Donnerstag, 30. Januar 2020

30.1.20 - Valpariso, toller Walking-Tour-Tag


Zunächst vorneweg, die Bilder vom Hydrospeed kamen und sind im Blog von gestern, also nochmal reinkucken!
Gestern Abend saß ich also um 8 im Nachtbus. Verglichen mit den brasilianischen eher ein schwächerer. Der Sitz ist zwar schön breit, aber die Beinfreiheit ist gleich null, wenn der Vordermann flach liegt. 

Dazu kam der Film, der mal wieder bis nachts um 1 lief. Zum Glück wollten alle unten schlafen und hatten die Lautsprecher abgedreht. Und dann haben chilenische Busse noch eine „geniale“ Erfindung: Die Fahrgäste sollen doch bitte den Fahrer denunzieren, wenn der sich falsch verhält. Dazu wird mit einem Film und auf Schildern aufgerufen. Dann zeigt ein rot leuchtendes Display die Geschwindigkeit und wenn der böse Fahrer versehentlich knapp über 100 kommt, geht ein lautes Piepsen los! Zum Glück war unser Fahrer ein ganz lieber, es piepste nur einmal, als ich noch wach war. Aber sorry, wie bescheuert ist das denn? Kann man dann nicht einfach den Bus so drosseln, dass bei 100 Schluss ist?!? Völlig bekloppt, nervig und scheiße, da zu einem positiven Feedback nicht aufgerufen wird…
Naja, trotz Rotlicht, Film und Enge, dank Augenklappe und Ohrenstöpfeln schlief ich doch halbwegs gut, wenn auch nicht so gut wie in meinem geliebten Catarinhense… Um sechs weckte uns der „Steward“ und das helle Licht, denn wir waren in Santiago. Nicht so, dass mich das interessiert hätte… Bis Valparaiso waren es noch zwei Stunden. Mit leichter Verspätung kamen wir um kurz nach 8 an.
Mein Hostel hatte mir geschrieben, welchen Bus ich nehmen müsste, der kam auch direkt und 10 Minuten später war ich an der richtigen Haltestelle. Ein paar Meter bergauf (hier ist es echt steil) und ich stand vor meinem Hostel, frisch eröffnet, die Casa Victoria. Begrüßt wurde ich von meinen „Gasteltern“, dem schon älteren Besitzerehepaar. Total lieb und fürsorglich. Das Hostel ist in einem alten Haus mit hohen Stuckdecken und Kronleuchter im Wohnzimmer. Es ist wohl noch recht unbekannt und ziemlich leer. Ich durfte direkt meinen 8er-Dorm beziehen, er war leer. Und dann bekam ich doch sogar noch Frühstück angeboten, echt super! Auch wenn es nur ein Instant-Kaffee und eine Semmel war, aber das bekommt man nicht oft so.
Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen und meine Dreckwäsche und zog los. Die Wäsche lieferte ich in einer Laundry ums Eck an, dort wurde ich namentlich begrüßt, mein Hostelpapi hatte mich telefonisch angekündigt ;-) Dann ging es wenige Meter weiter zur ersten Walking-Tour des Tages mit „Tour4Tips“, unterwegs gab es einen Cappuccino-to-go im echten Pappbecher, sieht man hier immer mehr. Drei Guides empfingen uns, letztendlich reichte einer, denn wir waren nur ca. 12 Leute. 

Die Tour führte uns zunächst durch das erste Viertel Valparaisos, das eher arme Hafenviertel. Hier steht viel unter dem Schutz der Unesco. Zumindest die Fassade, was dahinter passiert, interessiert dann nicht so sehr…

Mit einem Bus, Linie Rollercoster, ging es bergauf, der Name war Programm. Die Stadt steht auf nicht weniger als 45 Hügeln, da kann Rom sich warm anziehen! Wir stiegen am Bismarckplatz an der Avenida Alemana aus, von wo aus wir einen tollen Blick über den Hafen hatten. 



In dem lag im Übrigen schon mal wieder ein Kreuzfahrtschiff. Auf dem Weg nach unten erzählte und Felipe einiges über die Zeit der Diktatur und vor allem natürlich über die vielen Graffitis, die die Stadt zieren. Eigentlich ist das illegal, interessiert aber natürlich niemanden und alles wird mit Tags zugesprayt. So wissen viele Hausbesitzer sich nicht anders zu helfen, als Graffiti-Künstler zu engagieren, denn ein tolles Bild wird eher selten übersprayt. Und somit wurde die Stadt bunt.



