Samstag, 9. November 2019

09.11.19 - 30 Jahre Mauerfall im deutschesten Eck Brasiliens


Gestern Abend verbrachte ich noch etwas faule Zeit im Internet und mit Lesen. Heute war ich kurz nach 7 wach und startete den Tag erstmal genauso. Als um halb 9 meine Hausherrin kam, schmissen wir gemeinsam die Waschmaschine an, dann frühstückte ich mein Vollkornbrot mit Käsecreme. Gar nicht schlecht, nur irgendein Idiot hat da irgendwelche Trockenfrüchte in den Brotteig gekippt… Kurze Zeit später war die Wäsche fertig und ich hängte sie hinterm Haus, aber unterm Dach auf, heute sah es ziemlich grau aus. Klasse, ich musste nicht einen Real für eine volle Waschmaschine zahlen!
Gegen 10 machte ich mich dann auf den Weg ins Stadtzentrum. Sightseeing mit Geocachen stand heute auf dem Plan und die Quote war heute auch richtig gut, die meisten Dosen waren tatsächlich mal da, wo sie sein sollten. Dabei kam ich an vielen interessanten Häusern und Plätzen vorbei. Das frühere Rathaus ist echt hübsch, nach deutschem Vorbild. Aber aus welcher Stadt, na wer kennt das Original?



Davor spielte heute ein deutschsprachiges Volksmusikduo, ist schon echt witzig. Vor vielen Läden stand ein Nikolaus und ich hörte die ersten Weihnachtslieder. 


Ich lief einmal entlang des Flusses quer durch die Stadt bis ich beim Biermuseum und Biergarten rauskam, wo gerade Touristenladungen aus Bussen gekippt wurden. Dann ging’s zurück ins Zentrum. 

Leider hatte mein Salatladen heute schon wieder zu und irgendwie klappten auch alle anderen gegen 12 die Gehsteige hoch. Ich fand einen Krapfen mit Dulce de Leite Füllung in einem Kilo-Restaurant, danach lief ich in Richtung Vila Germania. Unterwegs regnete es kurz, ich saß das unter dem Vordach eines Geschäfts aus.

Vila Germania, das ist die Wiesn Südamerikas. Was hatte ich hier erwartet, das Gleiche, das man im Moment in München sieht, nämlich nichts. Was ich dann aber sah, war der Hammer und an Kitsch kaum zu überbieten. Die Vila Germania ist eine komplett künstlich gebaute kleine Stadt mit „deutschen“ Fachwerkhäusern, gefüllt mit unzähligen „deutschen“ Restaurants und Souveniershops. Auch hier spielte ein deutsch singender Alleinunterhalter auf seiner Quetschkommode. Echt der Hammer. Leider regnete es schon wieder, so dass ich nicht so gemütlich durch schlendern konnte und wollte.



Das Oktoberfest, im Übrigen eines der größten weltweit und mit 600.000 Besuchern nach dem Karneval in Rio Brasiliens größtes Fest überhaupt (!) ist zwar vorbei und alles ist abgebaut, aber das heißt nicht, dass hier jetzt nicht gearbeitet wird. Nein, der Weihnachtsmarkt wird aufgebaut, inklusive überdimensionalem Schwippbogen und original erzgebirgischer Pyramide! 


Ärgert mich fast ein wenig, dass ich nicht in einem Monat hier bin, ist bestimmt total witzig. Naja, zumindest die Weihnachtsdeko hing auch hier schon überall. Und vielleicht (Micha) hätte ich da sogar einen Glühwein bekommen.
Den fand ich nirgends (wobei es heute auch gar nicht sooo warm war), dafür landete ich im Restaurant Batata Alema, also in der deutschen Kartoffel. Hier gab es riesige gefüllte Kartoffeln, daneben natürlich alles von Eisbein bis Kassler. Als Beilage gerne sowas wie Spätzle UND Pommes… Der entscheidende Teil fehlte aber, nämlich die Soßen! Zumindest war von denen auf den Bildchen nichts zu erkennen. 


Ich entschied mich für eine Kartoffel 5 Queijo (der 5. wäre nicht nötig gewesen, das ist das orange Zeug, brasilianischer Schmelzkäse), dazu ein Schälchen Sauerkraut (ausbaufähig, aber garantiert kein Dosenimport aus Deutschland, dafür gab’s das auch gratis dazu) und ein wirklich gutes Weißbier einer lokalen Brauerei, endlich mal mit vernünftigem Glas. 

Die Kartoffel war echt riesig bzw. die Käsemenge immens, ich schaffte nur die Hälfte und ließ mir den Rest einpacken. Vom Preis war ich positiv überrascht, ich zahlte keine 9€ für alles! Und das auf der Wiesn!
Am Nebentisch hatte ich beim Essen drei deutschen Rentnern zugehört, klang nicht wirklich nach Touristen, zumindest eine sprach perfekt Portugiesisch. Ich musste sie einfach ansprechen und tatsächlich, endlich hatte ich eine echte Deutsche hier gefunden, die als kleines Kind mit ihren Eltern ausgewandert ist. Vom Alter her tippe ich auf Nachkriegszeit. Die beiden anderen waren zu Besuch da, wir unterhielten uns kurz, ich bekam noch einen tollen Tipp für eine Zugfahrt bei Curitiba, von der ich schon gelesen hatte. Leider scheint es aber so, dass der Zug über Wochen hin ausgebucht ist, zumindest konnte ich im Internet später nichts finden.

Danach schlenderte ich noch etwas durch die Gegend, leider begann es aber schon wieder zu regnen. Inzwischen war es auch schon vier Uhr und ich hatte eh keine großen Pläne mehr, also bestellte ich mir ein Uber und ließ mich mit meiner Kartoffel nach Hause fahren. Leider war die Wäsche noch weit weg von trocken, irgendwie ist heute auch alles ziemlich feucht draußen… Mein Kopf tut auch weh, vermute, dass das auch mit dem Wetter zusammenhängen könnte. Die nächsten Stunden verbrachte ich mit dem Notebook auf dem Bett. Ich versuchte zu planen, wie die nächsten Tage aussehen könnten.
Von Donnerstag bis Samstag sind die Geocacher-Events in Curitiba. Eigentlich wollte ich morgen schon dorthin fahren und dann zwei Tage diese Zugfahrt machen, aber jetzt war alles wieder offen. Ich fand ein Blablacar an die Küste nach Paranagua, dort gibt es eine kleine, wohl ganz nette Insel und von dort aus ist man in zwei Stunden auch wieder in Curitiba. Das wird jetzt wohl mein Plan B, vorausgesetzt es kommt nicht (mal wieder) eine Absage, hatte ich in Florianopolis zwei Stunden vor Abfahrt… Ansonsten fahre ich morgen um 11 nach Paranagua und hoffentlich nachmittags noch mit dem letzten Boot auf die Insel. Zur Not übernachte ich halt in der Stadt. Dann bleibe ich dort voraussichtlich bis Mittwochfrüh und fahre dann nach Curitiba. So der Plan.
Jetzt ist es kurz nach acht, dank Aspirin brummt mein Kopf nur noch leicht, aber ich werde wahrscheinlich trotzdem recht bald schlafen.

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