Ich blieb gestern dann doch allein in meinem Zimmer.
Nachts war es trotz Kuscheldecke kühl, so dass ich mir was Langes drüber zog.
Früh wachte ich um halb acht gut erholt auf, blieb aber noch fast bis halb 10
liegen. Hier gibt’s kein Frühstück, also musste ich mich nicht stressen,
sondern verbrachte noch etwas Zeit am Notebook.
Dann ging ich in die Bäckerei ums Eck. Bzw. ich drehte
erst nochmal um, denn es war zwar grau, aber echt warm und ich zog mich nochmal
um. Die Bäckerei hatte mal schön Laugenbrezeln auf einem Foto vor der Tür
hängen haben, verkauft dann aber nicht ansatzweise was Vernünftiges, das hab
ich gern! Es gab einen Automaten-Cappuccino, hab ich leider zu spät gesehen,
dazu eine getostete Käsesemmel. Naja, geht schlimmer. Dann lief ich über die
Brücke und zur Bushaltestelle auf der anderen Seite.
Um 11 kam der Bus und brachte mich nach Pomerode, dem
deutschesten Kaff Brasiliens. Die Begrüßung an der Wand spricht für sich, das
hier ist deutscher als Deutschland!
Ich stieg schon ziemlich am Ortsrand aus
und cachte mich ein paar Kilometer die Straße entlang. Dabei fand ich deutlich
mehr deutsch aussehende Häuser als Dosen. Und zwar waren die entweder sehr
norddeutsch angehaucht oder aber voralpenländlich. Norddeutsch lässt sich noch
erklären, die ersten Auswanderer um 1850 kamen aus Pommern, daher auch der
Name.
Ich lief die Hauptstraße entlang und durch das Stadttor,
das problemlos auch in Deutschland stehen könnte (und vermutlich so ähnlich
auch dort steht). Ich las unglaublich viele deutsche Namen. Pousada Oma Helga,
Restaurant Schröder oder Schoen, Tortenparadies, … Schon echt witzig. Deutsch
sprechen hab ich nur ganz wenig gehört, ein paar Omis auf der Straße, das wars.
Gegen 1 landete ich in einem Café Pommern, dort gab es
Käsekuchen, der Kellner verstand das Wort schon mal nicht ;-) Der Cappuccino
dazu war besser als früh, aber auch nicht überragend. Der Käsekuchen war schon
besser, aber nicht cremig, liegt vermutlich an den Zutaten, hab hier noch
keinen Quark gesehen. Danach stolperte ich über das Restaurant Siedlerhof mit
deutscher Volksmusik und Kellnern in Lederhosen. Mist, der Käsekuchen lag mir
noch im Magen, es standen zwar nur Eisbein und anderes totes Tier auf der
Karte, aber Kässpätzle als Beilage…
Danach schlenderte ich durch einen Laden mit lauter
selbstgemachten Sachen, viel Kitsch, aber auch Plätzchen und Stollen!
Und
schließlich landete ich im Verkaufsraum der Brauerei Schornstein und kaufte mir
ein Cerveja Weiss für fast 4€! Und das direkt in der Fabrik!
Nun ging es eine Runde durchs Heimatmuseum, könnte auch
ein deutsches Bauernhofmuseum sein. Schade, es war nichts auf Deutsch erklärt,
das hätte ich hier jetzt schon erwartete.
Dann endlich kam ich in einen Laden,
der ziemlich geräuchert roch, es gab ganz viele deutsche Produkte, v.a. Wurst.
Und hier sprach mich endlich jemand auf Deutsch an! Endlich hatte ich eine
Nachfahrin der deutschen Auswanderer getroffen. Sie meinte, hier gibt’s schon
noch viele Leute, die deutsch sprechen, da es auch in vielen Schulen
unterrichtet wird. Sie hatte super leckeren Käse, leider gab’s den nur am Stück
und das war ziemlich groß. So kaufte ich eine Käsecreme in der Tube, in
Deutschland noch nie gesehen, aber sie meinte, die wäre gut und haltbar. Und
sie gab mir einen Tipp, wo ich gutes Brot dazu bekommen könnte, nämlich beim
Tortenparadies. Hm, ich sah zunächst nix, dann aber ein sehr dunkles Vollkornbrot,
das mich anlachte.
So versorgt suchte ich eine Bushaltestelle und sah nur
noch die Rücklichter, Mist. Somit verzog ich mich nach gegenüber in den „Kaffeeplatz“,
wo ich (sicher ist sicher) einen Saft trank und etwas Sudokus machte bis der
Bus eine Stunde später kam. Um halb fünf war ich dann auf der Rückfahrt und
dank dickem Verkehr dauerte es fast bis sechs bis ich in der Stadt war. Der
Plan war, nochmal einen Salat zu essen, der war einfach lecker gestern, aber
ich hatte Pech. Der Bus hielt zwar direkt ums Eck, aber freitags ist schon um 5
geschlossen :-( Immerhin war es heute aber trocken und so konnte ich in aller
Ruhe etwas suchen, es wurde ein Falafel-Wrap mit Saft, da war auch einiges an
Grünzeug drin. Im Wrap, nicht im Saft. Gut gesättigt lief ich zurück zum Hostel,
wo ich gegen 7 ankam. Ich packte das Bier ins Eisfach und meine Tasche aus.
Jetzt sitze ich vorm Hostel draußen an einem Tisch, ganz allein, alle anderen
Anwesenden sitzen in der Küche, da gibt es einen Fernseher. Es scheitert zwar
mal wieder am Weizenglas, aber auch ohne schmeckt das Bier ganz lecker.
Nur so eine komische glitzer-dekorierte Fußhupe nervt mich gerade, schlabbert ständig meine Füße an das blöde Vieh!
Nur so eine komische glitzer-dekorierte Fußhupe nervt mich gerade, schlabbert ständig meine Füße an das blöde Vieh!
Jetzt ist es kurz vor acht, viel wird hier und heute
nicht mehr passieren.
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