Freitag, 4. Oktober 2019

04.10.10 - La Paz - kalt, nass, aber die Kamera geht!


Mein Bild des Tages: 


Nachdem ich noch einige Zeit im Hostel saß, fuhr ich um 10 zum Busbahnhof. Dort war auf den Straßen immer noch die Hölle los, so dass man kaum vorwärts kam. Und obwohl es außen jetzt echt kalt wurde, waren mal schön alle Fenster im Taxi offen… Im Busbahnhof selbst ging es genauso zu. Zig „Marktschreier“ versuchten, noch ein paar Plätze für ihre Buslinie zu verkaufen. Ist der schiere Wahnsinn, ich würde mal überschlagen, allein zwischen 9 und 12 Uhr abends fahren locker 30 Busse nach La Paz. Deshalb sind die wahrscheinlich auch so günstig, völlig verrückt!
Im Gegensatz zu Brasilien muss man hier nochmal eine extra Plattform-Karte kaufen, in Brasilien bekommt man die direkt zum Ticket dazu. Und das Gepäck wird im Gebäude abgegeben und wie beim Flughafen verladen. Um 11 stand mein Bus bereit, man konnte ohne Ticket-Kontrolle einfach einsteigen. Der Bus war nicht ganz so toll, wie der Typ im Hostel berichtet hatte, war leider auch ne andere Agentur. Doch schon ein älteres Modell. Das mit den 180° für die flach geklappten Sitze stimmte auch nicht ganz, ca. 175° vielleicht, auf dem Bauch liegen geht jedenfalls nicht. Aber die Beine liegen echt komplett flach.#

Kurz vor der Abfahrt kam dann doch noch einer rein und überprüfte die Namen, dann ging‘s mit einiger Verspätung los. Sehr gut, bedeutet es doch ein paar Minuten länger Schlafen! Das ging auch recht gut, mit Schlafsack (Decken wie in Brasilien in der besseren Klasse gab es keine) war es fast schon wieder zu warm, ohne aber zu kalt… Die Straße mit ihren vielen Kurven machte es nicht ganz leicht, aber ich konnte doch ein paar Stunden schlafen.
Trotz verspäteter Abfahrt waren wir Punkt 7 in La Paz. Es regnete! Und war eiskalt, ich hatte nur die Softshell-Jacke und ein T-Shirt an… Wieder versuchte ich mich an Uber, 17 Minuten Wartezeit! Gibt wohl nicht ganz so viele Autos hier… Also versuchte ich mich an einem Taxi, immerhin hatte ich einen Vergleichspreis und das Taxi war gerade mal 3 Bolivianos teurer…
Und so war ich kurz darauf in meinem noch ziemlich neuen Hostel El Prado Capsule. Ich wurde einmal mehr super freundlich empfangen. Mein Bett sei noch nicht frei, aber ich könnte in den anderen Dorm (12er gemischt statt Mädels), dort wäre ein Bett verfügbar. Da es hier völlig wurscht ist, mit wem man im Zimmer ist, hab ich das doch gleich angenommen und wenig später war ich in meiner Weltraumkapsel! Echt abgespaced! 


