Sonntag, 2. Februar 2020

02.2.20 - Moai über Moai

Gestern bin ich super schnell und fest eingeschlafen, leider war ich aber ab halb 5 wachgelegen… Um 6 stand ich auf und schlich ich leise aus dem Zimmer. Ich packte Müsli mit Milch und Banane in meine „Tupper-Tüte“ und war startklar. Der Roller sprang brav an und los ging die Fahrt. 20km, erst durch den Ort und dann im Süden die Küste entlang. Es war schon ziemlich abenteuerlich, stockfinster, die Straße schwarz ohne jegliche Markierungen und nur ganz wenige Autos (mit demselben Ziel) unterwegs. Außerdem gab es zig Schlaglöcher, die aus dem Nichts auftauchten, somit brauchte ich eine gute halbe Stunde bis zum Ziel, dem Ahu Tongariki.
Dort angekommen, kurz vor 7, standen schon so einige Autos rum und die geschäftstüchtigen Einheimischen verkauften Kaffee und Frühstück. Erinnerte mich stark an Angkor Wat beim Sonnenaufgang (gut, dort war es günstiger und der Service besser). Die Ähnlichkeit sollte noch zunehmen, denn genau wie dort war ich bei sternenklarem Himmel gestartet. Muss ich weiter schreiben? Ja, Murphy mal wieder, je näher der Zeitpunkt des Sonnenaufgangs rückte, desto grauer wurde der Himmel! So ein Pech.



Und pünktlich um 7.51 Uhr begann es sogar noch leicht zu regnen. Das vertrieb einen Teil der Touris, aber ich blieb und viele andere auch. Es hörte auch bald wieder auf, war auch nicht viel gewesen. Ich packte mein Handtuch aus und frühstückte. Und wir wurden belohnt, die Sonne kam noch ein bisschen aus den Wolken, juhu!


Ich blieb bis etwa halb 9, denn mein nächstes Ziel öffnete erst um halb 10. Bis dorthin fuhr ich erst noch ein Stück weiter an der Küste entlang, wo ich nochmal einen tollen Blick hatte.

Dann drehte ich um und fuhr zum Eingang zum Vulkan Rano Raraku. Um 9 kam ich dort an und schon kurz danach kam tatsächlich jemand, der die Tür aufsperrte. Super Timing, so kam ich als erstes mit aufs Gelände und konnte mich völlig alleine bewegen. Der Rano Raraku ist sozusagen die Kinderstube der Moai. Hier wurden sie aus dem Vulkanstein gehauen und befinden sich in unterschiedlichen „Wachstumsstadien“.

Die Wissenschaftler sind sich übrigens nicht ganz einig, wie die Moai dann zu ihren Ahus transportiert wurden. Viel deutet darauf hin, dass sie tatsächlich stehend mit Seilen fortbewegt wurden. Das muss man sich mal vorstellen, tonnenschwer über 20km weit!


Einige haben die Reise nicht überstanden und haben sich schon vor ihrem Ziel flach gelegt.

Jetzt sind sie alle gut geschützt, es gibt quasi keinen, an den man wirklich bis ganz nah heran kommt. Ein Weg führte auch bis in den ehemaligen Vulkankrater. Nur dort fand ich einen legalen Weg bis direkt zu einem Moai.

Nach dem Vulkan fuhr ich die Straße an der Küste entlang zurück in Richtung Hanga Roa. Jetzt sah ich alles, wo ich im Dunklen entlang gekommen bin. 


Eine echt tolle Landschaft, da will man gar nicht schneller fahren, weil man gar nicht weiß, wo man hinkucken soll. Unterwegs kam ich auch noch an so einigen Ahus vorbei, an denen ich hielt und Fotos machte. Insgesamt musste ich gerade aus fast 200 Stück aussortieren ;-) Ein bisschen fühlte ich mich an die Tempel von Bagan in Myanmar erinnert, da rollerte ich auch von einem zum nächsten und fotografierte alle... 
Ins Auge treten ist aber auch was Gemeines!

