Mittwoch, 2. Oktober 2019

02.10.19 - Weiterfahrt durch die Anden


Babykatze war nicht in Reichweite, also hab ich eben noch etwas gelesen. Heute Nacht bin ich ständig aufgewacht, war auch wieder etwas kühler. Um dreiviertel 7 bin ich aufgestanden und hab mich fertig gemacht. Dann gab’s von der Hausherrin noch ne Banane-to-go und los ging es zur Mautstation an der Hauptstraße. Dort soll es unproblematisch sein, ein Sammeltaxi nach Mairani zu bekommen. Denkste!
Ich stand bestimmt 20 Minuten ohne dass überhaupt ein Auto vorbeikam. Die nette Empanada-Verkäuferin, bei der ich mich für die Fahrt eingedeckt hatte, bat schon an, mir zu helfen, wenn das nächste Auto kommt. Schaffte ich dann aber doch alleine. Um zehn nach halb acht kam endlich ein Auto nur mit dem Fahrer. Ich bat ihn, ob er mich mitnehmen könnte, er meinte, klar, wenn ich keine Angst vor Hunden hätte… Ööööh. Hm. Na gut. Der Rucksack kam hinten auf die Ladefläche, ich vorne rein und wurde gleich mal von Bella vom Rücksitz her angeschlabbert… Nach drei Sätzen stellte sich mein Fahrer als Deutscher heraus, der hier lebt. Wir unterhielten uns gut auf den 20 Minuten Fahrt.
Um acht stand ich am Busstand in Mairana. Nicht zu früh, denn entgegen der Info aus dem Hostel fuhr der Bus schon um 8. Also viertel 9… Für die 9 Stunden Fahrt nach Cochabamba zahlte ich nicht mal 6€! Der Bus war aber auch schon eher altes Modell. Nix Klimaanlage oder Lüftung, Fenster auf!
Wir bewegten uns langsam aber stetig vorwärts. Mairana liegt auf 1300m, der Bus schnaufte sich abwechselnd bergauf und bremste sich bergab. Hier gehen die Straßen ja nicht in Serpentinen bergauf, sondern bewegen sich kilometerweit an Berghängen aufwärts. Kein Wunder, dass man für 360km so lange braucht. Immer wieder auf über 3000m hinauf in die Berge der Anden, dann wieder nach unten. 

Der höchste Punkt lag laut Gipsy sogar auf 3600m! Die Straße war weitestgehend ganz gut oder ganz frisch geteert, an manchen Stellen war aber auch noch große Baustelle mit Schotterpiste. Natürlich ohne Leitplanken, geht ja nur senkrecht runter neben der Piste…

Gegen halb 1 gab’s die Pause in einem aus gefühlt 5 Häusern bestehenden Dorf. Da wurde es mir wieder wärmer, im Bus war es ziemlich kühl, meine Mitreisenden standen auf Fenster auf und Kopf raus. 

Außerdem hatte sich der Himmel komplett zugezogen und in der Höhe war auch ziemlicher Nebel. Oder aber wir waren einfach direkt in den Wolken… Außerdem wehte ein schon fast orkanartiger Wind, zumindest an den ausgesetzten Stellen.

Nachmittags riss der Himmel dann wieder auf. Landschaftlich war es echt wunderschön und ich war ziemlich froh, dass es keinen Nachtbus gab. Schon ziemlich krass anzusehen, wie die Menschen hier leben. Die Flecken am Berghang sind übrigens lauter kleine Felder, wie man da was anbaut, ist mir echt ein Rätsel.


Dann sah ich auch das, was ich in Bolivien ja schon lange gebaut hätte, Windräder! Die drehten mal echt auf Turbo!

Nachmittags gab es eine absolut frauen-unfreundliche Klopause. Mitten auf der freien Fläche, nicht so, dass wenige hundert Meter weiter wieder Bäume gewesen wären. Nein, mitten im Nichts wurde angehalten… Busfahrer-Depp!
Um kurz nach 5 waren wir in Cochabamba auf gemäßigten 2500m. Das zieht sich auch schon über Kilometer hin, sieht ziemlich nach Favelas aus, lauter Hütten an den Bergen rechts und links der Hauptstraße, die am Ende sogar fast zur Autobahn wurde.
Unser Bus hielt an einer Straße, das war die Endstation. Der Busbahnhof, wo ich eigentlich für morgen gleich ein Ticket kaufen wollte, war weit und breit nicht zu sehen. Mist. Dann wollte ich mein Uber suchen, nächster Mist. Gibt’s hier nicht! War ich voll drauf eingestellt. Ich kuckte etwas ratlos und fragte dann einen netten Opi, wie ich denn ins Zentrum käme. Nachdem das mit Google etwas genauer eingegrenzt war, nannte er mir die Nummer des Sammeltaxis, das mich kurz darauf auch einlud. Zum Glück eher leer, sonst ist das mit großem Rucksack immer doof. Unsere Reisegeschwindigkeit war etwa die eines langsamen Fußgängers, das ultimative Verkehrschaos. Und wir fuhren mitten durch den Markt, hatte ich das Gefühl. Ein Wunder, dass der Fahrer niemanden platt gemacht hat, gebremst hat der nicht, nur gehupt. Eine halbe Stunde später waren wir in der Nähe meines Hostels, ich stieg aus und lief gar dorthin.
Erster Eindruck: Kein Vergleich zu den beiden letzten. Kein herzlicher Empfang und auch machten die zwei Backpacker (?) hinter der Rezeption nicht gerade einen kompetenten Eindruck. Das Zimmer ist aber ok, 6er-Dorm mit einem anderen zusammen. Schöner Innenhof, hoffe es bleibt war genug, geschlossene Räume zum Aufhalten scheinen zu fehlen. Ich warf mein Zeug aufs Bett und wollte dann was essen. Die zwei hatten null Plan, obwohl einer selbst Vegetarier war, keine Idee, wo ich jetzt um diese ungewöhnliche Zeit (!) was zu essen bekommen könnte.
Dann halt nicht. Ich erinnerte mich an einen Tipp vom Lonely Planet. Dummerweise 2km weg, also lief ich los. Mit dem Ergebnis, dass ich vor verschlossener Tür stand. Danke auch. Google meinte auch, es wäre geöffnet. Kein Verlass mehr auf die Tante! Ich lief wieder zurück und stieß in der Nähe des Hauptplatzes (wiederum in der Nähe meines Hostels) auf einen kleinen Italiener. Ich hatte leckere Spaghetti mit Caprese. Leckerer Mozzarella und frisch geriebener Parmesan! Hätte ich das mal vorher gewusst…
Um acht war ich wieder im Hostel und ging erstmal duschen. Auch hier muss man durch die frische Luft, um zum Bad zu kommen. Aber es scheint mir etwas wärmer als in Samaipata, obwohl ich ja doch deutlich höher bin. Danach wurde mein Camelbag auch gebadet und bekam eine Runde Corega-Tabs, war schon etwas angeschmutzt von innen… Jetzt sitze ich hier im Innenhof, es ist inzwischen halb 10. Werde jetzt nochmal etwas Internetrecherche betreiben zwecks Bus nach La Paz morgen Nacht. Auf die zwei Clowns an der Rezeption verlasse ich mich nicht! Sollte morgen aber eigentlich klappen, dass ich noch meinen Blog schreibe, bevor ich los fahre… Schönen Feiertag im Übrigen nach Deutschland!!!



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