Drei verschiedene Lichter, Ladestation für USB + Steckdose, Fernseher direkt in der Wand, Lüftung selbst zu regeln, Feuerlöscher, Safe (und einen Spind außen). Das Ganze hinter einer Schiebwand, die man sogar von innen abschließen kann. Dazu eine kuschelige dicke Decke und ein Handtuch. Geniale Erfindung! Inkl. Frühstück (bekam ich heute auch schon!) für gut 10€. Für mich Höhlenkind ein absoluter Traum.
Also legte ich mich erstmal noch eine Runde in meine Kapsel, auch wenn ich nicht mehr schlafen konnte. Gegen 9 machte ich mich daran, meine Dreckwäsche zu katalogisieren, denn für die Laundry hier muss ich genaue Stückzahlen angeben. Preis allerdings pro Kilo. Vermutlich einfach, damit am Schluss alles wieder bei mir ankommt… Nachdem der Sack abgegeben war, ging‘s zum Frühstück. Tolle Semmeln mit echter Butter, Milchreis, Obst und Saft, Cornflakes, … Leider aber nur Instant-Kaffee, also gab es Tee. Muss ganz dringend Coca-Blätter kaufen… (Mist, heute schon mal vergessen). Beim Frühstück und im Gemeinschaftsraum war es ganz schön kalt, ich war echt froh, dass ich gleich mein Bett zugewiesen bekommen hatte!
Gegen zehn machte ich mich – mit einer Schicht langer Unterwäsche (zusätzlich zu normalen Klamotten natürlich) und den warmen Wanderschuhen auf den Weg. Tagesordnungspunkt 1 mal wieder: Rettung für die Kamera. Einem Tipp vom Hostel folgend ging es – wie immer in La Paz – steil bergauf. Direkt hinter meinem Hostel traf ich auf die erste Seilbahnstation, auch was völlig verrücktes, mittlerweile verbinden 9 Linien die ganze Stadt und das Umfeld und werden wie Busse genutzt (bei den verstopften Straßen hier eine grandiose Idee). Linie 10 ist auch schon im Bau.

Dann kam ich durch einige Marktstraßen, in denen es vor allem Obst und Gemüse, aber auch andere Lebensmittel gab. Zum Glück gab es viel zu sehen und die Bolivianer waren auch nicht schneller als ich, denn es war echt steil. 


Leider erwies sich der erste Tipp als ungeeignet, ich bekam einen zweiten ums Eck, der war auch nicht besser, doch der wiederum gab mir den 3. Tipp, direkt am Plaza San Francisco, dem Hauptplatz bei der Kathedrale. 

Dort angekommen fand ich einen winzigen Fotoladen, der mir wage bekannt vorkam. Ich glaube tatsächlich, genau hier hab ich vor 7 Jahren meine damals ebenfalls kaputte Digicam durch eine andere ersetzt… Der Besitzer bestätigte mir auch, er wäre der einzige Kamerahändler am Platz.
Er bat mich direkt in sein klitzekleines Kabuff und sah sich das Problem an. Tendenziell vielversprechend, hier lagen unzählige Kameras verschiedensten Alters herum. Er machte einen echt kompetenten Eindruck. Innerhalb der nächsten Stunde wollte er das Objektiv zerlegen und schauen, wo das Problem liegt. Das kostete mich schon mal knapp 20€, aber was soll’s.
In der Zwischenzeit ging ich zu Gravity Bolivia, der auf Mountainbike-Touren spezialisierten Agentur, mit der ich schon das letzte Mal die Death Road (Camino de la Muerte) gefahren bin. Damals hab ich das ja gleich zweimal gemacht und Gravity war überragend. Wenn auch echt nicht günstig. Fast 120€ kostet der Spaß. Da mich der Computer aber noch kannte, gab’s Rabatt für Wiederholungstäter und ich zahlte nur knapp 100€. Dann wurden meine Maße genommen für Helm, Handschuhe, Fahrradgröße und Sieger-T-Shirt und ich wurde bis morgen früh entlassen.
Auf dem Weg Richtung Kameramann entdeckte ich ein süßes kleines vegetarisches Lokal. 

Wie oft hier ist es innen halt nicht viel wärmer, könnte an den offenen Türen liegen. Ich aß eine Mexi-Bowl mit Reis, Bohnen, Salsa, Tomate, Avocado und trank eine leckere Coca-Latte. Hatte ich noch nie. Ach ja, Açai-Bowl gab’s auch, aber mir war das echt zu kalt ;-)
Gestärkt ging es zurück zur Kamera. Das Objektiv war in seine Einzelteile zerlegt, der Chef hatte den Fehler gefunden. Ein mechanisches Problem, die Technik selbst war in Ordnung. Zwei Teile müsse er austauschen, meinte er. Das sollte weitere 100€ kosten, Bezahlung nur bei Erfolg. Deutlich günstiger als ein neues Objektiv, also sagte ich zu. Gegen 6 Uhr abends sollte ich wiederkommen.

