Zunächst vorneweg, die Bilder vom Hydrospeed kamen und sind im Blog von gestern, also nochmal reinkucken!
Gestern Abend saß ich also um 8 im Nachtbus. Verglichen mit den brasilianischen eher ein schwächerer. Der Sitz ist zwar schön breit, aber die Beinfreiheit ist gleich null, wenn der Vordermann flach liegt.
Dazu kam der Film, der mal wieder
bis nachts um 1 lief. Zum Glück wollten alle unten schlafen und hatten die
Lautsprecher abgedreht. Und dann haben chilenische Busse noch eine „geniale“
Erfindung: Die Fahrgäste sollen doch bitte den Fahrer denunzieren, wenn der
sich falsch verhält. Dazu wird mit einem Film und auf Schildern aufgerufen.
Dann zeigt ein rot leuchtendes Display die Geschwindigkeit und wenn der böse
Fahrer versehentlich knapp über 100 kommt, geht ein lautes Piepsen los! Zum
Glück war unser Fahrer ein ganz lieber, es piepste nur einmal, als ich noch
wach war. Aber sorry, wie bescheuert ist das denn? Kann man dann nicht einfach
den Bus so drosseln, dass bei 100 Schluss ist?!? Völlig bekloppt, nervig und
scheiße, da zu einem positiven Feedback nicht aufgerufen wird…
Naja,
trotz Rotlicht, Film und Enge, dank Augenklappe und Ohrenstöpfeln schlief ich
doch halbwegs gut, wenn auch nicht so gut wie in meinem geliebten Catarinhense…
Um sechs weckte uns der „Steward“ und das helle Licht, denn wir waren in
Santiago. Nicht so, dass mich das interessiert hätte… Bis Valparaiso waren es
noch zwei Stunden. Mit leichter Verspätung kamen wir um kurz nach 8 an.
Mein
Hostel hatte mir geschrieben, welchen Bus ich nehmen müsste, der kam auch
direkt und 10 Minuten später war ich an der richtigen Haltestelle. Ein paar
Meter bergauf (hier ist es echt steil) und ich stand vor meinem Hostel, frisch
eröffnet, die Casa Victoria. Begrüßt wurde ich von meinen „Gasteltern“, dem
schon älteren Besitzerehepaar. Total lieb und fürsorglich. Das Hostel ist in
einem alten Haus mit hohen Stuckdecken und Kronleuchter im Wohnzimmer. Es ist
wohl noch recht unbekannt und ziemlich leer. Ich durfte direkt meinen 8er-Dorm
beziehen, er war leer. Und dann bekam ich doch sogar noch Frühstück angeboten,
echt super! Auch wenn es nur ein Instant-Kaffee und eine Semmel war, aber das
bekommt man nicht oft so.
Nach
dem Frühstück packte ich meine Sachen und meine Dreckwäsche und zog los. Die
Wäsche lieferte ich in einer Laundry ums Eck an, dort wurde ich namentlich
begrüßt, mein Hostelpapi hatte mich telefonisch angekündigt ;-) Dann ging es
wenige Meter weiter zur ersten Walking-Tour des Tages mit „Tour4Tips“,
unterwegs gab es einen Cappuccino-to-go im echten Pappbecher, sieht man hier
immer mehr. Drei Guides empfingen uns, letztendlich reichte einer, denn wir
waren nur ca. 12 Leute.
Die Tour führte uns zunächst durch das erste Viertel
Valparaisos, das eher arme Hafenviertel. Hier steht viel unter dem Schutz der
Unesco. Zumindest die Fassade, was dahinter passiert, interessiert dann nicht
so sehr…
Mit
einem Bus, Linie Rollercoster, ging es bergauf, der Name war Programm. Die
Stadt steht auf nicht weniger als 45 Hügeln, da kann Rom sich warm anziehen!
Wir stiegen am Bismarckplatz an der Avenida Alemana aus, von wo aus wir einen
tollen Blick über den Hafen hatten.
In dem lag im Übrigen schon mal wieder ein
Kreuzfahrtschiff. Auf dem Weg nach unten erzählte und Felipe einiges über die
Zeit der Diktatur und vor allem natürlich über die vielen Graffitis, die die
Stadt zieren. Eigentlich ist das illegal, interessiert aber natürlich niemanden
und alles wird mit Tags zugesprayt. So wissen viele Hausbesitzer sich nicht
anders zu helfen, als Graffiti-Künstler zu engagieren, denn ein tolles Bild
wird eher selten übersprayt. Und somit wurde die Stadt bunt.
