Dienstag, 5. Mai 2020

05.5.20 - Quarantäne-Blog


So, drei Wochen habt ihr nun nichts von mir gehört und es kommen die ersten Beschwerden ;-) Also hab ich mich entschieden, einen ersten Blog von zu Hause zu schreiben und über meine Quarantäne und die Zeit danach zu berichten.
Wie glaube ich schon erwähnt, war die Quarantäne ja eher so ein Witz. Bei genauerem Betrachten der Copy&Paste-Email las ich da folgendes: Quarantäne endet am 31. März (zur Erinnerung, ich bin Mitte April zurückgekommen). Außerdem stand da, ich hätte Kontakt zu infizierten Personen gehabt (äh, nee, ganz sicher nicht!) und ich sollte das Tagebuch aus dem Anhang zu meinem Gesundheitszustand führen. Da es keinen Anhang gab (und ich nicht mal ein Fieberthermometer besitze), verzichtete ich großzügig darauf… Auch jetzt sprechen die neuseeländischen Zahlen eine klare Sprache für mich, die Zahlen der Neuinfektionen lagen seit meinem Abflug täglich unter 20 und gehen in den letzten Tagen gegen 0. Anders gesagt, das schafft Hof alleine, was dort ein ganzen Land hat ;-) Somit hatte ich auch kein Problem damit, mich sportlich zu betätigen 😎
Ansonsten war es erstaunlicherweise auch gar nicht langweilig! Hier nun ein kurzer Überblick über alles, was ich die letzten Wochen so getrieben habe. Zunächst einmal warteten da ja 5000 Teile eines Puzzles auf mich und, nachdem ich herausgefunden hatte, bei welchem Nachbarn sie sich verstecken, konnte es losgehen. Zunächst musste ich aber meinen Tisch vergrößern, der war leider 10cm zu schmal. Verlängern kann ich ihn noch um ein gutes Stück mehr, aber für die Breite musste ich improvisieren, es klappte am Ende aber ganz gut. 

Das Puzzle beschäftigte mich über viele schöne Stunden. Wobei es letztendlich gar nicht so schwer war. Komischerweise fand ich die Gummibären selbst am schwersten, die waren verwirrender als das Drumherum. 

Und so war nach gut einer Woche das Puzzle fertig. Naja, zumindest 4999 Teile fanden ihren richtigen Platz. Das letzte versteckt sich immer noch erfolgreich… 😖

Ein weiteres Projekt, das ich angehen wollte, hieß ja Türkisch. Nachdem ich keine Website oder App finden konnte, die meiner Vorstellung von Sprachenlernen entsprach, hab ich dann doch die klassische Methode gewählt. Die Konzepte der Apps überzeugen mich alle nicht, das ist mir zu konfus und zu wenig systematisch. Der Mathematiker in mir braucht klare Regeln und Strukturen, dazu gehören vernünftige Vokabeln, aber auch eine ordentliche Grammatik. Bin da Oldschool und damit komme ich aber gut klar. Solche Apps eignen sich für mich vielleicht zum Wiederholen einer mir schon bekannten Sprache, aber ohne Grundlagen komme ich damit nicht klar. Zumal türkisch mal so gar nichts mit den Sprachen zu tun hat, die ich kann oder kenne. Also entschied ich mich für ein Buch samt Übungs- und Lösungsbuch, das eigentlich für Kurse gedacht ist. 

Da ich das aber mit Spanisch und Italienisch auch ohne Kursleiter geschafft habe, hoffte ich, das könnte auch klappen. Übrigens hab ich mich dafür entschieden, das Buch beim lokalen Buchhändler zu bestellen anstatt bei Amazon und ich muss sagen, schneller und kostenloser Versand, was will man mehr? Zum Vokabellernen nutzte ich aber trotzdem eine App, das gute alte Phase6, da konnte ich die Vokabeln zum Buch herunterladen und die werden mir sogar sehr schön vorgesprochen.
Nun saß ich also da mit den Büchern und zwei CDs, ok, das ist nun richtig Oldschool. Zum Glück hab ich noch mein altes Notebook mit dem entsprechenden Laufwerk, sodass ich die CDs rüber kopieren konnte und sie nun sogar abspielen kann ;-) Das könnte Klett schon mal modernisieren. Es gibt wohl einen App dafür, die aber nicht wirklich zu funktionieren scheint. Die einfachste Lösung wäre ja ein Link im Buch zum Download der Audiodateien, aber das wäre wohl zu simpel…
So, nun hab ich es dann doch schon ins zweite Kapitel geschafft. Nach einem schnellen Start kam ich dann kaum noch zum Lernen, denn andere Projekte raubten meine Zeit, dazu später mehr. Mein erster Eindruck: Scheiße, ist das schwer! Null Bezug zu mir bekannten Sprachen, keine Chance sich irgendetwas herzuleiten. Eine fiese Grammatik (wie mir im Moment scheint), durch die ich erst so langsam durchsteige. So hängt man im Türkischen gefühlt an jedes Wort eine persönliche Endung an. Nicht nur bei Verben, gefühlt bei jedem Wort kommt eine Endung für die unterschiedlichen Personen dran, sogar bei einem „nicht“ unterscheidet man zwischen ich, du, er, sie, es… Sauschwer, da immer die richtige zu bilden, aber vermutlich gewöhnt man sich daran. Zudem unterscheiden sich die Endungen auch noch, je nachdem welcher Vokal davor steht. Erinnert mich ein bisschen an die Löffelsprache, die man als Kind benutzt hat. Zumindest weiß ich jetzt, wo die ganzen Üs im Türkischen herkommen. Ist da schon eines im Wort, kommen durch die Endung unter Umständen noch zwei weitere dazu ;-) Aber gut, es wird und immerhin kann ich jetzt schon sagen, wie ich heiße, wo ich wohne, und was ich beruflich mache!
Womit ich aber tatsächlich die meiste Zeit der letzten drei Wochen verbracht habe, ist die Arbeit für uns Pimpqueens. Los ging es mit einigen „normalen“ Aufträgen und dem Design der ersten corona-spezifischen T-Shirts, man muss ja für jede Eventualität gerüstet sein!



