Donnerstag, 3. Oktober 2019

03.10.19 - Sightseeing in Cochabamba



Gestern Abend lieferte mein Zimmergenosse noch wichtige Informationen zur Bussuche, er lebt nämlich in Bolivien. Die Nacht war ruhig und angenehm warm, ich schlief ganz wunderbar bis etwa 7. Gegen 8 stand ich auf und begab mich erstmal zum Frühstück. Es gibt doch noch ein paar Innenräume hier, hatte ich gestern übersehen (und hat mir ja auch keiner gezeigt…) 

Nach dem Frühstück packte ich ganz gemütlich und gegen halb 10 machte ich mich auf den Weg in die Stadt. Es war angenehm warm, T-Shirt-Wetter, ich hatte die lange Hose an, aber die kurze hätte gereicht.

Mein erstes Ziel war das Convento Santa Teresa, ein ehemaliges Nonnenkloster, jetzt ein Museum. Dort angekommen bekam ich eine ganz private Führung mit zwei netten Mädels. Hab nicht alles verstanden, sie plapperten wie ein Wasserfall, aber war doch recht interessant. 

Danach gings über einen schönen Platz weiter. Hier gab die Kamera bzw. das Objektiv nun endgültig den Geist auf. 

Vorgestern hatte ich das Problem durchschaut, das Objektiv fährt beim Ausschalten nicht richtig (gerade) rein und geht dann nicht mehr raus. Durch den Aufenthalt in meiner Tasche hat es dann vermutlich immer irgendwann eins abbekommen und dann ging es wieder auf. Also hab ich versucht es mit sanfter Gewalt wieder in die richtige Position zu bringen. Ging ein paar Mal gut, jetzt nicht mehr. Es kommt nicht mehr aus dem Gehäuse. ;-(
Ich lief erstmal zum Busbahnhof und buchte mir auf Empfehlung ein Suite-Bett. Für gerade mal 16€ soll das ein echtes flaches Bett mit Vorhang sein, mal sehen. Klingt ziemlich geil! Gleich beim Busbahnhof beginnt ein riesiger Markt über ganze Straßenblöcke. Ich lief etwas durch, entdeckte einen Kameraladen und erkundigte mich. Zumindest gab’s die Visitenkarte eines Ladens, der sowas repariert… Sogar in Laufrichtung. Leider konnte man mir dort auch nicht helfen. Erst hieß es 24h, dann gar nicht. Im Brillenladen nebenan bekam ich einen Mini-Schraubenzieher geliehen und machte mich mal selbst ans Werk. Ich kam ins Innere des Objektivs, konnte etwas Sand entsorgen und es per Hand ganz gut bewegen. Leider war mein Versuch nicht von Erfolg gekrönt, es funktionierte einmal, verklemmte sich aber gleich danach wieder… Also hab ich jetzt drei Möglichkeiten: Hilfe in La Paz, da bin ich länger und kann die Kamera auch nen Tag abgeben, ein neues Objektiv in Paraguay, wenn ich ein passendes finde, Paraguay ist der Fidschimarkt Südamerikas, oder ich muss mir Gedanken machen, wie ich mir eines aus Deutschland schicken lassen kann…

Ok, dann muss eben erstmal wieder das Handy herhalten, schaffen 90% der restlichen Backpacker ja auch so. Und Tele geht ja immerhin… Ich lief zurück zum Prado, einer langen Straße mit Grünstreifen in der Mitte, wo es viele der besseren Lokale gibt. In einem kleinen Café gab es einen guten Cappuccino, dann ein paar Meter weiter meine heißgeliebte Açai-Bowl ;-)
Um halb 2 lief ich gut gestärkt einige Blocks weit zur Seilbahn, die mich auf gut 2800m Höhe brachte. 

Dort steht der bolivianische Cristo de la Concordia. Einen halben Meter größer als der in Rio mit 33m. Angeblich, weil Jesus ja auch etwas länger als 33 Jahre gelebt hatte, ich tippe eher darauf, dass sie einfach größer sein musste als die in Brasilien. Immerhin besteht man ja auch darauf, dass man hier den ersten Copacabana-Strand hatte…

Die Statue ist definitiv beeindruckend und im Gegensatz zu Rio schafft man es auch ganz allein auf ein Foto. 

Außerdem hat man eine beeindruckende Aussicht auf die Stadt, die um den ganzen Berg herum zu gehen scheint. Und mit knapp 1,50€ für die Seilbahn ist sie auch deutlich günstiger zu erreichen. Ich genoss ein wenig die Aussicht und las etwas, bevor ich wieder runter fuhr. Gegen drei war ich wieder unten.
Vom Cristo aus gings wieder quer durch die Stadt zum letzten Punkt für heute, Palacio Portales. 

Dieser gehörte einem Bolivianer, der um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. gelebt hat und durch mehrere Minen in Potosí zum Millionär wurde. Mit seinem Geld hat er wohl ziemlich viel Gutes getan und sich selbst diesen Palast gebaut, das Innere ist wie ein Rundgang durch Europa der letzten Jahrhunderte. Marmor aus Carrara, Holzschnitzereien aus Frankreich, Deckengemälde wie in der Sixtinischen Kapelle. Voll abgefahren. Skurril: Der Typ hat selbst nie darin gelebt!

Ich genoss erstmal den wunderschönen Park außen rum, während ich auf den Tourbeginn um vier Uhr wartete. Der Park ist echt toll und man kommt umsonst rein. Überall blüht es in allen Farben, es ist Frühling hier! Und es gibt Palmen auf 2500m Höhe! Um 4 ging dann die Tour los, dieses Mal hab ich mich für Englisch entschieden, man darf es sich ja auch mal leicht machen. War echt interessant.
Um fünf machte ich mich dann hungrig auf den Rückweg ins Stadtzentrum. Würde mal schätzen, 15km waren das heute auf jeden Fall. Ich landete in einem der hochpreisigen Restaurants. Also Hauptgerichte um die 10€… Ich war absolut gewillt, mir ein Bier für 6€ zu gönnen: Paulaner Hefeweizen! Leider war genau das aus, und das dunkle trink ich sicher nicht ;-( Somit gab es einen leckeren Tumbo-Saft, das ist eine bolivianische Maracuja-Art, dazu einen mediterranen Quinoa-Salat, sehr lecker. Gegen halb 7 machte ich mich dann auf den Weg zurück Richtung Hostel, als ich noch an diesem Schild vorbei kam:


Die Kneipe war komplett schwarz-rot-gold dekoriert, ich hatte schon wieder Weizen-Hoffnung! Leider war innen dann eher alles amerikanisch ausgerichtet, deshalb blieb ich nicht. Wahrscheinlich feiern die hier einfach alles… Zurück im Hostel duschte ich, dann unterhielt ich mich noch mit ein paar anderen und bekam eine genial klingende Hostelempfehlung für La Paz. Ein Kapsel-Hostel, ähnlich diesen Hotels aus Japan, ich bin echt mal gespannt. Zwei völlig neue Schlaferfahrungen in den nächsten zwei Nächten!
Jetzt ist es halb neun, mein Bus fährt um 23.15 Uhr, ich hab also noch etwas Zeit. Heißt aber auch, dass er (hoffentlich wirklich) erst um 7 Uhr morgens ankommt…

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