Gegen halb 1 war die Tour auf halber Höhe offiziell beendet. Wir hatten nun die Option, mit einem langen Umweg nach unten zu kommen oder die chilenische: Mitten durch durchs Tränengas und somit um eine Erfahrung reicher werden. Die meisten entschieden sich dafür. Der Geruch ist ziemlich seltsam, irgendwie säuerlich scharf. Uns kamen schon einige Leute mit Mundschutz oder Tuch und tränenden Augen entgegen. Es war letztendlich für mich gar nicht so schlimm, ich vermute, da helfen die Kontaktlinsen, genau wie beim Zwiebelschneiden. Und das meiste war wohl schon verflogen. Trotzdem eine krasse Erfahrung. 


Um 1 waren wir zurück am Plaza Sotomayor, Felipe gab uns einen heißen Tipp für die besten Empanadas und der war echt gut. Auswahl aus 80 verschiedenen Varianten plus die Möglichkeit, eigene zu bauen, alles frisch zubereitet und frittiert. Und recht günstig, für 4€ war ich pappsatt. Danach setzte ich mich in eines kleines Cafe für den nächsten Cappuccino.
Um 3 ging der Walking-Tour-Tag weiter, denn die Tour am Nachmittag war eine völlig andere. Und da ich doch etwas müde war, war das für mich am einfachsten… Ich holte mir noch einen frischen Saft auf dem Markt, dann konnte es losgehen, dieses Mal mit 2 Guides, denn wir waren ein paar Leute mehr.

Zunächst ging es zum Hafen, dann wieder über den Platz und nach einigen weiteren Infos mit einer der vielen Standseilbahnen auf einen der vielen Hügel. Cerro Alegria und Cerro Concepcion, die beiden Unesco-Hügel standen auf dem Plan. Und mit ihnen die vielen, vielen Graffitis. Die Stories und Botschaften waren teilweise echt interessant, aber die krieg ich nicht mehr alle zusammen, wird auch zu viel sonst.


Ach ja, wir hatten einen Straßenhund als Begleitung (nicht der vom Bild, aber der war einfach so relaxt mitten auf dem Gehweg…). „Unserer“ begleitete uns die halbe Tour über und „beschützte“ uns vor allen anderen Menschen. Das wirkt wohl auch, wenn man nachts mal allein unterwegs ist, einfach einen Hund streicheln und schon passt der auf einen auf ;-)




Gegen 6 waren wir zum 2. Mal zurück im unteren Teil der Stadt. Felipe gab mir noch einen Tipp für ein Restaurant, das für Fischspezialitäten bekannt ist und dafür, den Fisch sehr ökologisch zu beschaffen. Ich holte meine super duftende Wäsche und suchte das Lokal. Sah recht edel aus, war aber preislich völlig in Ordnung. Für nicht mal 10€ bekam ich eine riesige Paella mit ordentlichem Fisch- und Meeresfrüchteanteil. Leider auch mit ordentlich Koriander, daran denke ich einfach immer noch nicht…

Super gesättigt ging es dann zurück zum Hostel, das ja nicht weit weg war. Ich verpackte meine Wäsche und ging duschen, danach lernte ich ein paar wesentliche Kniffe, wie ich auf den nächsten Busfahrten und Flügen die Zeit rumbekomme und gleichzeitig HdR-technisch für Neuseeland vorbereitet bin, vielen Dank für die entsprechende Nachhilfe ;-) Danach sichtete ich Fotos von gestern und heute und schrieb den Blog fertig. Jetzt ist es kurz nach 10, ich gehe wohl bald ins Bett, bin jetzt echt müde…
Morgen wollte ich ja eigentlich früh nach Santiago, aber ich bleibe den Tag über wohl doch noch hier, denn die Stadt ist echt toll und ich will mir noch ein paar Stellen genauer ankucken, für die heute keine Zeit war. Und der Bus fährt eh etwa alle halbe Stunde, also bin ich völlig flexibel… Damit ist dann auch schon mein letzter Tag auf dem südamerikanischen Kontinent gekommen, krass, wie die Zeit vergeht!


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