Es war erstaunlich wenig los, einige Tourbusse waren schon unterwegs, meist aber eher Vans oder Individualreisende in Autos, auf Quads oder Rollern. Mehr wie 20 Leute waren mit Ausnahme vom „Sonnenaufgang“ nirgends. Bei einem Ahu waren ein paar antike Hütten nachgebaut, dort gab es dann das restliche Müsli als Mittagessen.
Ein Ahu später war ich neben der Landebahn des Flughafens, irgendwie schaffte es der Flieger, der gerade ankam, das in den 10 Minuten zu tun, als ich hinter dem Flughafen war. Schade, das hätte ich gerne gesehen, so groß ist die Landebahn nicht, im Gegensatz zu den Vögeln, die hier landen (in meinem waren 9 Plätze pro Reihe).
Gegen halb 2 war ich zurück im Ort und rollerte in Richtung Strand. Dort war allerdings alles abgesperrt, ich musste ein paar Meter vom Strand weg parken. Strand ist eigentlich übertrieben, etwas Sand und ein felsiger Zugang in die Brandung. Aber egal, es reichte mir für eben, ich sprang kurz ins Wasser und legte mich dann eine halbe Stunde in die Sonne. Irgendwas schien aber vorzugehen, plötzlich waren ganz viele Boote im Wasser. Ich dachte schon, man hätte Delfine gesichtet oder so, aber dann checkte ich, ein traditioneller alljährlicher Teil der Festivitäten begann: Der „Insel-Triathlon“ Tau’a Rapa Nui mit den Disziplinen Rudern (auf Schilf-Surfbrettern), Laufen mit 20kg Bananenstauden um den Hals (barfuß und im String-Tanga, besonders eindrucksvoll mit dem weißen Badeshorts-Hintern…) und Wettschwimmen (liegend auf den Brettern vom Beginn). Die Teilnehmerzahl war überschaubar, vielleicht 20 Mann, die Zuschauermenge war deutlich größer.


Als das Spektakel vorüber gezogen war, fuhr ich nochmal los in den Südwesten der Insel, hinter dem Flughafen. Es ging hinauf auf den erloschenen Vulkan zum Dorf Orongo. Das ist durch den Vogelmann-Kult berühmt geworden. Die Männer kletterten die Steilküste hinunter, schwammen durch die Brandung zu einer Insel, wo sie tagelang blieben bis sie ein Vogelei klauen konnten. Wer das dann als erstes zurück brachte, war wohl der Held des Dorfes oder so…


Ach sie sind schon immer putzig, die lieben Asiaten...

Schon die ganze Zeit über war es immer grauer geworden und es sah auch aus, als ob es weiter im Osten auch schon regnete. Mich erwischte es dann genau am Kraterrand des Rano Kau, in dessen Innerem ein mit Schilfinseln bedeckter See ist. Innerhalb von Sekunden pisste es wie aus Eimern, dass ich es kaum in meine Regenjacke schaffte (und der Rucksack es in seine). In den beiden nächsten Minuten wurde ich unterhalb der Jacke inkl. Schuhe komplett durchweicht, nochmal 2 Minuten später hörte es genauso auf wie es begonnen hatte. Danke!

Auf dem Rückweg Richtung Ort trocknete ich größtenteils wieder, nur die Schuhe blieben klatschnass. Ich hielt noch bei einem Aussichtspunkt über die Stadt und an einer Höhle am Meer, dann fuhr ich tanken, denn der Roller zeigte unter halb an. Waren aber nur gut 3l… Danach gab’s auch für mich Sprit in Form eines Cappuccinos im Ort. Bei dem wurde ich gleich nochmal eingeregnet, aber hier konnte ich unter das Terrassendach flüchten.
Gegen 5 fuhr ich dann zum Hostel zurück, wo ich unsere neue 3. Mitbewohnerin kennenlernte. Ich begab mich erstmal ins Bad, ich musste mein Top waschen, das war völlig verdreckt durch Staub und Nässe, das kriegen die in der Laundry ja nie sauber. Und die Socken kamen gleich dazu, die sind inzwischen eher dunkelbraun als weiß… Nachdem die Kleidung sauber(er) war, war auch ich dran. Danach machte ich mir ein paar Nudeln warm, beim Essen begann ich, die Bilder zu sichten.

Nach dem Essen wurde der Blog soweit schon mal geschrieben. Gegen 8 fuhr ich nochmal ins Zentrum, denn das Fest ging ja weiter. Heißt übrigens Tapati und findet jedes Jahr in den ersten beiden Februarwochen statt. 


Als ich ankam war noch nicht wirklich was los, also lief ich nochmal am Ufer entlang. Leider fing es dann an zu regnen, ich stellte mich mit vielen anderen bei den Fressständen unter und kaufte mir eine Tüte Pommes, aber es wurde nicht besser. Gut, dass die Regenjacke im Roller lag… Gegen halb 10 wurde dann die Veranstaltung für heute abgesagt. Schade, das wäre heute meine Chance gewesen. Naja, lässt sich nicht ändern. Jetzt ist es kurz vor 10 und ich liege mit Notebook auf dem Bett.
So, morgen bin ich noch hier und mache den nördlichen Teil der Insel unsicher. Hoffentlich hat die doofe Wetterapp einmal recht, laut der soll es nachts regnen, aber ab 8 oder 9 trocken sein… Nasse Schuhe wären morgen Abend eher doof. Nachts um 12 geht der Flieger nach Tahiti, wo ich um halb 1 schon wieder lande (dank Zeitverschiebung von 5h). Da ich noch nicht weiß, wie meine morgige Abendgestaltung aussieht und wie viel Wifi sie beinhaltet, kann ich nicht sagen, wann der nächste Blog kommt. Spätestens dann irgendwann von Tahiti aus ;-)

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