Sonntag, 24. November 2019

24.11.19 - Der kitschigste Ort der Welt



Letzte Nacht in meinem Luxushostel schlief ich richtig gut. Auch wenn manche Leute denken, Vorhang vorm Bett heißt, man kann mal mitten in der Nacht das Licht anmachen, ist halt schon hell… Um acht stand ich auf und ging zum Frühstück. Phänomenal! Anders kann man das nicht beschreiben! Da kann so manch ein höher klassiges Hotel nicht mithalten. Ich hab alleine acht verschiedene Kuchensorten gezählt! So gab es also Müsli mit verschiedenem Obst, zweierlei dunkleres Brot mit echter Butter und Käsecreme und einen ausgewählten Kuchen, dazu Saft und Kaffee. Ich war pappsatt.


Um viertel 10 checkte ich aus und ging zum Hop-on-Hop-off-Bus, der fast vor der Haustür hielt. Das Wetter war schön, die Sonne schien, aber es war noch recht kühl. Zunächst fuhr der Bus in Richtung Nachbarort, Canela. Unterwegs hielt er an unglaublich vielen „Sehenswürdigkeiten“. Ich war ja noch nie in Las Vegas, aber so stell ich mir das vor (ok, keine Casinos hier). Ein „Museum“ am nächsten, Autos, neu oder alt, Schokolade, Wachsfiguren, Miniaturwelten, Themenparks und –Restaurants wie Dino-Park, und und und. Unglaublich viel und unglaublich kitschig! Mit Kindern ist man hier sicher tagelang beschäftigt. Es herrscht ein riesiges Gerammel, hunderte Reisebusse stehen hier überall rum und laden Touristen aus. 






Vermutlich ist unter der Woche nichts los, aber an den Wochenenden vor Weihnachten und im brasilianischen Winter im August, wenn dann tatsächlich mal eine echte Schneeflocke fällt…
Auf Kälte stehen sie auch, überall kann man Fotos „im Schnee“ machen, es gibt die kälteste Bar Südamerikas (-20°C) und das Snowland, eine kleine Schnee- und Skihalle. 


Hier hatte ich im Vorfeld ja echt überlegt, die diesjährige Snowboardsaison zu beginnen und zu beenden, aber das ist es nicht wert. 35€ Eintritt, noch nicht mal mit Ausrüstung, dazu nicht mal ein Lift, nur ein Zauberteppich und gerade mal 120m „Piste“. Nee, echt nicht!
Zweimal stieg ich aber doch aus, in Canela an der Kathedrale, wobei die schwer zu fotografieren war, da auch hier überall außenrum für Weihnachtsveranstaltungen aufgebaut ist.

Und dann beim einzigen „natürlichen“ Park, dem Parque do Caracol. Dachte gar nicht, dass der Bus hier auch herfährt, denn sonst hätte ich den gleich fest eingeplant. Hier gibt es einen tollen, imposant in die tiefe stürzenden Wasserfall, schaut ziemlich cool aus. Leider sieht man ihn nur von einer Stelle ziemlich weit weg und mit zig Touris außenrum. Ansonsten bietet der Park auch nicht viel, noch ein paar kleinere Fälle und Stromschnellen. Und Weihnachtsdeko ;-)


Mit dem nächsten Bus um kurz nach 11 fuhr ich dann weiter, vorbei an vielen kitschigen Attraktionen. Der Bus näherte sich Gramado und fuhr durchs Zentrum und zu einem kleinen See, auch völlig überlaufen, so dass ich sitzen blieb. 

Hier wohnen wirklich nur die Reichen (ob sie schön sind, weiß ich nicht, die meisten sind hier ja ziemlich dick), wobei in ganz Gramado wohl nur Reiche wohnen. Am anderen Ende ging es aus dem Ort raus, vorbei an riesigen Hotelkomplexen (teils schweizerisch angehaucht), zum Snowland und wieder zurück in die Stadt.


Im Zentrum stieg ich aus und suchte mir ein Pasta-Restaurant zum Mittagessen, inzwischen war es auch schon 1. Ich bekam leckere Spaghetti mit frischem Pesto, dazu super Sonnenschein von oben. Danach schlenderte ich ein letztes Mal durch den Ort, kuckte mir einen riesigen Schokobrunnen an und aß schließlich noch einen kleinen Açai.
Punkt halb 4 stand ich am Busbahnhof, zurück fuhr ich mit Blablacar. Kostet nicht mal die Hälfte vom Bus und ist schneller, leider aber nicht immer zuverlässig. Meine erste Buchungsanfrage wurde nicht beantwortet. (Gestern Abend geschickt, heute früh sehe ich, der Fahrer hat bis 15.30 Uhr Zeit, die Anfrage anzunehmen. Abfahrt war auch um 15.30, such den Fehler… Auf meine Nachfrage heute Morgen kam dann ganz schnell eine Absage.) Der zweite war zuverlässig und so ging die Fahrt kurz danach los, tatsächlich einmal mit nur zwei Mann auf der Rückbank. Gut zwei Stunden später, da viel Verkehr war, waren wir am Busbahnhof in Porto Alegre und ich uberte mich zu meinem Hostel. Dort wurde ich schon freundlich empfangen und konnte mein Zimmer beziehen. Ein anderes mit drei normalen Stockbetten und deutlich mehr Platz. Ich packte meine Sachen um und richtete mich ein. Dann gab es zum Abendessen meine Käsereste und ein paar vorhin gekaufte Semmeln, bevor ich noch etwas für die Pimpqueens erledigte. 
Jetzt ist es acht Uhr, der Blog ist fertig. Morgen ist mein letzter Tag in Brasilien, irgendwie macht mich das schon traurig. Brasilien ist nach wie vor mein absolutes Lieblingsland, je länger ich hier bin und je mehr ich davon gesehen habe, desto stärker wächst dieses Gefühl. Auch das mit dem Portugiesisch wird immer besser und es ist echt schade, wenn ich das jetzt alles wieder vergesse! Marion, wir müssen in Zukunft immer mal üben! Definitiv war das nicht mein letzter Besuch in diesem wundervollen Land! Es fehlt ja auch noch alles zwischen Rio und Salvador und fast das komplette Innere. Und sollte ich mich irgendwann mal gezwungen sehen, auszuwandern, Brasilien wäre schon eine Option ;-)
Also, morgen Abend geht es jedenfalls mit dem Nachtbus nach Montevideo in Uruguay. Abfahrt ist um acht, ich weiß nicht, ob ich den Blog vorher fertig bekomme, denke fast eher nicht, also rechnet nicht mit mir Dienstag zum Frühstück! Muss jetzt mal noch eine erste Unterkunft suchen, die Qual der Wahl, da gibt’s schon wieder unzählige Hostels…

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