Mein Bild des Tages:
Nachdem
ich noch einige Zeit im Hostel saß, fuhr ich um 10 zum Busbahnhof. Dort war auf
den Straßen immer noch die Hölle los, so dass man kaum vorwärts kam. Und obwohl
es außen jetzt echt kalt wurde, waren mal schön alle Fenster im Taxi offen… Im
Busbahnhof selbst ging es genauso zu. Zig „Marktschreier“ versuchten, noch ein
paar Plätze für ihre Buslinie zu verkaufen. Ist der schiere Wahnsinn, ich würde
mal überschlagen, allein zwischen 9 und 12 Uhr abends fahren locker 30 Busse
nach La Paz. Deshalb sind die wahrscheinlich auch so günstig, völlig verrückt!
Im
Gegensatz zu Brasilien muss man hier nochmal eine extra Plattform-Karte kaufen,
in Brasilien bekommt man die direkt zum Ticket dazu. Und das Gepäck wird im
Gebäude abgegeben und wie beim Flughafen verladen. Um 11 stand mein Bus bereit,
man konnte ohne Ticket-Kontrolle einfach einsteigen. Der Bus war nicht ganz so
toll, wie der Typ im Hostel berichtet hatte, war leider auch ne andere Agentur.
Doch schon ein älteres Modell. Das mit den 180° für die flach geklappten Sitze
stimmte auch nicht ganz, ca. 175° vielleicht, auf dem Bauch liegen geht
jedenfalls nicht. Aber die Beine liegen echt komplett flach.#
Kurz
vor der Abfahrt kam dann doch noch einer rein und überprüfte die Namen, dann
ging‘s mit einiger Verspätung los. Sehr gut, bedeutet es doch ein paar Minuten länger
Schlafen! Das ging auch recht gut, mit Schlafsack (Decken wie in Brasilien in
der besseren Klasse gab es keine) war es fast schon wieder zu warm, ohne aber
zu kalt… Die Straße mit ihren vielen Kurven machte es nicht ganz leicht, aber
ich konnte doch ein paar Stunden schlafen.
Trotz
verspäteter Abfahrt waren wir Punkt 7 in La Paz. Es regnete! Und war eiskalt,
ich hatte nur die Softshell-Jacke und ein T-Shirt an… Wieder versuchte ich mich
an Uber, 17 Minuten Wartezeit! Gibt wohl nicht ganz so viele Autos hier… Also
versuchte ich mich an einem Taxi, immerhin hatte ich einen Vergleichspreis und
das Taxi war gerade mal 3 Bolivianos teurer…
Und
so war ich kurz darauf in meinem noch ziemlich neuen Hostel El Prado Capsule. Ich
wurde einmal mehr super freundlich empfangen. Mein Bett sei noch nicht frei,
aber ich könnte in den anderen Dorm (12er gemischt statt Mädels), dort wäre ein
Bett verfügbar. Da es hier völlig wurscht ist, mit wem man im Zimmer ist, hab
ich das doch gleich angenommen und wenig später war ich in meiner
Weltraumkapsel! Echt abgespaced!
Drei verschiedene Lichter, Ladestation für USB
+ Steckdose, Fernseher direkt in der Wand, Lüftung selbst zu regeln,
Feuerlöscher, Safe (und einen Spind außen). Das Ganze hinter einer Schiebwand,
die man sogar von innen abschließen kann. Dazu eine kuschelige dicke Decke und
ein Handtuch. Geniale Erfindung! Inkl. Frühstück (bekam ich heute auch schon!)
für gut 10€. Für mich Höhlenkind ein absoluter Traum.
Also
legte ich mich erstmal noch eine Runde in meine Kapsel, auch wenn ich nicht
mehr schlafen konnte. Gegen 9 machte ich mich daran, meine Dreckwäsche zu
katalogisieren, denn für die Laundry hier muss ich genaue Stückzahlen angeben.
