Das
Gute zuerst: Ja, ich hab zum dritten Mal überlebt ;-) Hier bin ich wieder!
Heute
Nacht schlief ich so semi-gut, Aufregung und Vorfreude waren doch schon
vorhanden… Um viertel 8 stand ich auf, holte meine saubere, duftende Wäsche und
zog mich mehrschichtig an. Danach ging‘s zum Frühstück, früh da sein lohnt
sich, da ist der Milchreis noch warm! Um kurz nach acht lief ich los zum Café,
in dem wir uns trafen. Erstmal gab’s noch einen guten Cappuccino, dann traf
unser Guide Mo ein. Heute waren zwei Gruppen von Gravity unterwegs, eine mit 12
Leuten und unsere mit 5. Ein Holländer, ein Kolumbianer, ein brasilianisches
Paar und ich.
Um
dreiviertel neun saßen wir alle im Van, die Räder auf dem Dach, und los ging
die Fahrt, etwa eine Stunde bergauf durch La Paz und weiter zum höchsten Punkt auf
4700m, La Cumbre. Unterwegs erfuhren wir, warum wir heute eine Stunde später
als normal starten durften. Es gibt nämlich immer Leute, die noch bekloppter
sind als man selbst: Heute fand das alljährliche Rennen auf der Death Road
statt. Bergauf! 64km und 3500 Höhenmeter! Völlig bescheuert! Und so lange die
unterwegs waren, war der Offroad-Teil gesperrt.
Als
wir an La Cumbre ausstiegen, schneite es… Leicht, aber es schneite. Dass das
noch der angenehme Teil war, sollten wir kurz darauf merken. Die Wolken
versprachen nichts Gutes… Die Räder wurden abgeladen und uns zugewiesen, die
Ausrüstung verteilt: Helm und Handschuhe sind Pflicht, dazu Hose, Jacke und Regenjacke.
Außerdem zum Behalten eine faltbare Trinkflasche mit Karabiner und das
Halstuch, das ich schon einmal zu Hause habe.
Im
Anschluss gab’s eine gründliche Einweisung, dann wurde Patchamama gehuldigt.
Mutter Erde bekam etwas 96%igen Alkohol, ebenso das Vorderrad und wir natürlich
auch. Dann ging’s los. Die ersten 20km sind ja asphaltiert und man kann es
einfach laufen lassen. Schon auf den ersten beiden Kilometern gefroren meine
Finger zu Eiszapfen. Es gab auch Skihandschuhe, aber in denen hatte ich gar
kein Gefühl. Und als wäre es nicht kalt genug, begann es dann auch noch, immer
mehr zu regnen.
Am Ende schüttete es richtig. Dazu dichter Nebel, mit
Sonnenbrille gefühlt 5m Sichtweite. Also immer schön den weißen Streifen am
Straßenrand verfolgen… Zum Regen kam auch noch das Spritzwasser dazu, die
Turnschuhe waren nach Minuten vorne durch, kurz darauf lief mir hinten an den
Beinen das Wasser in die Schuhe. Kurz gesagt, ich war nass! Und es war eiskalt.
Immerhin, die Regenjacke hielt, was sie versprach. Durch das Tuch vor Mund und
Nase konnte man irgendwann auch nicht mehr atmen, daraus trinken ging dafür
umso besser. Die Brasilianerin kapitulierte vielleicht nach 10km und fuhr ab da
im Auto…
Nach
vielleicht einer dreiviertel Stunde kamen wir am Ende des asphaltierten Teils
an, dort, wo auch die Straßengebühr bezahlt werden muss. Wir überfielen den
winzigen Laden einer Omi, belagerten ihren Herd, um unsere Eiszapfen – äh Finger
zu wärmen und orderten reihenweise heißen Kakao und Tee. Aufgrund des Rennens
der Bekloppten hatten wir dort bestimmt eineinhalb Stunden Zeit. Gar nicht geschäftstüchtig, heiße Getränke für 25ct, sie hätte problemlos das zehnfache verlangen können ;-)
Falsche Richtung!
