Kurz
nach 7 war ich gestern Abend am Busbahnhof. Meinen Reisepass wurde ich gleich
bei der Bus-Agency los, für die Grenze nach Uruguay. Klasse, da wir dort mitten
in der Nacht ankommen, übernimmt der Busfahrer die Ein- und
Ausreiseformalitäten, man muss also nicht einmal aufwachen!
Um
kurz vor 8 bestieg ich den Bus, leider nicht ganz so toll wie die letzten von
Catarinhense, heißt zwar auch Cama, ist es aber nicht so ganz. Für die Beine
gab es nur das schräge Polster, allerdings hab ich mir aus meinem Rucksack,
Schuhen… selbst ein flaches gebastelt. Was den Neigungswinkel der Rückenlehne
angeht, da konnte ich nix tricksen, das ging nicht flacher. Auch die Decke war
nur was ganz dünnes, mitten in der Nacht hat es mich so gefroren, dass ich doch
den Schlafsack auspackte. Dafür gab es aber ein ausgewachsenes Fresspaket, wenn
man das halt immer vorher wüsste…
Pünktlich
ging die Fahrt los, ich las noch etwas, aber um 9 machte ich das Licht aus und
vergrub mich. Ich schlief trotz nicht ganz so flacher Lehne ziemlich gut auch
wenn ich immer wieder aufwachte. Aber waagrechte Beine machen bei mir viel aus,
sonst schlafen mir immer irgendwann die Füße ein. Und so kam ich – ohne es zu
merken – in mein 70. Land! Ok, ein bisschen merkte ich es, glaube ich, einmal
stand der Bus und fuhr immer ein paar Meter vorwärts…
Wahnsinn,
Uruguay, Land Nummer 70 und das letzte fehlende in Südamerika! Der ganze Kontinent
auf meiner Weltkarte so gut wie frei gerubbelt! Um kurz nach 8 kamen wir
überpünktlich in Montevideo an. Es war ziemlich grau draußen und hatte ca. 20
Grad. Im Busbahnhof gab es zum Glück Wifi, so dass ich mit Uber zum Hostel
fahren konnte.
Das
ist auch wieder recht schön, gemütlicher kleiner Aufenthaltsbereich und einige
Leute hier. Nach einer Runde Bad machte ich es mir erstmal auf dem Sofa
gemütlich. Gegen 10 Uhr lief ich dann mal los in Richtung Zentrum.
Das ist
recht weit, mehr als ne halbe Stunde, aber ich hatte ja Zeit und brauchte
Bewegung. Unterwegs tauschte ich meine restlichen 110 Reais, ca. 25€ in
uruguayische Pesos. Viel Bargeld braucht man hier wohl nicht, da man überall
mit Karte zahlen kann und da oft sogar Prozente bekommt, meinte der Typ im Hostel.
Und tatsächlich, in zwei Restaurants bzw. Cafés heute zahlte ich 15-20%
weniger, weil ich mit Karte zahlte!
Ich
schlenderte zunächst über ein paar größere, schöne Plätze und dann durch die
Fußgängerzone. Die Häuser hier schauen stark nach Spanien, Buenos Aires oder
teils auch nach Havanna aus (wenn sie langsam auseinander fallen…).
Es
gibt viele schöne kleine Parks und viele Bäume entlang der Straßen. Erstaunlicherweise fehlt nahezu jegliche Weihnachtsdeko - nach dem Übermaß in Brasilien total komisch. In der
Fußgängerzone fand ich ein hübsches Café, der Cappuccino war groß, lecker und
gar nicht teuer. Sogar Açai gab es dort, aber ich brauchte zunächst einmal
Koffein. Übrigens kam es heute doch glatt zu einer Açai-Sichtung in Bamberg!!!
Danach
schlenderte ich weiter durchs historische Viertel und näherte mich dem Mercado
del Puerto. Klang für mich nach einem schöne Markt, vielleicht mit viel Fisch.