Preis allerdings pro Kilo. Vermutlich einfach, damit am Schluss alles wieder
bei mir ankommt… Nachdem der Sack abgegeben war, ging‘s zum Frühstück. Tolle
Semmeln mit echter Butter, Milchreis, Obst und Saft, Cornflakes, … Leider aber
nur Instant-Kaffee, also gab es Tee. Muss ganz dringend Coca-Blätter kaufen… (Mist,
heute schon mal vergessen). Beim Frühstück und im Gemeinschaftsraum war es ganz
schön kalt, ich war echt froh, dass ich gleich mein Bett zugewiesen bekommen
hatte!
Gegen
zehn machte ich mich – mit einer Schicht langer Unterwäsche (zusätzlich zu
normalen Klamotten natürlich) und den warmen Wanderschuhen auf den Weg.
Tagesordnungspunkt 1 mal wieder: Rettung für die Kamera. Einem Tipp vom Hostel
folgend ging es – wie immer in La Paz – steil bergauf. Direkt hinter meinem
Hostel traf ich auf die erste Seilbahnstation, auch was völlig verrücktes,
mittlerweile verbinden 9 Linien die ganze Stadt und das Umfeld und werden wie
Busse genutzt (bei den verstopften Straßen hier eine grandiose Idee). Linie 10
ist auch schon im Bau.
Dann
kam ich durch einige Marktstraßen, in denen es vor allem Obst und Gemüse, aber
auch andere Lebensmittel gab. Zum Glück gab es viel zu sehen und die Bolivianer
waren auch nicht schneller als ich, denn es war echt steil.
Leider erwies sich
der erste Tipp als ungeeignet, ich bekam einen zweiten ums Eck, der war auch
nicht besser, doch der wiederum gab mir den 3. Tipp, direkt am Plaza San Francisco,
dem Hauptplatz bei der Kathedrale.
Dort angekommen fand ich einen winzigen
Fotoladen, der mir wage bekannt vorkam. Ich glaube tatsächlich, genau hier hab
ich vor 7 Jahren meine damals ebenfalls kaputte Digicam durch eine andere
ersetzt… Der Besitzer bestätigte mir auch, er wäre der einzige Kamerahändler am
Platz.
Er
bat mich direkt in sein klitzekleines Kabuff und sah sich das Problem an.
Tendenziell vielversprechend, hier lagen unzählige Kameras verschiedensten
Alters herum. Er machte einen echt kompetenten Eindruck. Innerhalb der nächsten
Stunde wollte er das Objektiv zerlegen und schauen, wo das Problem liegt. Das kostete
mich schon mal knapp 20€, aber was soll’s.
In
der Zwischenzeit ging ich zu Gravity Bolivia, der auf Mountainbike-Touren
spezialisierten Agentur, mit der ich schon das letzte Mal die Death Road
(Camino de la Muerte) gefahren bin. Damals hab ich das ja gleich zweimal
gemacht und Gravity war überragend. Wenn auch echt nicht günstig. Fast 120€
kostet der Spaß. Da mich der Computer aber noch kannte, gab’s Rabatt für
Wiederholungstäter und ich zahlte nur knapp 100€. Dann wurden meine Maße
genommen für Helm, Handschuhe, Fahrradgröße und Sieger-T-Shirt und ich wurde bis
morgen früh entlassen.
Auf
dem Weg Richtung Kameramann entdeckte ich ein süßes kleines vegetarisches
Lokal.
Wie oft hier ist es innen halt nicht viel wärmer, könnte an den offenen
Türen liegen. Ich aß eine Mexi-Bowl mit Reis, Bohnen, Salsa, Tomate, Avocado und
trank eine leckere Coca-Latte. Hatte ich noch nie. Ach ja, Açai-Bowl gab’s auch,
aber mir war das echt zu kalt ;-)
Gestärkt
ging es zurück zur Kamera. Das Objektiv war in seine Einzelteile zerlegt, der
Chef hatte den Fehler gefunden. Ein mechanisches Problem, die Technik selbst
war in Ordnung. Zwei Teile müsse er austauschen, meinte er. Das sollte weitere
100€ kosten, Bezahlung nur bei Erfolg. Deutlich günstiger als ein neues
Objektiv, also sagte ich zu. Gegen 6 Uhr abends sollte ich wiederkommen.
