Nach
einer erholsamen Nacht in meiner Box wachte ich gegen 7 auf, eine Stunde später
machte ich mich auf zum Frühstück. Kurz vor neun startete ich mit einem leeren
Rucksack zu meiner Shoppingtour. Da das anscheinend zu früh war, ging ich
erstmal einen leckeren Cappuccino im Café El Mundo. Ein total süßes Café mit
toller Speisekarte…
Danach
suchte ich meine Omi vom letzten Mal, doch irgendwie war sie verschwunden, also
ging ich zu einer jüngeren Version. Mit Hilfe einiger Whatsapp-Bilder wurde die
Familie zu Hause eingedeckt, das Zeug werde ich jetzt wohl bis Chile mit mir
rumschleppen, da die bolivianische Post wohl nicht gerade die zuverlässigste
ist… Für gerade mal 60€ gab es doch so einiges:
Danach
warf ich einen Blick in die schöne, typisch katholisch reich verzierte San
Francisco Kathedrale, bevor ich mich auf den Platz davor setzte. Dort traf ich
auch auf die beiden Holländer, die ich in Samaipata kennengelernt hatte und wir
unterhielten uns ein wenig. Heute war es richtig war, ich hatte nur noch mein
Top an! Dann war People-Watching angesagt. Dank Teleobjektiv ging das ganz
unauffällig. V.a. die alten Cholitas hatten es mir angetan.
Leider
sieht man hier auch viel Armut auf der Straße. Besonders traurig finde ich,
dass unzählige Kinder von früh bis spät neben ihren Mamis auf der Straße sitzen,
die verzweifelt versuchen, irgendetwas zu verkaufen. Und meist ist es hier ja
echt richtig kalt.
Danach
brachte ich meine Einkäufe ins Hostel, buchte schnell meine nächsten
Unterkünfte und machte mich wieder auf den Weg in die Stadt. Ich ging nochmal
in das Veggie-Café vom ersten Tag, auch hier war es heute spürbar wärmer. Heute
gab es Coca-Latte und eine Inka-Bowl mit Maiskolben, Bohnen, Kartoffeln, Quinoa
und Erdnusssoße.
So
gestärkt ging es zum Treffpunkt der Red Cap Touren, um zwei Uhr startete eine
besondere Tour nach El Alto. Und zwar wieder mit Daniel, sehr schön! Keine Free-Walking-Tour,
dafür aber mit besonderem Programm. Los ging es mit einem Sammeltaxi zum
(einzigen legalen) Friedhof von La Paz, der, den ich schon von der Seilbahn aus
gesehen hatte. Dieses Mal aber mit Hintergrundinfos. Die Gräber hier werden in
der Regel nach 5 Jahren aufgelöst, denn dann hat der Verstorbene die Welt
endgültig verlassen. Die Überreste werden dann verbrannt, bis auf den Schädel.
Der heißt Ñatita und man kann ihn kaufen! Man baut ihm dann zu Hause einen
Altar und muss ihn täglich mit Coca, Alkohol, Blumen, … versorgen. Zum Dank
passt er auf das Haus auf und schützt es vor Einbrechern. Ein sehr
abergläubisches Volk, diese Aymara.
Außerdem
ist ein Friedhof hier ein Ort der Freude und des Beisammenseins. Deshalb gibt
es auch jährlich einen Grafitti-Kontest hier, wobei die Motive etwas mit dem
Ort zu tun haben müssen.
Vom
Friedhof aus fuhren wir mit der roten Gondel nach El Alto, leider stand die
Sonne ungünstig, so dass ich wieder keine guten Bilder von dem bunten Viertel
machen konnte. Oben angekommen, wurden wir über das richtige Verhalten im
größten Markt (400 Häuserblocks umfassend) aufgeklärt: Rucksack vorne,
Hosentaschen leeren und keine fliegenden Babys auffangen! (Das sind nur Puppen,
die von einem Taschendiebstahl ablenken sollen)
Auf
dem Markt gibt’s wirklich alles. Wer’s drauf hat, kann sich hier aus alten
Einzelteilen ein neues Auto bauen. Außerdem gibt’s früh morgens echte
Markenartikel mit leichten Fehlern, daneben Kleidung jeglichen Alters oder auch
günstige Smartphones. Unter Umständen kann man hier sein eigenes zurück kaufen…
Vom
„normalen“ Markt ging es zum Hexenmarkt, der hier deutlich größer ist als unten
in La Paz. Direkt dahinter beginnt eine Straße, in der die „Hexenmeister“ ihre
Dienste anbieten (so richtig mit einer Art Leistungsangebotskarte…). Überall
brennen hier die Opferschalen und es qualmt ziemlich.
Gegen
fünf war der erste Teil der Tour beendet, ein paar fuhren mit der roten Linie zurück
nach La Paz. Der Rest stieg in die blaue, wo man nochmal die Ausmaße des
Marktes sehen konnte.
Unser Ziel war ein besonderes Spektakel:
Cholita-Wrestling! Seit gut zehn Jahren fest verankert in El Alto ohne
irgendwelche geschichtlichen Hintergründe. Die „Arena“, in der wir waren, war
rein touristisch, am Wochenende muss das aber auch ein Highlight für die
Einheimischen sein. Hm, was ich davon jetzt halten soll, weiß ich nicht. Rein
sportlich betrachtet waren schon einige spektakuläre Aktionen dabei, die
einiges an Körperbeherrschung voraussetzen. Das Drumherum war nicht wirklich
mein Fall: Von Anfang an wurde das Publikum auf die Seite einer Cholita
gezogen, denn der „Kampfrichter“ war alles andere als unparteiisch, so dass der
„Kampf“ teils zwei gegen eine war. Somit war immer gleich klar, wer am Ende „gewinnt“.
Und – auch wenn alles nur Show ist – finde ich es nicht wirklich toll, wenn
zwei auf eine eindreschen, die eh schon am Boden liegt. Naja, jetzt hab ich es
mal gesehen und wie gesagt, artistisch gesehen steckt auch schon so einiges
dahinter.
Um
sieben wurden wir in einen großen Bus verladen, der uns wieder ins Zentrum
brachte. Er hielt an verschiedensten Hostels, ich stieg oberhalb meines Cafés
von heute Morgen aus, denn ich wollte ja nochmal zum Essen hin. Sehr lecker,
Minzlimonade und vegetarische Quesadillas. Satt und zufrieden lief ich zurück
zum Hostel, es war halb neun, als ich wieder dort war. Ich packte meine Sachen,
soweit das möglich war, duschte und verzog mich samt Laptop in meine Kapsel.
Jetzt ist es Viertel 11, der Blog ist fertig.
Morgen
geht es früh mit dem Bus Richtung Süden, nach Oruro, eine Stadt abseits der
typischen Touristenpfade, aber Sucre und Potosì kenne ich ja schon…
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