam nichts und dann wechselte es zwischen kochend heiß und eisig… Naja, immerhin bin ich sauber. Jetzt sitze ich in der Hostelküche. Und zu allem Überfluss gibt es hier auch noch einen riesigen schwarzen Hund, der – klar – seinen Platz unter dem Tisch hat… Bisher waren alle Hostelhunde wenigstens im Freien, da hat meine Nase nix davon gemerkt, aber jetzt ist die auch schon zu. Heißt, ich werde mich wohl früh in mein klappriges Bett begeben, damit wenigstens Luft ankommt ;-) Die Leute hier sind auch irgendwie seltsam, sehr unkommunikativ, jeder kocht (im wahrsten Sinne des Wortes gerade) sein eigenes Süppchen…
Morgen werde ich in den Nationalpark hier gehen, am Samstag geht es dann nachmittags aufs Schiff, nachdem ich früh hoffentlich noch einige Sachen organisieren kann. Dann müsst ihr vermutlich zwei Wochen ohne täglichen Blog auskommen, denn auf dem Schiff ist Internet unbezahlbar teuer… Außer jemand sponsert mich, für 25$ pro Tag (bzw. pro halbe Stunde Internet, aber das reicht) sind wir dabei ;-)


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