War aber eher mal so gewesen, jetzt besteht der zu 90% aus überteuerten
Restaurants für Touris, denn gleich daneben legen die Kreuzfahrtschiffe an. Ich
fand aber ein paar Meter weiter ein schönes Restaurant, das schon von weitem
mit verschiedenen Salaten warb. Ich entschied mich für einen mit cremigem
Ziegenkäse, getrockneten Tomaten und Walnüssen, gute Wahl. Dazu eine leckere
frische Saftmischung.
Danach
begann es zu nieseln, was mich (relativ) wenig störte, denn ich wollte eh in
den Hop-on-hop-off-Bus steigen. Kurz nach 1 fuhr der los und ich beschloss, bei
Regen erstmal nicht auszusteigen. Das Ticket gilt nämlich 24h, also fahr ich
morgen nochmal ne Runde. Oben an Deck (aber unter Dach) war ich ganz allein,
war frisch, aber fast trocken.
Leider hatte man mir unten nicht gesagt, dass
man hier alles über Kopfhörer anhören muss. Wäre ja mal ne nette Geste gewesen
;-) War mir aber dann auch erstmal egal, wie gesagt, morgen fahr ich dann
nochmal und steig vielleicht auch mal aus. So schaute ich mir ganz entspannt
die Welt von oben an. Ausgestiegen bin ich erst in der Nähe der Küste und
meines Hostels, da hatte es dann auch aufgehört zu regnen.
Hier wurde dann auch
gleich noch der Geocaching-Länderpunkt in Form einer ersten Dose erledigt. Dann
lief ich ein Stück die Küste entlang und beschloss, noch einen Cappuccino im
McDonalds zu trinken.
Leider hab ich den McCafé erst zu spät entdeckt, so gab
es einen vom normalen Schalter. Ziemlich krass, der Laden. Fünf
Self-Order-Schalter mit Angestellter, die dabei assistiert, wenn man nicht
weiter kommt. Dann kann man sich seine Bestellung an den Tisch liefern lassen
und zu guter Letzt kommt dann noch eine vorbei, um zu fragen, ob alles in
Ordnung ist oder ob man noch etwas bestellen
möchte!
Von
dort waren es nur noch wenige Meter bis zu meinem Hostel, wo ich kurz vor 5
ankam und mein Zimmer beziehen konnte. Eigentlich hatte ich einen
6er-Mixed-Dorm gebucht, wurde aber gefragt, ob ich lieber in den 5er-Mädels
wolle, da wäre momentan nur ein Bett belegt. Cool, der war eigentlich teurer,
deshalb hatte ich den anderen gewählt. Erfahrungsgemäß ist ein Mädelsdorm weder
ordentlicher noch sonst besser, gut, vielleicht schnarchen weniger, aber damit
hatte ich bisher eh ziemliches Glück. Der Dorm hat schöne, stabile Stockbetten
mit Vorhang, Licht und Steckdosen. Ich bezog mein Bett und betrieb dann etwas
Antarktis-Recherche. Ich hab eine Last-Minute-Agentur gefunden, die einem auch
außerhalb von Ushuaia günstige Angebote schickt und evtl. auch, wenn etwas
auftaucht, was meinen Wünschen entspricht, direkt für mich bucht. Kann also
unter Umständen früher losgehen als erwartet…
Gegen
6 bekam ich Hunger, ich kaufte schnell nebenan im kleinen Laden Kartoffeln, die
direkt in den Topf kamen. Danach wurde mein Raclette-Käse geschmolzen und die
Kartoffeln in Stücken wieder rein geschmissen. Sah nicht unbedingt besonders
toll aus, war aber lecker! Auch wenn der Käse für Raclette doch etwas mild war.
Nach
dem Essen brauchte ich eine Dusche. Jetzt sitze ich hier mit meinem Notebook,
es ist 9 Uhr, der Blog ist fertig. Werde wohl mit dem Kindle ins Bett gehen,
noch etwas lesen. Bisschen müde bin ich dann doch schon ;-) Morgen bin ich auf
jeden Fall noch hier, wie es dann weitergeht, hängt von der Antwort der Agentur
ab. Geplant wäre noch eine weitere Stadt hier in Uruguay und dann Buenos Aires.
Aber Planen ist ja auch langweilig ;-)
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