So, drei Wochen habt ihr nun nichts
von mir gehört und es kommen die ersten Beschwerden ;-) Also hab ich mich
entschieden, einen ersten Blog von zu Hause zu schreiben und über meine
Quarantäne und die Zeit danach zu berichten.
Wie glaube ich schon erwähnt, war die
Quarantäne ja eher so ein Witz. Bei genauerem Betrachten der
Copy&Paste-Email las ich da folgendes: Quarantäne endet am 31. März (zur
Erinnerung, ich bin Mitte April zurückgekommen). Außerdem stand da, ich hätte
Kontakt zu infizierten Personen gehabt (äh, nee, ganz sicher nicht!) und ich
sollte das Tagebuch aus dem Anhang zu meinem Gesundheitszustand führen. Da es
keinen Anhang gab (und ich nicht mal ein Fieberthermometer besitze),
verzichtete ich großzügig darauf… Auch jetzt sprechen die neuseeländischen
Zahlen eine klare Sprache für mich, die Zahlen der Neuinfektionen lagen seit
meinem Abflug täglich unter 20 und gehen in den letzten Tagen gegen 0. Anders
gesagt, das schafft Hof alleine, was dort ein ganzen Land hat ;-) Somit hatte
ich auch kein Problem damit, mich sportlich zu betätigen 😎
Ansonsten war es erstaunlicherweise
auch gar nicht langweilig! Hier nun ein kurzer Überblick über alles, was ich
die letzten Wochen so getrieben habe. Zunächst einmal warteten da ja 5000 Teile
eines Puzzles auf mich und, nachdem ich herausgefunden hatte, bei welchem
Nachbarn sie sich verstecken, konnte es losgehen. Zunächst musste ich aber
meinen Tisch vergrößern, der war leider 10cm zu schmal. Verlängern kann ich ihn
noch um ein gutes Stück mehr, aber für die Breite musste ich improvisieren, es
klappte am Ende aber ganz gut.
Das Puzzle beschäftigte mich über viele schöne
Stunden. Wobei es letztendlich gar nicht so schwer war. Komischerweise fand ich
die Gummibären selbst am schwersten, die waren verwirrender als das Drumherum.
Und so war nach gut einer Woche das Puzzle fertig. Naja, zumindest 4999 Teile
fanden ihren richtigen Platz. Das letzte versteckt sich immer noch erfolgreich…
😖
Ein weiteres Projekt, das ich angehen
wollte, hieß ja Türkisch. Nachdem ich keine Website oder App finden konnte, die
meiner Vorstellung von Sprachenlernen entsprach, hab ich dann doch die
klassische Methode gewählt. Die Konzepte der Apps überzeugen mich alle nicht,
das ist mir zu konfus und zu wenig systematisch. Der Mathematiker in mir
braucht klare Regeln und Strukturen, dazu gehören vernünftige Vokabeln, aber
auch eine ordentliche Grammatik. Bin da Oldschool und damit komme ich aber gut
klar. Solche Apps eignen sich für mich vielleicht zum Wiederholen einer mir
schon bekannten Sprache, aber ohne Grundlagen komme ich damit nicht klar. Zumal
türkisch mal so gar nichts mit den Sprachen zu tun hat, die ich kann oder
kenne. Also entschied ich mich für ein Buch samt Übungs- und Lösungsbuch, das
eigentlich für Kurse gedacht ist.
Da ich das aber mit Spanisch und Italienisch
auch ohne Kursleiter geschafft habe, hoffte ich, das könnte auch klappen.
Übrigens hab ich mich dafür entschieden, das Buch beim lokalen Buchhändler zu
bestellen anstatt bei Amazon und ich muss sagen, schneller und kostenloser
Versand, was will man mehr? Zum Vokabellernen nutzte ich aber trotzdem eine
App, das gute alte Phase6, da konnte ich die Vokabeln zum Buch herunterladen
und die werden mir sogar sehr schön vorgesprochen.
Nun saß ich also da mit den Büchern
und zwei CDs, ok, das ist nun richtig Oldschool. Zum Glück hab ich noch mein
altes Notebook mit dem entsprechenden Laufwerk, sodass ich die CDs rüber kopieren
konnte und sie nun sogar abspielen kann ;-) Das könnte Klett schon mal
modernisieren. Es gibt wohl einen App dafür, die aber nicht wirklich zu
funktionieren scheint. Die einfachste Lösung wäre ja ein Link im Buch zum
Download der Audiodateien, aber das wäre wohl zu simpel…
So, nun hab ich es dann doch schon ins
zweite Kapitel geschafft. Nach einem schnellen Start kam ich dann kaum noch zum
Lernen, denn andere Projekte raubten meine Zeit, dazu später mehr. Mein erster
Eindruck: Scheiße, ist das schwer! Null Bezug zu mir bekannten Sprachen, keine
Chance sich irgendetwas herzuleiten. Eine fiese Grammatik (wie mir im Moment
scheint), durch die ich erst so langsam durchsteige. So hängt man im Türkischen
gefühlt an jedes Wort eine persönliche Endung an. Nicht nur bei Verben, gefühlt
bei jedem Wort kommt eine Endung für die unterschiedlichen Personen dran, sogar
bei einem „nicht“ unterscheidet man zwischen ich, du, er, sie, es… Sauschwer,
da immer die richtige zu bilden, aber vermutlich gewöhnt man sich daran. Zudem
unterscheiden sich die Endungen auch noch, je nachdem welcher Vokal davor
steht. Erinnert mich ein bisschen an die Löffelsprache, die man als Kind
benutzt hat. Zumindest weiß ich jetzt, wo die ganzen Üs im Türkischen
herkommen. Ist da schon eines im Wort, kommen durch die Endung unter Umständen
noch zwei weitere dazu ;-) Aber gut, es wird und immerhin kann ich jetzt schon
sagen, wie ich heiße, wo ich wohne, und was ich beruflich mache!
