Gestern Abend verbrachte ich noch etwas faule Zeit im Internet
und mit Lesen. Heute war ich kurz nach 7 wach und startete den Tag erstmal
genauso. Als um halb 9 meine Hausherrin kam, schmissen wir gemeinsam die
Waschmaschine an, dann frühstückte ich mein Vollkornbrot mit Käsecreme. Gar nicht
schlecht, nur irgendein Idiot hat da irgendwelche Trockenfrüchte in den
Brotteig gekippt… Kurze Zeit später war die Wäsche fertig und ich hängte sie
hinterm Haus, aber unterm Dach auf, heute sah es ziemlich grau aus. Klasse, ich
musste nicht einen Real für eine volle Waschmaschine zahlen!
Gegen 10 machte ich mich dann auf den Weg ins
Stadtzentrum. Sightseeing mit Geocachen stand heute auf dem Plan und die Quote
war heute auch richtig gut, die meisten Dosen waren tatsächlich mal da, wo sie
sein sollten. Dabei kam ich an vielen interessanten Häusern und Plätzen vorbei.
Das frühere Rathaus ist echt hübsch, nach deutschem Vorbild. Aber aus welcher Stadt,
na wer kennt das Original?
Ich lief einmal entlang des Flusses quer durch die
Stadt bis ich beim Biermuseum und Biergarten rauskam, wo gerade
Touristenladungen aus Bussen gekippt wurden. Dann ging’s zurück ins Zentrum.
Leider hatte mein Salatladen heute schon wieder zu und irgendwie klappten auch
alle anderen gegen 12 die Gehsteige hoch. Ich fand einen Krapfen mit Dulce de
Leite Füllung in einem Kilo-Restaurant, danach lief ich in Richtung Vila
Germania. Unterwegs regnete es kurz, ich saß das unter dem Vordach eines
Geschäfts aus.
Vila Germania, das ist die Wiesn Südamerikas. Was hatte
ich hier erwartet, das Gleiche, das man im Moment in München sieht, nämlich
nichts. Was ich dann aber sah, war der Hammer und an Kitsch kaum zu überbieten.
Die Vila Germania ist eine komplett künstlich gebaute kleine Stadt mit „deutschen“
Fachwerkhäusern, gefüllt mit unzähligen „deutschen“ Restaurants und
Souveniershops. Auch hier spielte ein deutsch singender Alleinunterhalter auf
seiner Quetschkommode. Echt der Hammer. Leider regnete es schon wieder, so dass
ich nicht so gemütlich durch schlendern konnte und wollte.
Das Oktoberfest, im Übrigen eines der größten weltweit
und mit 600.000 Besuchern nach dem Karneval in Rio Brasiliens größtes Fest
überhaupt (!) ist zwar vorbei und alles ist abgebaut, aber das heißt nicht,
dass hier jetzt nicht gearbeitet wird. Nein, der Weihnachtsmarkt wird aufgebaut,
inklusive überdimensionalem Schwippbogen und original erzgebirgischer Pyramide!
Ärgert mich fast ein wenig, dass ich nicht in einem Monat hier bin, ist
bestimmt total witzig. Naja, zumindest die Weihnachtsdeko hing auch hier schon
überall. Und vielleicht (Micha) hätte ich da sogar einen Glühwein bekommen.
Den fand ich nirgends (wobei es heute auch gar nicht sooo
warm war), dafür landete ich im Restaurant Batata Alema, also in der deutschen
Kartoffel. Hier gab es riesige gefüllte Kartoffeln, daneben natürlich alles von
Eisbein bis Kassler. Als Beilage gerne sowas wie Spätzle UND Pommes… Der
entscheidende Teil fehlte aber, nämlich die Soßen! Zumindest war von denen auf
den Bildchen nichts zu erkennen.
Ich entschied mich für eine Kartoffel 5 Queijo
(der 5. wäre nicht nötig gewesen, das ist das orange Zeug, brasilianischer
Schmelzkäse), dazu ein Schälchen Sauerkraut (ausbaufähig, aber garantiert kein
Dosenimport aus Deutschland, dafür gab’s das auch gratis dazu) und ein wirklich
gutes Weißbier einer lokalen Brauerei, endlich mal mit vernünftigem Glas.
Die
Kartoffel war echt riesig bzw. die Käsemenge immens, ich schaffte nur die
Hälfte und ließ mir den Rest einpacken. Vom Preis war ich positiv überrascht,
ich zahlte keine 9€ für alles! Und das auf der Wiesn!
Am Nebentisch hatte ich beim Essen drei deutschen
Rentnern zugehört, klang nicht wirklich nach Touristen, zumindest eine sprach
perfekt Portugiesisch. Ich musste sie einfach ansprechen und tatsächlich,
endlich hatte ich eine echte Deutsche hier gefunden, die als kleines Kind mit
ihren Eltern ausgewandert ist. Vom Alter her tippe ich auf Nachkriegszeit. Die
beiden anderen waren zu Besuch da, wir unterhielten uns kurz, ich bekam noch
einen tollen Tipp für eine Zugfahrt bei Curitiba, von der ich schon gelesen
hatte. Leider scheint es aber so, dass der Zug über Wochen hin ausgebucht ist,
zumindest konnte ich im Internet später nichts finden.
Danach schlenderte ich noch etwas durch die Gegend,
leider begann es aber schon wieder zu regnen. Inzwischen war es auch schon vier
Uhr und ich hatte eh keine großen Pläne mehr, also bestellte ich mir ein Uber
und ließ mich mit meiner Kartoffel nach Hause fahren. Leider war die Wäsche
noch weit weg von trocken, irgendwie ist heute auch alles ziemlich feucht
draußen… Mein Kopf tut auch weh, vermute, dass das auch mit dem Wetter
zusammenhängen könnte. Die nächsten Stunden verbrachte ich mit dem Notebook auf
dem Bett. Ich versuchte zu planen, wie die nächsten Tage aussehen könnten.
Von Donnerstag bis Samstag sind die Geocacher-Events in
Curitiba. Eigentlich wollte ich morgen schon dorthin fahren und dann zwei Tage
diese Zugfahrt machen, aber jetzt war alles wieder offen. Ich fand ein
Blablacar an die Küste nach Paranagua, dort gibt es eine kleine, wohl ganz
nette Insel und von dort aus ist man in zwei Stunden auch wieder in Curitiba.
Das wird jetzt wohl mein Plan B, vorausgesetzt es kommt nicht (mal wieder) eine
Absage, hatte ich in Florianopolis zwei Stunden vor Abfahrt… Ansonsten fahre
ich morgen um 11 nach Paranagua und hoffentlich nachmittags noch mit dem
letzten Boot auf die Insel. Zur Not übernachte ich halt in der Stadt. Dann bleibe
ich dort voraussichtlich bis Mittwochfrüh und fahre dann nach Curitiba. So der
Plan.
Jetzt ist es kurz nach acht, dank Aspirin brummt mein
Kopf nur noch leicht, aber ich werde wahrscheinlich trotzdem recht bald
schlafen.
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