Gegen
halb 1 war die Tour auf halber Höhe offiziell beendet. Wir hatten nun die
Option, mit einem langen Umweg nach unten zu kommen oder die chilenische:
Mitten durch durchs Tränengas und somit um eine Erfahrung reicher werden. Die
meisten entschieden sich dafür. Der Geruch ist ziemlich seltsam, irgendwie
säuerlich scharf. Uns kamen schon einige Leute mit Mundschutz oder Tuch und
tränenden Augen entgegen. Es war letztendlich für mich gar nicht so schlimm,
ich vermute, da helfen die Kontaktlinsen, genau wie beim Zwiebelschneiden. Und
das meiste war wohl schon verflogen. Trotzdem eine krasse Erfahrung.
Um 1 waren
wir zurück am Plaza Sotomayor, Felipe gab uns einen heißen Tipp für die besten
Empanadas und der war echt gut. Auswahl aus 80 verschiedenen Varianten plus die
Möglichkeit, eigene zu bauen, alles frisch zubereitet und frittiert. Und recht
günstig, für 4€ war ich pappsatt. Danach setzte ich mich in eines kleines Cafe
für den nächsten Cappuccino.
Um
3 ging der Walking-Tour-Tag weiter, denn die Tour am Nachmittag war eine völlig
andere. Und da ich doch etwas müde war, war das für mich am einfachsten… Ich
holte mir noch einen frischen Saft auf dem Markt, dann konnte es losgehen,
dieses Mal mit 2 Guides, denn wir waren ein paar Leute mehr.
Zunächst
ging es zum Hafen, dann wieder über den Platz und nach einigen weiteren Infos
mit einer der vielen Standseilbahnen auf einen der vielen Hügel. Cerro Alegria
und Cerro Concepcion, die beiden Unesco-Hügel standen auf dem Plan. Und mit
ihnen die vielen, vielen Graffitis. Die Stories und Botschaften waren teilweise
echt interessant, aber die krieg ich nicht mehr alle zusammen, wird auch zu
viel sonst.
Ach
ja, wir hatten einen Straßenhund als Begleitung (nicht der vom Bild, aber der
war einfach so relaxt mitten auf dem Gehweg…). „Unserer“ begleitete uns die
halbe Tour über und „beschützte“ uns vor allen anderen Menschen. Das wirkt wohl
auch, wenn man nachts mal allein unterwegs ist, einfach einen Hund streicheln
und schon passt der auf einen auf ;-)
Gegen 6 waren wir zum 2. Mal zurück im
unteren Teil der Stadt. Felipe gab mir noch einen Tipp für ein Restaurant, das
für Fischspezialitäten bekannt ist und dafür, den Fisch sehr ökologisch zu
beschaffen. Ich holte meine super duftende Wäsche und suchte das Lokal. Sah
recht edel aus, war aber preislich völlig in Ordnung. Für nicht mal 10€ bekam
ich eine riesige Paella mit ordentlichem Fisch- und Meeresfrüchteanteil. Leider
auch mit ordentlich Koriander, daran denke ich einfach immer noch nicht…
Super gesättigt ging es dann zurück
zum Hostel, das ja nicht weit weg war. Ich verpackte meine Wäsche und ging
duschen, danach lernte ich ein paar wesentliche Kniffe, wie ich auf den
nächsten Busfahrten und Flügen die Zeit rumbekomme und gleichzeitig
HdR-technisch für Neuseeland vorbereitet bin, vielen Dank für die entsprechende
Nachhilfe ;-) Danach sichtete ich Fotos von gestern und heute und schrieb den
Blog fertig. Jetzt ist es kurz nach 10, ich gehe wohl bald ins Bett, bin jetzt
echt müde…
Morgen wollte ich ja eigentlich früh
nach Santiago, aber ich bleibe den Tag über wohl doch noch hier, denn die Stadt
ist echt toll und ich will mir noch ein paar Stellen genauer ankucken, für die
heute keine Zeit war. Und der Bus fährt eh etwa alle halbe Stunde, also bin ich
völlig flexibel… Damit ist dann auch schon mein letzter Tag auf dem
südamerikanischen Kontinent gekommen, krass, wie die Zeit vergeht!
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