Donnerstag, 2. Juli 2020

02.7.20 - Sightseeing in Vilnius

Heute Nacht hab ich schon deutlich besser geschlafen. Bin zwar wieder oft aufgewacht, aber auch immer schnell wieder eingeschlafen. Früh war es draußen ziemlich grau und regnete. Naja, wir hatten es eh gar nicht eilig, da wir erst um 12 Uhr eine Free-Walking-Tour reserviert hatten. Mela startete den Tag mit ihrer Meditation, ich stellte fest, dass am Notebook (im Gegensatz zum Handy) das Wifi bis zu unserem Stellplatz reichte und schrieb den Blog. Um zehn hatte Mela dann einen geschäftlichen Termin (doofe Zeitverschiebung, wir hatten doch mit 9 geplant…). Ich setzte mich so lange ins Hostel, dort gabs Kaffee, und designte eine Tasche.

Danach machte ich schon mal Frühstück, mein Smoothie-Maker produzierte leckeren Erdbeer-Bananen-Smoothie, dazu gabs Kaffee aus dem Hostel und Müsli mit Obst. Inzwischen war es kurz nach 11 und draußen sah es schon viel freundlicher aus. Und vor allem, es war trocken! Wir starteten gegen halb 12, noch mit Pulli und langer Hose, doch im Laufe des Tages wurde es echt noch warm. Es lebe die Zip-Hose! Kurz vor 12 kamen wir an der Town Hall an, wo unser Guide Martyna schon auf uns wartete. Wir waren insgesamt nur zu viert, außer uns noch ein Typ aus Lettland.

Martyna machte ihre Sache richtig gut, sie erzählte viel und interessant, es war auch für sie die erste Tour nach dem Lockdown, denn erst seit Juli gibt es wieder tägliche Führungen. So erfuhren wir vielen spannende Details. Vilnius steht z.B. immer wieder unter kreativer Führung. Vor ein paar Jahrhunderten lockte ein Bürgermeister Menschen aus ganz Europa hierher, indem er sie von den Steuern befreite. Am Ende lebten hier nur noch 2% Litauer, der Rest war zugezogen. Darunter auch 200000 Juden, jetzt sind es nur noch 2000. Das jüdische Viertel war auch das erste, durch das wir schlenderten.

Der jetzige Bürgermeister ist auch nicht schlecht, als Restaurants und Bars wieder öffnen durften nach dem Lockdown, entschied er, dass sie kostenlos ihre Tische auf die Straßen stellen durften, auch wurden die Innenhöfe der historischen Uni für alle ohne Eintritt geöffnet usw.

Hier sieht man ein recht neues Projekt im ehemals jüdischen Viertel. Alte Fotos werden an der Stelle, wo sie entstanden sind, auf die Wände gemalt, scannt man den QR-Code daneben, wird einem das Foto und die Geschichte dazu angezeigt.

Wir schlenderten weiter durch die Stadt, das Wetter wurde auch immer besser.

Das nächste große Ziel war Uzupio, ein kleiner „unabhängiger Staat“ inmitten der Stadt. Gegründet wurde er am 1. April Ende der 90er. An diesem Tag jedes Jahr finden hier auch „Passkontrollen“ statt und man kann nur mit der „Landeswährung“ zahlen. Gegründet wurde Uzupio wohl hauptsächlich von alternativen Typen, die das Viertel besetzten, das einen schlechten Ruf hatte und indem viele Häuser leer standen.

Heute ist es total angesagt, es gibt viele coole Kunstwerke, Streetfood, Bars, … In der Verfassung mit 41 Punkten, steht neben dem Recht auf Lächeln auch das Recht auf Sterben – das ist aber kein Muss! Die Verfassung hängt übrigens in etwa 40 verschiedenen Sprachen aus.

Mein persönliches Highlight war der Backpacker-Christo, auch wenn ich nicht mit meinem großen Freund unterwegs bin.

Mela tankte da lieber Energie in einem Handabdruck, den auch der Dalai Lama schon berührt hatte.

Die Tour endete kurz nach zwei an der Kathedrale, die eher wie ein Tempel aussieht als wie eine Kirche (Bild gestern Abend). An diesem Punkt begann 1990 eine Menschenkette mit 2 Millionen (!) Menschen von Vilnius über Riga nach Tallinn, ein friedlicher Protest für drei von der Sowjetunion unabhängige Staaten. 


Nach der Tour gingen wir – auf Martynas (sehr gute) Empfehlung – etwas Traditionelles essen. Kalte Rote-Beete-Suppe und frittierte Brotsticks mit Käsedip. Echt lecker! Und wir zahlten inkl. Getränke nicht mal 10€!

Inzwischen war es kurz nach drei und für die nächsten Stunden gingen wir getrennte Wege. Was ich machte, ist wohl jedem klar. Das GPS wurde gestartet und die Caches der Umgebung waren nicht mehr vor mir sicher. Ich kam an vielen schon bekannten Plätzen vorbei, entdeckte aber auch noch einige neue Highlights, hier das letzte noch stehende Stadttor.


Wie Recht Albert Einstein hatte, ist hier übrigens für jeden verständlich abgebildet:

Ein Cache brachte mich auch noch zu gleich zwei Aussichtspunkten über der Stadt, eine schweißtreibende Aktion.

Dafür hatte ich mir eine Stärkung verdient, Mela und ich trafen uns in Uzupio wieder – ein cooles Restaurant mit echten Schaukelstühlen!

Danach schlenderten wir noch ein wenig durch die Gässchen hier und kauften uns ein paar leckere Samosas zum Abendessen. Nach einiger Zeit am Flussufer wollten wir nochmal auf den Hügel hoch, wo ich vorher schon war. Leider war das Tor unten abgeschlossen. Dabei wurde die Aussicht zum Sonnenuntergang im Lonely Planet empfohlen. Schade! Ein schönes Bild mit tiefer Sonne gabs aber auch so noch!

Wir entschieden uns, zum Hostel zurückzulaufen und dort noch in der Bar was zu trinken. Inzwischen war es dann auch schon nach 10 und ich eigentlich auch ziemlich platt. Allein meine Cacherunde brachte mich heute auf 10km. Wir planten noch ein wenig die weiteren Tage. Morgen fahren wir in einen Nationalpark mit vielen Seen. Je nach Internet dort gibt es auch keinen Blog, mal sehen…


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