Aufgrund der Maskenpflicht und meiner nähbegabten Mit-Pimpqueen war schnell klar, gepimpte Masken sind eine Marktlücke! Ideen für Motive wurden gesammelt, schwarzer Stoff und Gummiband erbeutet (beides ist das neue Klopapier…) und die ersten Probeexemplare produziert. Was dann am letzten Wochenende passierte, war echt der Hammer! Bestellungen über Bestellungen kamen an und Meike bekam in ihrem Bangladesch (Nähzimmer im Keller) so langsam die Krise. Unbezahlte Hilfsarbeiter wurden angestellt und ausgebeutet, Plotter, Presse und Nähmaschine standen nicht mehr still. Die Ergebnisse können sich aber echt sehen lassen!


Wie immer versuchten wir natürlich auch, jeden Sonderwunsch zu erfüllen, die Motivpalette wuchs und auch die ersten Firmenlogos fanden ihren Weg auf die Masken. Als schließlich meine Quarantäne vorbei war, schwang ich mich auf das kleine Pimpqueen-Mobil und machte mich an die erste Auslieferungsfahrt. (Nein, ich bin natürlich nicht mit Maske geradelt!)

Dummerweise war die Zulassung des richtigen Pimpqueen-Mobils noch ein größeres Problem. Beim ersten Anruf in der Zulassungsstelle direkt nach meiner Rückkehr hieß es „Sie müssen ja eh erst mal zwei Wochen in Quarantäne“. Als ich dann letzten Montag anrief, bekam ich den nächsten freien Termin, eine Woche später! Das hätte die blöde Kuh beim 1. Anruf auch gleich sagen können, dann hätte ich da auch schon einen Termin ausmachen können. Letztendlich war es aber auch nicht so schlimm, ich hatte eh keine Zeit für irgendwas. Gut, ich hätte mir beim Einkaufen etwas leichter getan als auf dem Fahrrad aber das ging schon mal so.
Außer dem Einkaufen und einer gelegentlichen Fahrt zu Meike zum Austausch von Masken und Stoffen unterschied sich die Woche nach der Quarantäne auch nicht so wirklich von der Zeit davor. Letztendlich fühlt es sich für mich in etwa so an wie Ferien bei schlechtem Wetter. Gut, da würde ich dann mal ins Fitnessstudio fahren, aber ansonsten ist der Unterschied nicht so groß.
Gestern konnte ich dann endlich meinen geliebten Corange zulassen. Danach streikte er aber. Ich hatte ihn letzte Woche getestet, da sprang er an, meldete aber einen niedrigen Batteriestand. Das hätte ich besser mal gelassen, gestern wollte er dann gar nicht. Danke hier an meine Mum, die dann schnell zum Fremdstarten vorbeikam. Das klappte prima und kurz darauf war ich on the Road! Etwas komisch war das schon, beim Starten musste ich echt überlegen, wie das nun ging, ein Zündschloss konnte ich nicht finden, dann erinnerte ich mich an den Startknopf. Auch die Position beider Füße auf den richtigen Pedalen wollte erstmal gefunden werden… Dann fuhr es sich aber wieder richtig gut und ich war auch auf der richtigen Straßenseite unterwegs ;-) Nun konnten auch die Masken außerhalb von Hof ausgeliefert werden.

Wer noch eine Maske braucht oder eine schönere will, kuckt doch einfach mal auf unserer Website www.pimpqueens.de oder auf Facebook unter Pimpqueens ;-) Im Moment ist fast so etwas wie Ruhe eingekehrt und wir haben auch neuen Stoff bekommen!
Zum Abschluss möchte ich mich nochmal ganz ganz arg bedanken bei allen, die mich in der Zeit der Quarantäne so super versorgt haben! Vorne dran meine Mum und Meike, die fleißig für mich einkaufen waren, an Sam für die mehr als reichliche Lieferung an guten Müller-Semmeln, selbstgemachter Schokocreme und Kochkäse, von einer sehr gesunden Ananas ganz zu schweigen!

Außerdem natürlich auch lieben Dank an die unzähligen Shopping-Hilfsangebote, die ich gar nicht alle nutzen konnte. Echt super, wer sich da alles angeboten hat, für mich was einzukaufen. Auch Danke ans Ristorante Il Colosseo, die im Moment auch Pizza liefern.
Nun ist es an der Zeit, das zurückzugeben. Wenn irgendwer hier in meiner Nähe auch in Quarantäne muss oder warum auch immer Hilfe beim Einkaufen (oder auch etwas anderem) braucht, meldet euch, ich hab echt ausreichend Zeit! Oder wenn jemand Lust auf ein Florida-Eis hat, natürlich nur 50m von der Florida entfernt und mit dem richtigen Sicherheitsabstand, ich bin bereit ;-)


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