Punkt 2 auf meiner Agenda konnte direkt nebenan erledigt werden. Schön, dass hier immer alles straßenweise sortiert ist. Ich wollte zum Friseur. Ines hatte mich ja vorsorglich beim letzten Mal von allen Seiten fotografiert und der junge Kerl, der mir ans Fell durfte, hatte eine ähnliche Frisur ;-) Er machte seine Sache richtig gut, sehr detailliert, durfte kein Haar auch nur einen Millimeter zu lang bleiben. Ich war mit dem Ergebnis super zufrieden und zahlte gerade mal knapp 3€.

Letzter Punkt: Ein warmer Pulli musste her. Auch das war schnell erledigt. Bei einer netten Omi fand ich einen schönen Pulli mit langen Ärmeln (nicht selbstverständlich bei mir) und eine Mütze, immerhin sind meine Ohren jetzt wieder sichtbar. Beides zusammen für knapp 10€, da kann ich echt nicht handeln! Dafür gibt’s in Deutschland vielleicht 1-2 Wollknäuel.

Auf dem Weg zurück zum Hostel trank ich noch einen Cappuccino. 
Auf der Hauptstraße kam ich dann zu Fuß schneller vorwärts als sämtliche Autos, ein unglaubliches Verkehrschaos haben die hier. Gegen halb 3 war ich wieder im Hostel und verzog mich für die nächsten drei Stunden in meine Kapsel. Dort schaffte ich es tatsächlich, mein Fotobuch zu beginnen. Immerhin, bin schon in Salvador!
Neue Haare, neuer Pulli!

Um halb 6 zog ich meinen neuen Pulli unter den alten Pulli und machte mich wieder auf den Weg. Im Kameraladen war der Techniker gerade dabei, das Display zu reinigen. Er drückte mir die Kamera in die Hand. Tataaaa! Ohne ein Ruckeln in einem Zug schnurrte das Objektiv nach außen! Wusste gar nicht, dass sie das jemals konnte! Hammer! Der war sein Geld echt wert! Wenn man überlegt, wie lange das dauert, wenn man das beim Mediamarkt einschickt… Von den Kosten ganz zu schweigen, da kann man meist ja gleich was neues kaufen! Der gute Kerl hat definitiv meine gute Stimmung gerettet!
Gut gelaunt ging’s zum Abendessen, es gab heute indisch. Paneer in Curry mit Reis, dazu einen Maracujasaft. Lecker, etwas gut gesalzen und schon zum 2. Mal heute hab ich „sin cilantro“ vergessen, ohne Koriander. Wobei ich das heute gar nicht so seifig fand wie sonst…
Pappsatt gings wieder ins Hostel und in die Dusche. Die ist wohl das schlechteste hier, wechselte bei wenig Wasser zwischen heiß und eher kalt. Aber es ist die erste „normale“ Dusche. Sonst gibt es hier immer diese elektrischen Duschköpfe, an denen man zwischen 3 Temperaturen wählen kann, wobei man meist eine gewischt bekommt…
Aber ich war sauber und glücklich und verzog mich so in meine Kapsel. Jetzt ist es halb 9, der Blog ist fertig, das Internet läuft gut, mal sehen, wie ich das heute noch nutzen kann… Wenn ich lang genug wach bin, kann ich um 11 meine Wäsche abholen, da wird sie von der Lavanderia angeliefert…
Morgen geht’s dann auf die Death Road. Hoffentlich bleibt das Wetter halbwegs stabil, heute hat es ja immer wieder geregnet. Und wenn ich sie noch ein drittes Mal überlebe, dann gibt’s auch morgen wieder einen Blog ;-)

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