Womit ich aber tatsächlich die meiste
Zeit der letzten drei Wochen verbracht habe, ist die Arbeit für uns Pimpqueens.
Los ging es mit einigen „normalen“ Aufträgen und dem Design der ersten
corona-spezifischen T-Shirts, man muss ja für jede Eventualität gerüstet sein!
Aufgrund der Maskenpflicht und meiner
nähbegabten Mit-Pimpqueen war schnell klar, gepimpte Masken sind eine
Marktlücke! Ideen für Motive wurden gesammelt, schwarzer Stoff und Gummiband
erbeutet (beides ist das neue Klopapier…) und die ersten Probeexemplare
produziert. Was dann am letzten Wochenende passierte, war echt der Hammer!
Bestellungen über Bestellungen kamen an und Meike bekam in ihrem Bangladesch
(Nähzimmer im Keller) so langsam die Krise. Unbezahlte Hilfsarbeiter wurden
angestellt und ausgebeutet, Plotter, Presse und Nähmaschine standen nicht mehr
still. Die Ergebnisse können sich aber echt sehen lassen!
Wie immer versuchten wir natürlich
auch, jeden Sonderwunsch zu erfüllen, die Motivpalette wuchs und auch die
ersten Firmenlogos fanden ihren Weg auf die Masken. Als schließlich meine
Quarantäne vorbei war, schwang ich mich auf das kleine Pimpqueen-Mobil und
machte mich an die erste Auslieferungsfahrt. (Nein, ich bin natürlich nicht mit Maske geradelt!)
Dummerweise war die Zulassung des
richtigen Pimpqueen-Mobils noch ein größeres Problem. Beim ersten Anruf in der
Zulassungsstelle direkt nach meiner Rückkehr hieß es „Sie müssen ja eh erst mal
zwei Wochen in Quarantäne“. Als ich dann letzten Montag anrief, bekam ich den
nächsten freien Termin, eine Woche später! Das hätte die blöde Kuh beim 1.
Anruf auch gleich sagen können, dann hätte ich da auch schon einen Termin
ausmachen können. Letztendlich war es aber auch nicht so schlimm, ich hatte eh
keine Zeit für irgendwas. Gut, ich hätte mir beim Einkaufen etwas leichter
getan als auf dem Fahrrad aber das ging schon mal so.
Außer dem Einkaufen und einer gelegentlichen
Fahrt zu Meike zum Austausch von Masken und Stoffen unterschied sich die Woche
nach der Quarantäne auch nicht so wirklich von der Zeit davor. Letztendlich
fühlt es sich für mich in etwa so an wie Ferien bei schlechtem Wetter. Gut, da
würde ich dann mal ins Fitnessstudio fahren, aber ansonsten ist der Unterschied
nicht so groß.
Gestern konnte ich dann endlich meinen
geliebten Corange zulassen. Danach streikte er aber. Ich hatte ihn letzte Woche
getestet, da sprang er an, meldete aber einen niedrigen Batteriestand. Das
hätte ich besser mal gelassen, gestern wollte er dann gar nicht. Danke hier an
meine Mum, die dann schnell zum Fremdstarten vorbeikam. Das klappte prima und
kurz darauf war ich on the Road! Etwas komisch war das schon, beim Starten
musste ich echt überlegen, wie das nun ging, ein Zündschloss konnte ich nicht
finden, dann erinnerte ich mich an den Startknopf. Auch die Position beider
Füße auf den richtigen Pedalen wollte erstmal gefunden werden… Dann fuhr es
sich aber wieder richtig gut und ich war auch auf der richtigen Straßenseite unterwegs
;-) Nun konnten auch die Masken außerhalb von Hof ausgeliefert werden.
Wer noch eine Maske braucht oder eine
schönere will, kuckt doch einfach mal auf unserer Website www.pimpqueens.de oder auf Facebook
unter Pimpqueens ;-) Im Moment ist fast so etwas wie Ruhe eingekehrt und wir
haben auch neuen Stoff bekommen!
Zum Abschluss möchte ich mich nochmal
ganz ganz arg bedanken bei allen, die mich in der Zeit der Quarantäne so super
versorgt haben! Vorne dran meine Mum und Meike, die fleißig für mich einkaufen
waren, an Sam für die mehr als reichliche Lieferung an guten Müller-Semmeln,
selbstgemachter Schokocreme und Kochkäse, von einer sehr gesunden Ananas ganz
zu schweigen!
Außerdem natürlich auch lieben Dank an
die unzähligen Shopping-Hilfsangebote, die ich gar nicht alle nutzen konnte.
Echt super, wer sich da alles angeboten hat, für mich was einzukaufen. Auch
Danke ans Ristorante Il Colosseo, die im Moment auch Pizza liefern.
Nun ist es an der Zeit, das
zurückzugeben. Wenn irgendwer hier in meiner Nähe auch in Quarantäne muss oder
warum auch immer Hilfe beim Einkaufen (oder auch etwas anderem) braucht, meldet
euch, ich hab echt ausreichend Zeit! Oder wenn jemand Lust auf ein Florida-Eis
hat, natürlich nur 50m von der Florida entfernt und mit dem richtigen
Sicherheitsabstand, ich bin bereit ;-)
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