Ganz schön was los hier!
Wo anders zu
warten, machte wenig Sinn, denn es regnete immer noch. Nach zwei Tassen Kakao
und einem Coca-Tee kam die Info, die Straße ist wieder offen und so fuhren wir
die nächsten 8km im Auto (hier geht es ein ganzes Stück geradeaus und dann auch
noch bergauf und bei dem Wetter hatte keiner Lust darauf…) zum offiziellen
Trailhead.
Es
war wohl schon nach eins, als wir dort ankamen. Immerhin, der Regen schien so
gut wie aufgehört zu haben. Hier gab es nochmal eine Einweisung und dann ging
der schöne Teil los! Immer entlang der schmalen Piste, links der Abgrund mit
bis zu 600m Tiefe. Viele Kreuze erinnern einen schon daran, dass das hier kein
Kindergeburtstag ist. Begleitet von den dazu gehörenden Geschichten.
Es
wurde auch immer „wärmer“, soll heißen, ich fror nicht mehr und trocknete im
Fahrtwind. Vorteil am Regen war definitiv, dass es nicht staubte, das war bei
meinen ersten Touren echt heftig. Unser zweiter Guide Santos war immer fleißig
damit beschäftigt, Fotos zu schießen, die gerade schon in der Dropbox
aufgetaucht sind. Man merkt schon den Unterschied, dieses Mal gab es wesentlich
mehr Einzelbild von jedem von uns, man muss ja schließlich was zum Posten
haben!
Nach
den ersten 10km machten wir eine kurze Bananen-Schokoriegel-Pause und ich zog
die Regenjacke aus.
Die nächsten 20km Downhill machten richtig Spaß, die
Temperatur war ok, die Straße meist schon recht trocken, man konnte es laufen
lassen. Unsere verbliebene Gruppe war recht homogen, so dass wir nie lange
warten mussten (die andere Gruppe kam fast ne Stunde nach uns am Ziel an).
Auf
den letzten Kilometern musste man dann auch noch ein wenig in die Pedale
treten. Dann wurden wir auch noch von einer kleinen Parade gestoppt, die
natürlich nur für uns da war.
Und
kurz vorm Ende kam noch ein Fluss, wäre auch zu schön gewesen, meine Füße waren
fast schon getrocknet…
Um
viertel fünf liefen wir im Ziel in Yolosita ein und bekamen zur Belohnung
erstmal eine heiße Dusche. Außerdem natürlich das Sieger-T-Shirt, was
Ordentliches zu essen und ein Bier. Beobachtet wurden wir dabei von einigen
Affen, denn wir waren in einer Tierauffangstation, ähnlich dem Refugio aus
Samaipata. Allerdings hatte keiner von uns Lust zu einer Tour durch die
Affenstation, es regnete schon wieder…
Um
kurz vor sechs stiegen wir wieder in unseren Van und nach einem kurzen letzten
Stück auf der Death Road stießen wir auf die 2006 neu gebaute (und schon wieder
ganz schön holprige) Straße zurück nach oben. Alle dösten vor sich hin, vorm
Fenster schon wieder nur Nebel und es wurde schnell komplett finster. Um
dreiviertel neun waren wir zurück in La Paz und ich wurde direkt beim Hostel
abgesetzt.
Geduscht
war ich ja schon, also verteilte ich nur alle nassen Sachen gleichmäßig zum
Trocknen und kuschelte mich unter meine Decke. Jetzt ist es gleich halb 11,
wenn der Blog fertig ist, mach ich nur noch die Augen zu.
Fazit:
Heute war mit Sicherheit nicht der beste Tag für den Camino de la Muerte, die
ersten Kilometer waren echt hart und mich hat es schon lange nicht mehr so
gefroren. Trotzdem würde ich sofort wieder aufs Bike steigen und die Strecke
fahren! Wer weiß, vielleicht komme ich ja irgendwann mal wieder hierher zurück!
Und
zuletzt noch ein dickes Dankeschön an meine lieben Zöllners, deren
Geburtstagsgeschenk ich hiermit eingelöst habe ;-)
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