Punkt
2 auf meiner Agenda konnte direkt nebenan erledigt werden. Schön, dass hier
immer alles straßenweise sortiert ist. Ich wollte zum Friseur. Ines hatte mich
ja vorsorglich beim letzten Mal von allen Seiten fotografiert und der junge
Kerl, der mir ans Fell durfte, hatte eine ähnliche Frisur ;-) Er machte seine Sache
richtig gut, sehr detailliert, durfte kein Haar auch nur einen Millimeter zu
lang bleiben. Ich war mit dem Ergebnis super zufrieden und zahlte gerade mal knapp
3€.
Letzter
Punkt: Ein warmer Pulli musste her. Auch das war schnell erledigt. Bei einer
netten Omi fand ich einen schönen Pulli mit langen Ärmeln (nicht
selbstverständlich bei mir) und eine Mütze, immerhin sind meine Ohren jetzt
wieder sichtbar. Beides zusammen für knapp 10€, da kann ich echt nicht handeln!
Dafür gibt’s in Deutschland vielleicht 1-2 Wollknäuel.
Auf
dem Weg zurück zum Hostel trank ich noch einen Cappuccino.
Auf der Hauptstraße
kam ich dann zu Fuß schneller vorwärts als sämtliche Autos, ein unglaubliches
Verkehrschaos haben die hier. Gegen halb 3 war ich wieder im Hostel und verzog
mich für die nächsten drei Stunden in meine Kapsel. Dort schaffte ich es
tatsächlich, mein Fotobuch zu beginnen. Immerhin, bin schon in Salvador!
Neue Haare, neuer Pulli!
Um
halb 6 zog ich meinen neuen Pulli unter den alten Pulli und machte mich wieder
auf den Weg. Im Kameraladen war der Techniker gerade dabei, das Display zu
reinigen. Er drückte mir die Kamera in die Hand. Tataaaa! Ohne ein Ruckeln in
einem Zug schnurrte das Objektiv nach außen! Wusste gar nicht, dass sie das
jemals konnte! Hammer! Der war sein Geld echt wert! Wenn man überlegt, wie
lange das dauert, wenn man das beim Mediamarkt einschickt… Von den Kosten ganz
zu schweigen, da kann man meist ja gleich was neues kaufen! Der gute Kerl hat
definitiv meine gute Stimmung gerettet!
Gut
gelaunt ging’s zum Abendessen, es gab heute indisch. Paneer in Curry mit Reis,
dazu einen Maracujasaft. Lecker, etwas gut gesalzen und schon zum 2. Mal heute
hab ich „sin cilantro“ vergessen, ohne Koriander. Wobei ich das heute gar nicht
so seifig fand wie sonst…
Pappsatt
gings wieder ins Hostel und in die Dusche. Die ist wohl das schlechteste hier,
wechselte bei wenig Wasser zwischen heiß und eher kalt. Aber es ist die erste „normale“
Dusche. Sonst gibt es hier immer diese elektrischen Duschköpfe, an denen man
zwischen 3 Temperaturen wählen kann, wobei man meist eine gewischt bekommt…
Aber
ich war sauber und glücklich und verzog mich so in meine Kapsel. Jetzt ist es
halb 9, der Blog ist fertig, das Internet läuft gut, mal sehen, wie ich das
heute noch nutzen kann… Wenn ich lang genug wach bin, kann ich um 11 meine
Wäsche abholen, da wird sie von der Lavanderia angeliefert…
Morgen
geht’s dann auf die Death Road. Hoffentlich bleibt das Wetter halbwegs stabil,
heute hat es ja immer wieder geregnet. Und wenn ich sie noch ein drittes Mal
überlebe, dann gibt’s auch morgen wieder einen Blog ;-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen