Freitag, 8. November 2019

08.11.19 - Willkommen im kleinen Deutschland


Ich blieb gestern dann doch allein in meinem Zimmer. Nachts war es trotz Kuscheldecke kühl, so dass ich mir was Langes drüber zog. Früh wachte ich um halb acht gut erholt auf, blieb aber noch fast bis halb 10 liegen. Hier gibt’s kein Frühstück, also musste ich mich nicht stressen, sondern verbrachte noch etwas Zeit am Notebook.
Dann ging ich in die Bäckerei ums Eck. Bzw. ich drehte erst nochmal um, denn es war zwar grau, aber echt warm und ich zog mich nochmal um. Die Bäckerei hatte mal schön Laugenbrezeln auf einem Foto vor der Tür hängen haben, verkauft dann aber nicht ansatzweise was Vernünftiges, das hab ich gern! Es gab einen Automaten-Cappuccino, hab ich leider zu spät gesehen, dazu eine getostete Käsesemmel. Naja, geht schlimmer. Dann lief ich über die Brücke und zur Bushaltestelle auf der anderen Seite.

Um 11 kam der Bus und brachte mich nach Pomerode, dem deutschesten Kaff Brasiliens. Die Begrüßung an der Wand spricht für sich, das hier ist deutscher als Deutschland! 



Ich stieg schon ziemlich am Ortsrand aus und cachte mich ein paar Kilometer die Straße entlang. Dabei fand ich deutlich mehr deutsch aussehende Häuser als Dosen. Und zwar waren die entweder sehr norddeutsch angehaucht oder aber voralpenländlich. Norddeutsch lässt sich noch erklären, die ersten Auswanderer um 1850 kamen aus Pommern, daher auch der Name.


Ich lief die Hauptstraße entlang und durch das Stadttor, das problemlos auch in Deutschland stehen könnte (und vermutlich so ähnlich auch dort steht). Ich las unglaublich viele deutsche Namen. Pousada Oma Helga, Restaurant Schröder oder Schoen, Tortenparadies, … Schon echt witzig. Deutsch sprechen hab ich nur ganz wenig gehört, ein paar Omis auf der Straße, das wars.

Gegen 1 landete ich in einem Café Pommern, dort gab es Käsekuchen, der Kellner verstand das Wort schon mal nicht ;-) Der Cappuccino dazu war besser als früh, aber auch nicht überragend. Der Käsekuchen war schon besser, aber nicht cremig, liegt vermutlich an den Zutaten, hab hier noch keinen Quark gesehen. Danach stolperte ich über das Restaurant Siedlerhof mit deutscher Volksmusik und Kellnern in Lederhosen. Mist, der Käsekuchen lag mir noch im Magen, es standen zwar nur Eisbein und anderes totes Tier auf der Karte, aber Kässpätzle als Beilage…

Danach schlenderte ich durch einen Laden mit lauter selbstgemachten Sachen, viel Kitsch, aber auch Plätzchen und Stollen! 




Und schließlich landete ich im Verkaufsraum der Brauerei Schornstein und kaufte mir ein Cerveja Weiss für fast 4€! Und das direkt in der Fabrik!


Nun ging es eine Runde durchs Heimatmuseum, könnte auch ein deutsches Bauernhofmuseum sein. Schade, es war nichts auf Deutsch erklärt, das hätte ich hier jetzt schon erwartete. 

Dann endlich kam ich in einen Laden, der ziemlich geräuchert roch, es gab ganz viele deutsche Produkte, v.a. Wurst. Und hier sprach mich endlich jemand auf Deutsch an! Endlich hatte ich eine Nachfahrin der deutschen Auswanderer getroffen. Sie meinte, hier gibt’s schon noch viele Leute, die deutsch sprechen, da es auch in vielen Schulen unterrichtet wird. Sie hatte super leckeren Käse, leider gab’s den nur am Stück und das war ziemlich groß. So kaufte ich eine Käsecreme in der Tube, in Deutschland noch nie gesehen, aber sie meinte, die wäre gut und haltbar. Und sie gab mir einen Tipp, wo ich gutes Brot dazu bekommen könnte, nämlich beim Tortenparadies. Hm, ich sah zunächst nix, dann aber ein sehr dunkles Vollkornbrot, das mich anlachte.

So versorgt suchte ich eine Bushaltestelle und sah nur noch die Rücklichter, Mist. Somit verzog ich mich nach gegenüber in den „Kaffeeplatz“, wo ich (sicher ist sicher) einen Saft trank und etwas Sudokus machte bis der Bus eine Stunde später kam. Um halb fünf war ich dann auf der Rückfahrt und dank dickem Verkehr dauerte es fast bis sechs bis ich in der Stadt war. Der Plan war, nochmal einen Salat zu essen, der war einfach lecker gestern, aber ich hatte Pech. Der Bus hielt zwar direkt ums Eck, aber freitags ist schon um 5 geschlossen :-( Immerhin war es heute aber trocken und so konnte ich in aller Ruhe etwas suchen, es wurde ein Falafel-Wrap mit Saft, da war auch einiges an Grünzeug drin. Im Wrap, nicht im Saft. Gut gesättigt lief ich zurück zum Hostel, wo ich gegen 7 ankam. Ich packte das Bier ins Eisfach und meine Tasche aus. Jetzt sitze ich vorm Hostel draußen an einem Tisch, ganz allein, alle anderen Anwesenden sitzen in der Küche, da gibt es einen Fernseher. Es scheitert zwar mal wieder am Weizenglas, aber auch ohne schmeckt das Bier ganz lecker. 

Nur so eine komische glitzer-dekorierte Fußhupe nervt mich gerade, schlabbert ständig meine Füße an das blöde Vieh!
Jetzt ist es kurz vor acht, viel wird hier und heute nicht mehr passieren.

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